Duisburg. Die Studie über sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche erschüttert auch Duisburg. Was der Superintendent jetzt plant.

Die gerade veröffentlichte Forum-Studie zu sexuellem Missbrauch in der Evangelischen Kirche hat viele erschüttert. Auch Dr. Christoph Urban, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, erklärt auf Nachfrage: „Das in der Studie aufgezeigte Leid der Betroffenen ist entsetzlich.“

Von 2225 Betroffenen ist die Rede, von 1259 Tätern, fast ausnahmslos Männern. Und das sei „nur die Spitze des Eisbergs“, betont Martin Wazlawik, der Leiter der Studie.

Nach Studie zu Missbrauch in der Evangelischen Kirche: Genaue Analyse erforderlich

Deren Ergebnisse müssten nun genau analysiert werden, sagt der Duisburger Superintendent, die Kirche müsse sich selbst hinterfragen. „Es muss unser Ziel sein, weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten.“

Ob es auch konkrete (Verdachts-)Fälle in Duisburg gibt, bleibt vorerst offen: Es gebe „keine spezifischen Informationen“, an welchen Orten „die Fälle, die in die Studie eingeflossen sind, angesiedelt sind“, so Urban.

Kinderschutzbund fordert Respekt ein

Gerhild Tobergte vom Kinderschutzbund Duisburg lobt „das Bemühen der Gesellschaft, sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche aufzuklären, zu ahnden und durch breite Präventionsarbeit weiteren vorzubeugen“.

Zu viele Kinder müssten dieses Leid erfahren. „Solange es aber offensichtlich einen so eklatanten Mangel an Anstand und Respekt vor den Grenzen des Nächsten gibt und die Loyalität aller nicht grundsätzlich den Kindern gilt, werden wir des Problems gesamtgesellschaftlich nicht Herr werden“, betont sie. „Die Verletzung der Rechte des Kindes, das den Schutz seiner Rechte nicht selbst gewährleisten kann, zu ahnden und möglichst zu verhindern, ist oberste moralische Verpflichtung für die Gesellschaft.“

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In Duisburg hatte im vergangenen Jahr die Veröffentlichung der Studie über Fälle sexuellen Missbrauchs des Bistums Essen für ein Beben gesorgt: Der damalige Stadtdechant selbst kam in dieser Studie vor, ihm wurde von Messdienern grenzverletzendes Verhalten vorgeworfen. Nach Bekanntwerden wurde er zunächst beurlaubt und schließlich von seinen Ämtern entpflichtet.

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