Duisburg. Alleinerziehende kämpfen an vielen Stellen. In Duisburg vernetzen sich jetzt Solomütter. Was sie fordern, was ihr Leben leichter machen würde.

Alleine für ein Kind sorgen ist nicht eben einfach. Solomütter sind häufig mit Geldproblemen konfrontiert, mit Job- und Betreuungsfragen. Beim ersten Netzwerktreffen für Alleinerziehende fanden Duisburger Mütter deutliche Worte für ihre Lage. Ihre Nachnamen behielten sie deshalb lieber für sich. Fabienne, die Mutter des zweieinhalbjährigen Noah, sieht kein Ende der prekären Betreuungssituation und wird zunehmend wütender. „Ich habe studiert und einen guten Job“, erzählt sie, „soll ich den jetzt aufgeben und von Bürgergeld leben, nur weil ich ein Kind in die Welt gesetzt habe, um das ich mich alleine kümmern muss?“

Sie bekam für das vergangene Jahr keinen U-3 Betreuungsplatz. Alle Plätze seien schon von Geschwisterkindern besetzt, habe man ihr immer wieder gesagt. Nur durch Zufall erfuhr sie, dass sich alle Eltern im städtischen Portal Kita-Place nach einem Update neu registrieren lassen mussten, weil die alten Daten nicht übernommen wurden.

Alleinerziehende: Kritik am System der Kitaplatzvergabe in Duisburg

Zwar hatte Stadtsprecherin Gabi Priem dieser Zeitung im September zu der Umstellung versichert: „Alle Eltern, deren Kinder derzeitig schon vorgemerkt sind, erhalten hierüber eine Benachrichtigung.“ Aber Fabienne sagt, sie sei nicht benachrichtigt worden und befürchtet, dass sie nicht die einzige ist. Inzwischen schläft sie immer schlechter, weil sie nicht weiß, ob sie im neuen Kindergartenjahr einen Platz für ihren Sohn Noah bekommt und wie es für sie beruflich weitergehen kann.

Aktuell ist der Kleine bei einer Tagesmutter, für deren Gruppe wird Noah aber im nächsten Jahr zu groß sein. Seine Großeltern können nicht einspringen, sie sind selbst noch berufstätig. Da helfen auch keine guten Ratschläge wie der, in den vorgemerkten Einrichtungen schon mal Präsenz zu zeigen, Spielgruppen zu besuchen und den Kontakt zu intensivieren, damit Noahs Chancen steigen. Fabienne sagt: „Ich habe schlicht keine Zeit, drei Kitas in den Hintern zu kriechen, ein Betreuungsplatz ist ja unser Rechtsanspruch, um den ich eigentlich nicht noch kämpfen müsste.“

Mutter wünscht sich eine lückenlose und kostenfreie Betreuung

Nicole, die eine siebenjährige Tochter hat, hätte gern ein von Grund auf anderes Betreuungssystem. „Ich bin dafür, das Kindergeld komplett zu streichen,“ sagt sie kämpferisch, „die Familien, die es nötig hätten, weil sie Sozialleistungen beziehen, kriegen das Kindergeld eh angerechnet und haben wenig davon.“ Sie hätte stattdessen gerne eine kostenfreie, lückenlose Betreuung aller Kinder von der Wiege an. „Aber bitte von qualifizierten Kräften!“

Von einem guten Job, der sie und ihre Kinder aus eigener Kraft über Wasser hält, können Aysla und Joy im Moment nur träumen. Sie vermissen die Verwandten in ihrer afrikanischen Heimat und haben in Deutschland noch Sprachprobleme und wenig freundschaftliche Kontakte. Auch wenn ihre Kinder hier in Kita und Schule untergebracht sind, ist die Organisation nicht einfach. Beide haben keinen Führerschein, der aber nötig wäre, um Arbeit zu finden und die Kinder schneller von A nach B zu bringen.

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Günstige Angebote für Kinder und ein besserer Nahverkehr

Der öffentliche Nahverkehr macht sie verrückt. Es sei herausfordernd, morgens früh mit zwei müden Schulkindern und einer Babykarre in den vollbesetzten Schienenersatzverkehr einzusteigen. Wenn der Bus überhaupt kommt. Ein Führerschein sei für eine Alleinerziehende ohne Job aber viel zu teuer. Hoffnungslosigkeit macht sich breit.

Erstmals können sich Alleinerziehende zum Netzwerken in Duisburg treffen. Initiiert wird das Treffen von der Bürgerplattform mit Angelika Fröhling (re.) und Liane Lauprecht vom DRK.
Erstmals können sich Alleinerziehende zum Netzwerken in Duisburg treffen. Initiiert wird das Treffen von der Bürgerplattform mit Angelika Fröhling (re.) und Liane Lauprecht vom DRK. © Duisburg | DRK

Antonella hat einen elfjährigen Sohn. „Ich finde es zusätzlich anstrengend, dass ich auch sein gesamtes Nachmittagsprogramm organisieren muss“, sagt sie. „Heute spielen die Kinder ja in den Stadtteilen nicht mehr draußen auf der Straße zusammen, wie das früher üblich war. Und in einer armen Stadt wie Duisburg ist das nächste Schwimmbad weit entfernt, viele Jugendtreffs wurden geschlossen, es gibt einfach nicht genug Freizeitangebote, die günstig sind und in der Nähe stattfinden.“

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