Duisburg. Marxloh und Alt-Hamborn werden umgestaltet. Nach großem Widerstand hat die Stadt Duisburg ihre Pläne verändert. Warum nun Optimismus herrscht.
Die erste Wut ist verflogen. Sie ist Optimismus und sogar Vorfreude gewichen. Nachdem die städtischen Umbau-Pläne für die Stadtzentren von Marxloh und Alt-Hamborn zunächst auf großen Widerstand getroffen sind, hat die Stadt Duisburg nachgebessert. Die überarbeiteten Ideen treffen bei den Mitgliedern der Hamborner Bezirksvertretung auf ein deutlich positiveres Echo – auch weil sie Lösungen für das befürchtete Verkehrschaos einschließen.
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„Die Situation der Parkplätze ist nicht mehr so dramatisch, wie es beim ersten Aufschlag angeklungen ist“, sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer (CDU). Damit meint er die Präsentation im August, bei der ein Verkehrsplanungsbüro zusammen mit der Stadtverwaltung den massiven Abbau von Parkplätzen an der Weseler Straße und auf dem August-Bebel-Platz in Marxloh sowie auf dem Hamborner Altmarkt ankündigte. Allerdings schlugen die Fachleute lediglich die Nebenstraßen als Parkalternativen für Autofahrer vor.
Diesen Vorschlag hielten Ortskundige für realitätsfern, und der Marxloher SPD-Ratsherr Dieter Stradmann fühlte sich sogar von der Stadt „veralbert“ und forderte eine Lösung für die Autofahrer, wenn auf Europas größter Brautmodenmeile massenhaft Parkplätze verschwinden sollen. Eine solche Lösung scheint nun gefunden. Sie wurde kürzlich in einem Treffen zwischen der Stadt und der Bezirksvertretung präsentiert und besprochen.
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So hat die Stadtverwaltung eingesehen, dass neue Parkhäuser nahe der Brautmodenmeile und am Hamborner Altmarkt notwendig sind und nimmt jetzt jeweils mehrere mögliche Standorte in den Blick. Außerdem prüft sie ein vernünftiges Parkleitsystem. Da das neue Parkhaus in Marxloh idealerweise im Umfeld des August-Bebel-Platzes gebaut werden müsste, wird dieses Projekt vom örtlichen Chemieunternehmen Grillo beeinflusst, das als Störfallbetrieb gilt.
Doch Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne und sein Team sehen dennoch eine Chance für solch ein Bauprojekt nahe dem Chemiewerk. Zumal für ein Parkhaus an einem Störfallbetrieb geringere Sicherheitsbestimmungen gelten als etwa für ein Bürogebäude oder einen Supermarkt, wo sich Menschen deutlich länger aufhalten.
Diese Entwicklung freut den Marxloher Werbering, der ebenfalls die Parkplatzfrage als „das eigentliche Hauptproblem“ für die Umgestaltung der Weseler Straße ansieht und schon lange ein weiteres Parkhaus fordert. Zusammen mit der SPD Marxloh haben die örtlichen Geschäftsleute ein Konzept mit Ideen für den Umbau des Stadtteilzentrums entwickelt, das inzwischen an Martin Linne übergeben ist. „Wir sind froh, dass unsere Ideen Zuspruch gefunden haben“, sagt der Werbering-Vorsitzende Selgün Çalisir gegenüber unserer Redaktion und meint damit vor allem das Parkhaus, für das die Kaufleute bereits „einen privaten Investor im Rücken“ hätten.
Neuerdings geht der Werbering sogar noch weiter als die städtischen Pläne und möchte auf dem August-Bebel-Platz nicht nur die Anzahl der Autostellplätze auf 40 verringern. Wenn es nach den Händlern geht, soll der Marktplatz künftig komplett autofrei sein. Dann könnten sich dort Restaurants ansiedeln, erläutert Çalisir. Der Werbering wünscht sich jedoch keine Imbissstände oder Dönerbuden, die es zuhauf im Stadtteil gibt, er möchte „hochwertige Gastronomie“ und Lokale, die nicht nur türkische Speisen bieten. Neben einer Eisdiele soll möglichst auch wieder deutsche Küche angeboten werden. „Es gibt aber noch keine konkreten Überlegungen“, betont der Vorsitzende.
Marxloher Kaufleute wünschen sich größere Fußgängerzone auf der Brautmodenmeile
Eine andere Idee im Marxloher Konzept sieht vor, dass die geplante Flaniermeile, für die Radwege und Parkplätze entlang der Weseler Straße weichen sollen, tatsächlich zur Fußgängerzone wird – zumindest zeitweilig. Versenkbare Pöller sollen, so der Vorschlag, die Brautmodenmeile freitags und samstags zwischen dem August-Bebel-Platz und der früheren Wolfsbahntrasse zur Fußgängerzone machen.
Allzu hohe Erwartungen solle man jedoch nicht an eine solche temporäre Fußgängerzone haben, mahnt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer. Die Straßenbahnen 903 und 901 würden weiterhin fahren und insbesondere am Pollmannkreuz lasse sich der Verkehr nicht verbannen.
Außerdem habe sich längst gezeigt, dass die bestehende Fußgängerzone auf der Kaiser-Friedrich-Straße und der Kaiser-Wilhelm-Straße nur so gut ist, wie die Kontrolle durch Polizei und Ordnungsamt. Zuletzt waren diese Kontrollen wenig effektiv. Gerade an Samstagen missachteten viele auswärtige Autofahrer die Fußgängerzone und stellten dort sogar ihre Wagen auf dem Bürgersteig ab.
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„Wir sind optimistisch und sehen eine große Deckungsgleichheit mit den neuen Plänen der Stadt“, fasst der Marxloher Claus Lindner (SPD) für seinen Stadtteil zusammen, „die Marxloher sehen jetzt die Zukunftschancen“. Die Bezirksvertretung erwartet eine Beschlussvorlage für die nächste Sitzung im Januar 2024.
Doch diese Vorlage, über die abschließend der Stadtrat entscheidet, gibt nur den Rahmen für einen darauffolgenden Wettbewerb vor, mit dem der beste Entwurf für ein künftiges Marxloh und Alt-Hamborn gesucht wird. Bevor die ersten Bagger rollen und Fakten geschaffen werden, soll es noch weitere Bürgerbeteiligungen geben. Auch die beiden Werberinge sollen eingebunden werden.
Künftig keine Dauerparker mehr auf dem Hamborner Altmarkt
Weniger umfangreich sind derzeit die Umbaupläne für den Hamborner Altmarkt. Der dortige Werbering sieht keine Veranlassung, warum an dem Marktplatz ein Großteil der Parkplätze verschwinden und der Verkehrsfluss geändert werden soll. Das ist jedoch, betont die Stadt, ein wichtiges und bereits beschlossenes Ziel für das Förderprogramm „Stark im Norden“. „Bund und Land geben uns keine Fördermillionen, damit wir nur einen Parkplatz modernisieren“, stellt auch Marcus Jungbauer klar. Am Altmarkt gehe es ebenfalls um Stadtentwicklung und darum, den Autoverkehr zu verringern.
Jedoch könnte der Kahlschlag an Stellplätzen in Alt-Hamborn weniger umfangreich ausfallen als zunächst geplant. So seien gut 30 Parkplätze in den städtischen Unterlagen am Marktplatz derzeit nicht erkennbar als solche markiert und würden derzeit nicht benutzt. Um den bestehenden Parkdruck zu bekämpfen, so Jungbauer weiter, soll künftig Dauerparken mit Parkscheiben oder Parkscheinen verhindert werden. Davon sollen die Patienten der Ärztehäuser und Apotheken profitieren sowie die Kundschaft der Geschäfte.
Durch die Aussicht auf neue Parkhäuser ist ein frischer Wind in die Diskussion um den Umbau der beiden Stadtteilzentren gekommen. Doch wie die Braumodenmeile und der Altmarkt letztlich aussehen, ist noch längst nicht entschieden.