Duisburg. Bei Zoo Zajac lebt nun ein Faultier-Baby im Duisburger Fachgeschäft. Inhaber Norbert Zajac zieht das von seiner Mutter verstoßene Jungtier auf.
Zoo Zajac gilt als das größte Zoofachgeschäft der Welt. Auf 12.000 Quadratmetern vereint der Supermarkt der Tiere 3000 Arten, mehr als so mancher Zoo. Der exzentrische Inhaber Norbert Zajac ist längst ein über Duisburgs Stadtgrenzen hinaus bekanntes Phänomen. Von vielen Fans bewundert, wird seine Geschäftstüchtigkeit aber auch kritisiert. Polarisieren wird wohl auch sein neuer Schützling: In der Zoohandlung wächst nun ein Faultierbaby mit dem Namen „Fridolin“ auf.
Dass an der Decke der Neumühler Zoohandlung an Seilen, Gittern und Leitern im gemächlichen Tempo Faultiere über die Köpfe der Kundinnen und Kunden klettern, ist nicht neu. Schon lange leben Frieda und Lennox im Zoofachgeschäft. Wenn Norbert Zajac mit seinem E-Roller durch den Laden fährt, begrüßt er seine unverkäuflichen Schützlinge auch gerne einmal mit einer Möhre zum Frühstück in der Hand.
Zoo Zajac: Faultier „Fridolin“ lebt jetzt im Zoofachgeschäft
Doch die zwölf Jahre alte Frieda, einst ein Import, und der 15-jährige Lennox – von Zajac selbst verkauft und nach dem Tod des Eigentümers dem Inhaber mit den auffälligen Tiermotiv-T-Shirts vermacht – haben nun überraschend Nachwuchs bekommen. Zajac selbst hatte nach zwei Totgeburten nicht mehr damit gerechnet.
Doch die Freude über den exotischen Nachwuchs war schnell getrübt. Anfang Juni ist das Jungtier nach einer Tragzeit von etwa elf Monaten zur Welt gekommen und sei direkt nach der Geburt von der Mutter verstoßen worden. Unter Paletten, so Zajac, habe er das geschasste Tier eines Morgens entdeckt – Mitarbeiter hielten den piepsenden Knäuel gar zunächst für eine Ratte.
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Gemeinsam mit der Tierärztin hat Zajac das Tier aufgepäppelt. „Ich bin seit 47 Jahren Unternehmer, aber es ist das erste Mal, dass ich ein Faultier aufziehe“, sagt der Inhaber, der für Fridolin auch das frühe Aufstehen nicht scheut, denn viermal täglich bekommt das Jungtier seine Ersatzmilch.
Fridolin sei unverkäuflich – Fütterungen im Geschäft
Immer um zwölf findet nun eine öffentliche Fütterung im Zoogeschäft statt. So liegt Fridolin auch am Donnerstag auf seinem Kissen, während er sich mit seinen langen Armen um ein Stoff-Faultier klammert. Rund eine Stunde dauert die Prozedur, auch weil das Jungtier immer wieder die Augen schließt und einschläft. „Er frisst gut, schläft viel und seit einer Woche kann er klettern“, sagt der Ziehvater, der von den Krallen des Wildtieres auch sichtbare Wunden an den Armen trägt.
Bis auf die Fütterung zur Mittagszeit – die direkt in der viel kritisierten Hundewelpenabteilung stattfindet – ist Fridolin noch in einem geschützten Bereich hinter den Kulissen. „Abends liegt er bei mir auf dem Bauch“, sagt Zajac, der gleich neben dem Fachgeschäft wohnt. Während er der Presse von seinem Schützling erzählt, träufelt er mit einer Spritze Milch in sein kleines Mäulchen.
Fridolin habe schon 200 Gramm zugenommen, sei aus der kritischen Phase raus. Trennen mag sich der Händler von dem Zweifinger-Faultier nicht mehr: Fridolin ist unverkäuflich, soll in der Zoofachhandlung seinen eigenen Bereich bekommen. Auch in den Wäldern Mittel- und Südamerikas sind die Tiere Einzelgänger und kommen nur zur Paarung zusammen.
Für 19.000 Euro werden Faultiere derzeit gehandelt
Wenn auch nicht Fridolin – ein Faultier könnte Zajac finanzkräftigen Kunden dennoch besorgen, denn es gibt kein gesetzliches Verbot für die Haltung von Faultieren. Erst jüngst seien ihm Exemplare für 19.000 Euro vom Großhändler angeboten worden, doch Zajac habe abgelehnt. Neben dem Anschaffungspreis warten auf Halter noch Kosten für den Wohnungsumbau, denn Seile und Rohre an den Decken sowie Schlaf- und Ruheplätze dürften nicht fehlen.
Dabei sollte klar sein: Faultiere sind und bleiben Wildtiere. Doch mit dem Fluch des ewigen Lächelns, den Betrachter in den Blick von Faultieren interpretieren, und der Popularität der exotischen Tiere in Film, Fernsehen sowie in den sozialen Netzwerken in Form von Selfie-Tourismus wächst auch der Wunsch, die Grenzen der Natur zu durchbrechen und den Wildtieren näher zu kommen, kritisieren Tierschützer.
Die Wirkung des Tieres bleibt auch am Donnerstag in Duisburg nicht verborgen: Besucherinnen und Besucher zücken nicht nur gelegentlich bei Norbert Zajac, der auf seinem Youtube-Kanal mittlerweile 291.000 Nutzer vereint, die Kamera, sondern auch sofort beim Anblick des kleinen Fridolin. Im Zoofachgeschäft in Neumühl, wo es Tiere zu sehen gibt, die man sonst nur gegen Eintrittsgeld im Tierpark zu sehen bekommt.