Duisburg. Zu wenig freie Plätze: Trotz Anmeldung bekommen hunderte Kinder keinen Platz an ihrer Wunsch-Grundschule. Wie jetzt umverteilt wird.

Wird mein Kind an der Wunsch-Grundschule in seine künftige Schullaufbahn starten können? Diese Frage stellen sich viele Eltern, denn in Duisburg haben viele Schulen mehr Anmeldungen bekommen als Plätze vorhanden sind.

In diesen Tagen laufen die Koordinierungen des Amtes für Schulische Bildung gemeinsam mit der Schulaufsicht und den Schulleitern. Vorab sagt Schulplaner Dr. Tobias Terpoorten beruhigend: „Rund 95 Prozent, also die allermeisten kommen an die Grundschule, die sie auch gewählt haben.“ Prozentual werden also grob 250 von rund 5000 Kindern umverteilt.

Grundschulen in Duisburg: Nach diesen Kriterien werden Kinder aufgenommen

Schulamtsleiter Ralph Kalveram sieht Duisburg gut vorbereitet. Als eine der wenigen Kommunen in NRW gibt es hier klar definierte Schuleinzugsgebiete, damit habe man ein gutes Steuerungsinstrument. Es werden also zunächst die Kinder aufgenommen, die im Einzugsgebiet der Schule wohnen.

Die meisten Kinder landen an der Grundschule, die ihre Eltern für sie ausgewählt haben, verspricht Ralph Kalveram vom Amt für schulische Bildung in Duisburg.
Die meisten Kinder landen an der Grundschule, die ihre Eltern für sie ausgewählt haben, verspricht Ralph Kalveram vom Amt für schulische Bildung in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wenn dann noch ein Anmeldeüberhang besteht, kommen weitere Kriterien hinzu:

  • Geschwisterkinder, die die Schule bereits besuchen,
  • der Schulweg
  • ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen
  • ein ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Herkunftssprachen
  • der Besuch einer Kita in der Nähe der Schule

An der Beethovenschule beispielsweise, die stadtweit die meisten Anmeldungen verzeichnete, hängt es zudem noch davon ab, ob das nächste Schuljahr vier- oder fünfzügig beginnen wird. Bei vier Klassen müssten 42 Kinder umverteilt werden, bei fünf Klassen immer noch 21 Kinder. Solche Entscheidungen werden im Rahmen der Koordinierungsgespräche getroffen. Rechtlich gebe es eben nur einen Anspruch auf einen Grundschulplatz entsprechend des Schuleinzugsgebiets und nicht auf den einen, den man sich wünscht, sagt Kalveram.

Ausnahmen bilden lediglich die konfessionell gebundenen Schulen, die als allererstes Aufnahmekriterium die Zugehörigkeit zu einer Kirche festgelegt haben.

„Hohe Rechtssicherheit“ für Eltern

Eltern haben damit eine hohe Rechtssicherheit, ihr Kind an einer nahe gelegenen Schule unterbringen zu können, ergänzt Abteilungsleiter Oliver Hülsmann. Die Stadt setze auf das Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“. Dennoch gebe es in jedem Jahr vereinzelt Widersprüche, auch mal Klagen. Dem müsse sich die Stadt stellen und Begehren rechtssicher ablehnen. „Wir fühlen mit den Eltern“, betont Hülsmann, „wir lassen aber auch die Schulleitungen nicht allein“.

Wir wollen die Klassen nicht vollknallen.
Ralph Kalveram

Bei der Verteilung der Kinder sei man auch abhängig von der Lehrerversorgung. So gebe es an der Dislichstraße eine Klasse mit 33 Kindern, die man gerne teilen würde, wenn es denn Lehrkräfte dafür gäbe, beschreiben die Experten ihre Not. „Wir wollen die Klassen nicht vollknallen“, betont Kalveram den Spagat. Durch Klassencontainer könne man räumlich für Entlastung sorgen, aber das nächste Nadelöhr sei eben der Lehrermangel.

Im Schnitt seien im vergangenen Jahr Klassengrößen mit 25 Kindern gelungen, vereinzelt waren es 20, aber eben auch 30 und mehr, sagt Terpoorten. Im kommenden Jahr werde der Durchschnitt voraussichtlich bei 25,5 liegen. Damit liege man im Landestrend, „die Klassen werden überall voller“. Bitter daran sei, dass ausgerechnet da, wo kleine Klassen nötig wären, der Bedarf umso höher sei.

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Die Schulen selbst seien „genial“, lobt Hülsmann, „sie helfen sich gegenseitig, zeigen sich total kooperativ“. Die Tonstraße verzichtet beispielsweise auf ihre Schulbücherei zugunsten eines weiteren Klassenraums, die Bilsestraße nimmt freiwillig sechs Kinder mehr auf.

Schuleinzugsgebiete werden an einzelnen Schulen bedarfsgerecht verändert

Die Schuleinzugsgebiete, die erstmals in den 80er Jahren benannt und vor zwei Jahren grundlegend überarbeitet wurden, sind nicht in Stein gemeißelt. Im Falle der GGS Albert-Schweitzer-Straße etwa wird wegen der hohen Anmeldezahlen das Gebiet nun neu zugeschnitten. Einige Straßen werden der Grundschule Wanheim zugeschlagen und da haben die Kinder dann auch rechtssicher einen Platz, erklärt Terpoorten.

Insgesamt sei die Lage der Grundschulen in Duisburg „top, die Laufwege für die Kinder sind in der Regel wenige hundert Meter lang und Fußläufigkeit ist ein hohes Gut“, sagt Terpoorten.

Weil die Zahl der Schüler sehr dynamisch ist, setzt Dr. Tobias Terpoorten vom Amt für schulische Bildung in Duisburg auf konkretere Teilplanungen.
Weil die Zahl der Schüler sehr dynamisch ist, setzt Dr. Tobias Terpoorten vom Amt für schulische Bildung in Duisburg auf konkretere Teilplanungen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Mehr Sorgen bereiten den Schulplanern Stadtteile wie Marxloh, wo wegen des Platzmangels immer noch Kinder mit dem Bus zu weiter entfernt liegenden Schulen gefahren werden müssen. „Das ist der worst case und kostet ein Heidengeld“, betont Hülsmann. Aktuell werden Grundstücke geprüft, die für den Bau neuer Grundschulen in Frage kommen könnten, damit die Kinder künftig in ihrem Bezirk bleiben können.

Schwankungen von bis zu 200 Kindern pro Jahr seien für eine Großstadt nicht ungewöhnlich, „das müssen wir verpacken können, dafür brauchen wir ein krisenfestes Schulsystem“, umreißt Terpoorten ihr Ziel.

Hohe Dynamik bei den Schülerzahlen

Der Schulplaner betont, dass in den statistischen Zahlen viel Bewegung ist: IT.NRW hatte kürzlich prognostiziert, dass 2023 deutlich über 5000 Kinder geboren wurden. Laut Stadtstatistik sind es lediglich 4850 Geburten.

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Eine weitere Unbekannte sind die Verfahren für Förderschüler, die aktuell noch laufen. Zwischen 150 und 200 Kinder könnten für eine Förderschule in Frage kommen, sie stehen aktuell aber noch an einer Regelschule auf der Liste.

Schon binnen eines Jahres gebe es also eine hohe Dynamik bei den Schülerzahlen, weshalb Terpoorten lieber auf konkrete Teilplanungen setzt. Seitens der Politik werde regelmäßig ein Schulentwicklungsplan gefordert, der die nächsten fünf Jahre überblicke. Das hält er für wenig zielführend. „Wir machen dünnere Vorlagen, die sind dann aber auch aktuell und nachvollziehbar.“ Rund 5000 plus werde aber „unsere neue Zahl“, glaubt Hülsmann.

Auf rund 5000 Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang stellt sich Oliver Hülsmann vom Amt für schulische Bildung in Duisburg ein.
Auf rund 5000 Schülerinnen und Schüler pro Jahrgang stellt sich Oliver Hülsmann vom Amt für schulische Bildung in Duisburg ein. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

>>SO VIELE CONTAINER STEHEN ALS KLASSENERSATZ AUF SCHULHÖFEN

  • In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Container, die auf Schulhöfen als Klassenersatz stehen, kontinuierlich. Aktuell sollen 16 weitere Container aufgestellt werden, vier davon an der Beethovenschule. Aber: In diesem Jahr werden wir auch erstmals wieder vom Abbau berichten können, sagt Kalveram.
  • Aktuell stehen an Duisburger Schulen insgesamt 166 Container. Davon 49 an Grundschulen und 82 an weiterführenden Schulen.