Duisburg. Drastisch vorbei am 1,5-Grad-Ziel: Duisburg hat sich längst viel mehr erhitzt. Der Klimaatlas NRW zeigt, wie der Klimawandel die Stadt verändert.

  • In Duisburg gibt es immer mehr Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad
  • Tage mit Frost gibt es dafür immer weniger
  • Duisburg hält Deutschlands Hitzerekord

Duisburg hat die 1,5-Grad-Marke schon längst gerissen. Das ist nur eine Erkenntnis, die sich aus dem neuen Klimaatlas NRW ablesen lässt. Die weiteren Ergebnisse sind nicht weniger drastisch. Die Daten zu Sommer, Sonne, Eis und Schnee zeigen deutlich: Die Klimakatastrophe ist nichts, das dunkel am Horizont der Zukunft lauert – sie ist längst in Duisburg angekommen.

Sommer, Sonne, Hitze: In Duisburg wird es immer öfter immer heißer

Auch wer sich früher über warme Sommertage freute, stöhnt heute unter immer neuen Hitzerekorden. Betrug die mittlere Temperatur in Duisburg im Zeitraum 1881 bis 1910 noch 9,4 Grad, waren es zwischen 1991 und 2020 11,3 Grad. 2022: 12,5 Grad – fast drei Grad mehr als zu Beginn der Aufzeichnungen. Das Klimaabkommen von Paris sah vor, die maximale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zum Referenzzeitraum 1850 bis 1900.

Befeuert wird dieser Anstieg auch durch immer mehr Hitzetage. Sie definiert der Klimaatlas NRW als Tage, an denen die Höchsttemperatur 30 Grad erreicht oder überschreitet. Gerade mal fünf davon gab es in Duisburg zwischen 1951 und 1980 pro Jahr, im Zeitraum 1991 bis 2020 waren es schon elf. Den bisherigen Rekord verpasste das Jahr 2022 nur knapp: 22 Hitzetage waren es in Duisburg; einer mehr war es nur 2006.

Die Duisburger Sommer sind nicht nur wärmer geworden, es gibt auch immer mehr warme Tage. Zwischen 1951 und 1980 gab es im Schnitt gerade mal 28 Sommertage pro Jahr; also Tage, an denen das Thermometer auf oder über 25 Grad stieg. Zwischen 1991 und 2020 waren es schon 44. Die Tendenz: weiterhin steigend. Die meisten Sommertage gab es 2018 mit 89 – das entspricht drei Monaten Hochsommer am Stück. Das Jahr 2022 brachte es auf 67 Sommertage.

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Dementsprechend steigt auch die Anzahl der Stunden an Sonnenschein im Jahr. Auf 1438,3 Sonnenstunden brachte Duisburg es zwischen 1951 und 1980 im Schnitt pro Jahr; am wenigsten waren es 1962 mit 1194,7. Zwischen 1991 und 2020 waren es 1588,6 jährliche Sonnenstunden. In diesen Zeitraum fällt auch das bisherige Rekordjahr in Duisburg: 2003 gab es 2035,4 Sonnenstunden. 2022 waren es nur 0,8 Sonnenstunden weniger.

Schnee und Eis: So verändert der Klimawandel den Winter in Duisburg

Zum Betreten freigegebene, zugefrorene Seen oder gar ein zugefrorener Rhein wie im Winter 1962/63 – diese Zeiten dürften in Duisburg der Vergangenheit angehören. Frost- und Eistage gibt es immer weniger.

Definiert sind Frosttage als Tage, an denen die Tiefsttemperatur unter null Grad sinkt. 47 solcher Tage gab es im Mittel pro Jahr zwischen 1951 und 1980, die meisten 1963 – damals fielen die Temperaturen in Duisburg an 88 Tagen zumindest zeitweise unter Null. 2022 gab es nur noch 27 Frosttage. Die wenigsten gab es 1974: nur 14.

An Eistagen bleibt das Thermometer den ganzen Tag im Frostbereich. Ganze 41 Stück gab es in Duisburg im Jahr 1963. Im Durchschnitt waren es damals neun von 1951 bis 1980; nur noch fünf von 1991 bis 2020. Vergangenes Jahr waren es gerade mal zwei. Es gab allerdings auch schon Jahre ohne einen einzigen Eistag: 1951, außerdem je einmal in den 1970er- und 1990er Jahren. Aber: Jeweils drei Jahre ohne Eistage gab es in Duisburg in den 1980er- und 2010er-Jahren.

Weniger häufig Temperaturen um die Null Grad bedeutet auch weniger Schnee. Die Klimaanalyse NRW wertet sogenannte Schneedeckentage aus, das sind Tage mit einer Schneedecke von einem Zentimeter Höhe oder mehr. Davon gab es zwischen 1951 und 1980 in Duisburg durchschnittlich 13 pro Jahr – umgerechnet immerhin knapp zwei Wochen am Stück. Keine ganze Woche mehr war es mit sechs Tagen pro Jahr zwischen 1991 und 2020.

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Die Jahre mit den wenigsten und meisten Schneedeckentagen sowie die Anzahl der Tage für 2022 werden im Klimaatlas NRW nicht ausgewiesen. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) gab es die meisten 1963: Damals lag in Duisburg an 65 Tagen Schnee. Seit 2013 werden die Schneedeckentage in Duisburg nicht mehr bestimmt. Anhand der Werte von Stationen in Gelsenkirchen, Dinslaken und Tönisvorst geht der DWD für 2022 allerdings von einer Zahl aus, die in den vergangenen Jahren öfter vorkam: null.

Die von uns zusammengefassten Daten geben nur einen Ausschnitt des Klimaatlas NRW wieder. Die komplette Datenbank, wo Sie auch Ihre eigene Adresse eingeben und auswerten können, finden Sie auf: https://www.klimaatlas.nrw.de/klima-nrw-pluskarte

>> DUISBURG HÄLT OFFIZIELLEN HITZEREKORD IN DEUTSCHLAND

  • Seit dem 25. Juli 2019 hält Duisburg – zusammen mit Tönisvorst – den Rekord der höchsten jemals in Deutschland gemessenen Temperatur: 41,2 Grad.
  • Der Hitzerekord wurde erst im Nachhinein anerkannt. Zunächst galt Lingen mit 42,6 Grad als Spitzenreiter. Eine Überprüfung dieses Werts durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) ergab aber Auffälligkeiten, so dass er annulliert wurde.