Duisburg. Die Probleme sind groß, die Zeit ist knapp. Dennoch haben sich erste Alleinerziehende in Duisburg vernetzt. Wie das Netzwerk weiter wachsen will.

Kann es wirklich wahr sein, dass es in Duisburg nicht eine Ortsgruppe eines Vereins oder Verbands gibt, der die Interessen von Alleinerziehenden vertritt? Das fragten sich vor gut anderthalb Jahren Angelika Fröhling von der Bürgerplattform DUaktiv und Liane Lauprecht, die beim Deutschen Roten Kreuz in Duisburg Familienhilfe und Online-Beratung anbietet. Fröhling und Lauprecht wussten, dass die Zahl der Soloeltern in einer Stadt wie Duisburg groß sein muss, denn statistisch kommt fast jede fünfte Familie mit minderjährigen Kindern mit nur einem Elternteil aus.

Also organisierten sie Räume für ein erstes Treffen im DRK-Bildungswerk, besorgten sich über die Hildener Stiftung Alltagsheldinnen finanzielle Unterstützung, stellten ein Team zur Kinderbetreuung zusammen und machten sich Gedanken über das Programm.

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Belastung für Alleinerziehende durch Betreuungsprobleme, Beruf, Finanzen

Sie verteilten viele Einladungen, 15 Anmeldungen kamen zusammen, davon konnten dann zehn Familien tatsächlich teilnehmen, den anderen kam ein krankes Kind dazwischen, was Alleinerziehenden häufig passiert. Die anwesenden Frauen sprachen miteinander über Betreuungsprobleme in Kita und Schule, über ihre schwierige berufliche Situation, über fehlende finanzielle Unterstützung, ausufernde Bürokratie und die mangelnde Kinderfreundlichkeit in Großstädten.

Nebenbei versuchten sie, den fröhlichen Nachwuchs bei Laune zu halten. Die Mehrzahl der Kinder zwischen sechs Monaten und elf Jahren spielte zwar in der Kinderbetreuung, backte Kekse und sägte Holzsterne aus. Aber sie tauchten auch alle fünf Minuten wieder im Gruppenraum auf und erzeugten die normale Hintergrundlautstärke einer vollen Kindergartengruppe. Die Mütter nutzten dennoch die Gelegenheit zur Diskussion: Wie können sich Alleinerziehende gegenseitig unterstützen? Wie würde ein optimales Leben als Alleinerziehende aussehen? Welche Ideen gibt es für Duisburg?

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Neues Netzwerktreffen in der Vorbereitung

Konkrete Pläne für eine bessere Zukunft kamen nur zaghaft zustande. Wenn der Alltag aufreibend ist und die eigenen Kräfte nur knapp reichen, um alle Anforderungen zu bewältigen, bleibt wenig Platz für Träume. Aber alle Frauen bestätigten, dass sie dringend ein besseres Netzwerk benötigen und fühlten sich wohl damit, in einer Runde von ihren Problemen zu erzählen, die nicht nur theoretisches Verständnis aufbringt.

Für die beiden Organisatorinnen heißt das jetzt dranbleiben und mehr Soloeltern erreichen. Ein nächstes Treffen ist für das kommende Frühjahr geplant.

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>>HOHE BELASTUNG FÜR ALLEINERZIEHENDE

  • In Deutschland ist der finanzielle Druck auf Soloeltern besonders hoch. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2022 gibt es in Deutschland 2,8 Millionen Alleinerziehende. 85 Prozent davon sind Frauen.
  • Deutschland liegt in einem Ranking der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf dem 5. Platz der höchsten steuerlichen Belastung von Ein-Eltern-Familien. Im Durchschnitt der untersuchten Länder machte die Steuer- und Abgabenlast für Familien mit nur einem Elternteil 15,3 Prozent des Einkommens aus. In Deutschland sind es 31,5 Prozent.

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