Duisburg. Mit Schlauchboot und Banner haben Aktivisten von Attac mitten im Duisburger Hafen für weniger Güterverkehr protestiert. Was sie außerdem fordern.
Zwei kleine Schlauchboote schwimmen mitten im Vinckekanal im Duisburger Hafen. Darin sitzen Aktivisten des regierungskritischen Netzwerks Attac, spannen ein Banner zwischen sich und halten Rauchtöpfe in die Luft. Dunkle Schwaden ziehen über das Wasser hinweg und über den Schriftzug: „Cargo makes the world go down: weniger Güterverkehr, mehr Lebensqualität“.
Nicht nur wegen der Vollsperrung des Karl-Lehr-Brückenzugs läuft die Aktion, die den Weltuntergang durch Warentransport prophezeit, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auf dem Wasser sorgt ein Polizeiboot dafür, dass keine Schiffe passieren.
Attac protestiert im Duisburger Hafen gegen den zunehmenden Güterverkehr
Für Hermann Mahler ist es dennoch eine gute Gelegenheit, Bilder für die sozialen Netzwerke zu erzeugen. Der Duisburger ist seit vielen Jahren bei Attac aktiv, weil er Parteipolitik nicht als probaten Weg für Veränderungen sieht. Duisburg ist für den 76-Jährigen ein Ort, in dem der Güterverkehr dominant ist, mit seinen positiven wie negativen Seiten. Er sichere Beschäftigung, belaste aber zugleich das Klima, die Luftqualität, fülle die Straßen und erzeuge Lärm.
„Güter werden immer öfter und immer weiter transportiert, ohne dass dies zu einer Erhöhung der Lebensqualität führt“, so Mahler. „Dafür nehmen die verkehrsbedingten Klimaschäden zu. Deshalb muss unsinnige Produktion zurückgefahren, Gütertransport reduziert und regionales Wirtschaften gefördert werden“, fasst der ehemalige Diplom-Bauingenieur die Forderungen zusammen.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Attac fordert: Mehr regionale Produkte, mehr regionaler Konsum
Duisburgern könnte es provokant erscheinen, wenn einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt kritisiert wird, aber „es fehlen Konzepte für die Zukunft des Güterverkehrs“, bedauert Mahler. Die Tatsache, dass die IHK Flächenmangel beklage, zeuge davon, dass das Interesse an Wachstum ungebremst sei.
Der neue Hafenvorstand Lars Nennhaus hat im Interview mit dieser Redaktion selbst bekannt, dass Verkehre zunehmen werden. Allein mit neuen Projekten wie dem Gateway Terminal fahren zusätzliche 188 Lkw pro Stunde über Duisburgs Straßen. Andererseits beteiligt sich duisport mit dem Projekt Urban Zero an dem Versuch, den Stadtteil Ruhrort bis 2029 umweltneutral werden zu lassen.
Auch interessant
Für Mahler von Attac sind kombinierte Verkehre und der Fokus auf Lkw-Transporte nur für den letzten Kilometer „keine schlechte Idee“, aber es gehe noch um mehr: Durch den zunehmenden Handel entstünden immer mehr Vorprodukte, die weltweit unter schlechten Bedingungen und zu geringen Löhnen erstellt werden, sagt der 76-jährige Duisburger. Attac gehe es deshalb darum, regionale Produkte und regionalen Konsum zu forcieren. Auch die Herstellung langlebiger Produkte könne den Transportbedarf einschränken. Und weist über die Kritik am Hafen weit hinaus.
Bundesweiter Debattentag von Attac in Duisburg
In Duisburg versammeln sich am Samstag, 7. Oktober, über 120 Attac-Mitglieder zu einem Debattentag in der Alten Feuerwache Hochfeld. Unter dem Motto „Alles anders – aber wie?“ wollen sie diskutieren, wie angesichts von Klimakrise, weltweiter sozialer Spaltung, Kriegen und zunehmenden Fluchtbewegungen eine globale soziale und ökologische Wende hin zu einem „guten Leben für alle“ gelingen kann. Geplant ist aber auch eine Strategiedebatte, sagt Hermann Mahler realistisch, „wir können nicht für alles eine Kampagne machen“.
>>DAS IST ATTAC
- Attac ist ein Netzwerk, das nach eigenen Angaben in 50 Ländern 90.000 Mitglieder hat. Die Globalisierungskritiker setzen sich „für eine ökologische, solidarische und friedliche Weltwirtschaftsordnung ein“.
- Das tun sie in Regionalversammlungen und bundesweiten AGs, aber auch international. Attac ist nicht gemeinnützig, finanziert sich aus Spenden.
- Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Attac-Netzwerkes.