Duisburg. Drei Duisburger Designerinnen erzählen, wie man schick durch die feierliche Zeit kommt. Die Modemacherinnen stehen für einen unterschiedlichen Stil.

Wer an die Fashion-Metropolen New York, Paris, Berlin, Düsseldorf gedacht hat, fügte bisher selten noch Duisburg hinzu. Dabei gibt es sogar einen Jutebeutel mit der Aufschrift „Modestadt Duisburg“.

Was eigentlich als sanfte Ironie von den Machern von „Onkel Stereo“ gemeint ist, stimmt aber mittlerweile tatsächlich ein bisschen. „Die Tasche habe ich mir auch sofort geholt“, erzählt Anna Termöhlen, die vor kurzem ihr eigenes Atelier an der Kammerstraße in Neudorf eröffnet hat.

Warum nicht Mal mit Kleidung made in Duisburg?

Weihnachten und Silvester sind nicht nur Tage zum festlichen Essen, sondern auch, um sich noch einmal richtig schick zu machen. Warum nicht Mal mit Kleidung made in Duisburg? Unsere Redaktion hat drei Frauen gefragt, die sich mit Mode und gutem Geschmack auskennen sollten.

Ulrike Altegoer, Anna Termöhlen und Andrea Schulte haben alle in Düsseldorf Mode und Design studiert und sich danach bewusst in der Nachbarstadt angesiedelt – auch, weil sie selbst Duisburger sind. Sie fertigen ihre Mode in ihren eigenen Ateliers, die Kundschaft kommt sogar von auswärts zu ihnen. Im Gespräch verraten sie ihre Modetricks, wie frau gut gestylt durch die Feiertage kommt, was sie selbst anziehen – und welche Outfit-Fettnäpfchen besser vermieden werden sollen.

Anna Termöhlen empfiehlt bequeme Kleidung zu Weihnachten 

Schon als Vierjährige hat Anna Termöhlen ihre Mutter zum Nähkurs begleitet. Ihr Erstlingswerk war ein Vlies. Später folgten Kissen und Kleidungsstücke. Ihren Weg, später einmal Designerin zu werden, verfolgte die heute 24-Jährige zielstrebig. „Ich habe natürlich auch mal Klamotten im Laden gekauft, sie aber immer mit selbstgenähten Sachen ergänzt.“

Anna Termöhlen rät: Flache Schuhe für lange Nächte.
Anna Termöhlen rät: Flache Schuhe für lange Nächte. © FUNCKE Foto Services

Ihr Abi-Ballkleid schneiderte sie sich selbst, fertigte später auch andere Abi-Ballkleider für Bekannte, „so musste ich mir keine Gedanken machen, ob es mein Kleid nochmal gibt“ – und bewarb sich nach dem Abschluss an der Akademie für Mode und Kommunikation „Design Department“ in Düsseldorf. Vor kurzem hat sie ihr eigenes „AT-elier“ eröffnet.

Ihre Kollektion ist schlicht – mit ein paar auffälligen Details. Zum Beispiel ein Gürtel, der einem Kleid Pfiff gibt. Oder einer Knopfleiste, die den Schnitt eines Mantels transformiert. Jede Bluse und jede Jacke ist ein Unikat. „Zu Weihnachten würde ich immer was Bequemes anziehen“, rät sie. Also Kleider, die nach dem Festmahl nicht zu spack sitzen oder Schuhe, auf denen frau einen Abend übersteht.

AT-elier: Kammerstraße 62 in Neudorf.

Andrea Schulte fertigt Kleider im Rockabilly-Stil 

Mit ihrer Liebe für die 50er Jahre fing bei Andrea Schulte alles an. Auf Kleiderstangen in ihrem Studio hängen Petticoats, in einer Ecke steht ein Retro-Sofa und in der anderen lagern die Stoffe, aus denen die Mädchenträume geschneidert sind. „Ich wollte einfach Mode machen, die nicht einem Trend unterliegt, sondern zeitlos ist.“

Andrea Schulte will demnächst auch Outfits anderer Jahrzehnte schneidern. Ihre Kunden kommen mittlerweile aus ganz Deutschland.
Andrea Schulte will demnächst auch Outfits anderer Jahrzehnte schneidern. Ihre Kunden kommen mittlerweile aus ganz Deutschland. © FUNCKE Foto Services

In der Düsseldorfer Modeschule hat sie studiert, dann hinter die Kulissen der Modeindustrie geblickt und sich entschieden, lieber ihr eigenes Ding zu machen. Für Kleider hat sich die Meidericherin schon als kleines Mädchen begeistert. „Da habe ich mir Bettlaken um die Hüfte geknotet oder mich drei Mal am Tag umgezogen.“ Heute ist der Zwirn mit der schmalen Korsage und dem weitschwingenden Petticoat quasi Dienstkleidung.

Inzwischen fertigt sie nicht nur Hochzeits-, Party- und Abi-Ballkleider, sondern hat eine spezielle Winterkollektion entwickelt. „Normalerweise beginnt unsere Saison im Frühjahr, deshalb wollten wir mal etwas mit langen Armen machen.“ Der Jersey-Stoff schmiegt sich an die Figur, „aber er trägt nicht auf.“ Nicht alle Modelle sind ausgestellt, aber durchaus klassisch geschnitten. „Wir sind zufrieden, die Kollektion läuft gut.“

Im nächsten Jahr möchte sie gerne ihre Mode auf der Fashion-Week präsentieren. Zudem arbeitet sie an neuen Kleidern. „Die 20er Jahre finde ich auch interessant.“

Rockabilly-Mode: Sternbuschweg 41 b, 0203/39 38 88 58.

Ulrike Altegoer recycelt und veredelt Einzelstücke 

„Einen bestimmten Stil habe ich nicht. Ich seh’ manchmal Stoffe oder Kleidung und dann kommen die Ideen“, erklärt Ulrike Altegoer. Die 49-Jährige hat im Schloss Eller studiert, nebenher in der Mode-Industrie gejobbt und später als Kostümbildnerin am Theater gearbeitet. Mittlerweile entwickelt sie Kleidungsstücke selbst oder auf Kundenwunsch.

„Ich hab’ zum Beispiel eine Strickjacke gesehen, die zwar ganz schön, aber doch ein bisschen zu langweilig war.“ Also applizierte sie eine Blüte aus einem alten Wandbehang auf die Jacke – und fand noch farblich passenden Stoff, den sie auf die Ärmel nähte.

© FUNKE Foto Services

Passend dazu gibt’s Schmuck und Taschen. Etwa ein filigraner Beutel, der locker auf den Hüften sitzt. „Tanztäschchen“ nennt die Designerin und Künstlerin das Accessoire. „Wenn frau abends raus geht, will sie schließlich nicht immer eine Tasche auf den Schultern tragen.“ Die meisten Duisburger, so sagt sie, hätten übrigens durchaus Stil und Modegeschmack.

Das Atelier von Ulrike Altegoer befindet sich im Kunsthaus „Hafenkult“ in Neuenkamp, Am Parallelhafen 12.