Duisburg. Die Schließung sprach sich schneller herum als die Wiedereröffnung des Pippolino Duisburg. Was dafür nötig war und warum Messer ein Problem sind.
Eine Woche lang war das Pippolino in Duisburg von Amts wegen geschlossen. Die Folgen dieser für ihn unfreiwilligen Zwangspause spürt der Betreiber noch heute. Längst ist der Indoor-Kinderspielpark wieder täglich geöffnet, aber viele sind verunsichert, rufen an und fragen, ob man reinkommt. „Ja, kommt man“, sagt Inhaber Helmut Weingartner.
Wie berichtet, hatte die Stadt nach einer Begehung am 9. November die Nutzungsgenehmigung entzogen, weil nach Ansicht der Experten „erhebliche Brandschutzmängel“ vorlagen. Eine Woche später konnte der Betrieb wieder losgehen. „Aber die Schließung hat sich viel schneller herumgesprochen als die Wiedereröffnung“, bedauert Weingartner.
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Dabei habe er mit seinem Team mächtig reingehauen, um alles fertig zu bekommen. Hier und da liegt noch Werkzeug, im Keller riecht es nach frischem Beton. Hier verstauben seit Jahren mehrere Kegelbahnen. Jetzt wurde der Einbau von feuerfesten Türen verlangt. In den Vorjahren war das bei den Begehungen nie ein Thema, berichtet der Inhaber.
Die Notausgänge seien wegen Brombeer-Wildwuchs nicht nutzbar gewesen, hatte die Stadt außerdem bemängelt. Hier reichte es aber offenbar nicht, die Wege freizuschneiden. „Wir mussten die Wege mit Schotter befestigen.“ Die Panikverschlüsse an den Türen funktionieren einwandfrei, wir stehen sofort draußen auf der neuen Fläche.
Brandschauen im Pippolino Duisburg finden seit 2000 statt
Helmut Weingartner schüttelt immer wieder den Kopf. Die Tennishallen stehen seit über 40 Jahren nahe der Regattabahn, das Pippolino wird seit September 2000 an dieser Stelle betrieben. Seither, so betont es auch ein Stadtsprecher, finden regelmäßig Brandschauen statt.
Um zu beweisen, dass das Dach feuerfest ist, musste erst der damalige Architekt ausfindig gemacht werden, über diesen dann die Baufirma, und die hatte tatsächlich noch die Auftragsbestätigung und die Rechnung, die belegen sollen, dass die Isolierung schwer entflammbar ist, erzählt der Pippolino-Betreiber. Der Stadt habe das aber nicht gereicht, also musste noch ein Labor ran, um die Entflammbarkeit des Styropors in messbaren Zahlen auszudrücken. Klar ist jetzt auch, dass dies Sondermüll ist, sollte er das Dach je neu isolieren wollen, spottet Weingartner.
Auch die Pizzeria und die Einliegerwohnung im Gebäude wollten die Behörden schließen, legten fest, was angepasst werden muss. Das Team machte sich ergeben an die Arbeit, unter anderem muss noch ein Fenstergitter, das dem Einbruchschutz dient, als Fluchtweg zu öffnen sein. „Unser Interesse ist, dass alles sicher ist“, betont Weingartner, „wir wollen Kindern sichere Unterhaltung ermöglichen“. Die Haftpflichtversicherung habe in 22 Jahren nicht einen Fall begleichen müssen.
Gäste haben den Pippolino-Betreiber angezeigt
Ärger gab es gleichwohl immer mal wieder. Etwa mit einer Frau, die rückwärts über ein Dreirad stolperte, sich den Arm brach und den Betreiber deshalb anzeigte. Oder mit den Eltern eines 14-Jährigen, der einem anderen Jugendlichen ein blaues Auge gehauen hatte und dann im Büro warten sollte, bis die Polizei da war. „Die haben uns wegen Freiheitsberaubung angezeigt“, erzählt der Geschäftsführer fassungslos. Beide Verfahren verliefen im Sande, sagt er, hätten aber unnötige Kosten generiert.
Das „Prügelvideo“, das vor einem Jahr deutschlandweit in den sozialen Netzwerken kursierte, brachte viel Aufmerksamkeit. Hier soll es noch im Dezember einen Bericht der Ermittler geben, und dann könne man auch diese Familien-Kontroverse abschließen.
100.000 Gäste besuchen pro Jahr das Pippolino
Im Schnitt kommen nach Weingartners Statistik 100.000 Gäste im Jahr. „Bei uns sind alle herzlich willkommen, wir lassen alle rein“, betont er. Auf keinen Fall möchte er einen Rassismus-Verdacht riskieren. Bei „komischen Vögeln“ mache das Kassenpersonal aber eine Taschenkontrolle.
„Ein bis zweimal im Monat finden wir scharfe Gegenstände, billige Cuttermesser aus dem Baumarkt, aber auch massive Klappmesser“, erzählt der Inhaber. Ein Ratsch und die Hüpfburgen sind platt, die Reparatur koste das Team mehrere Stunden. Weingartner zeigt ein Exemplar aus seiner Sammlung der kassierten Messer, kriegt es kaum auf: „Ich bin kein Experte, aber das ist ja eine Tötungsmaschine hier, die hat in einem Kinderpark nichts zu suchen.“ Sein Mittel der Wahl dagegen: Hausverbot.