Duisburg. Das Duisburg Gateway Terminal führt zu mehr Lkw-Verkehr. Analysen nennen die Verkehrsqualität an Knotenpunkten ausreichend bis mangelhaft.
Auf der Ruhrorter Kohleninsel will der Duisburger Hafen das Duisburg Gateway Terminal (DGT) bauen. Jetzt endete für alle Einwender des XXL-Vorhabens die Online-Konsultation im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur die „Träger öffentlicher Belange“ und die Kritiker selbst konnten sich die Stellungnahmen anschauen.
Was schade ist, denn die Ausführungen der Ingenieurbüros, der Behörden und des Hafens sind durchaus aufschlussreich. In einem gemeinsamen Antrag fordern die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und der SPD der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl eine inhaltliche Beteiligung bei der Planung und eine Information, insbesondere zum Verkehrsgutachten.
Duisburg Gateway Terminal: Nur eine ausreichende Verkehrsqualität an Knotenpunkten
Die Verkehrsanalysen, die dieser Redaktion vorliegen, haben etwa ergeben, dass nach Inbetriebnahme des Terminals an der Kreuzung Emmericher Straße/Fährstraße die Verkehrsqualität je nach Szenario nur noch „ausreichend“ bis „mangelhaft“ sein wird. In den Spitzen seien Rückstaus auf den angrenzenden Straßen unvermeidlich.
„Halle 2“ auf der Mercatorinsel- Duisburger ist resigniertDie Ingenieure haben dabei mitbedacht, dass ohnehin mit einer Steigerung des Schwerlastverkehrs von vier Prozent pro Jahr bis 2027 ausgegangen wird, dass der Ausbau des Logistikparks auf der Mercatorinsel weiteren Verkehr mit sich bringt und im Ruhrorter Hafen auch noch die KV Drehscheibe der DB Netz AG aus ihrer Starre erwachen könnte.
In Spitzenzeiten 188 Lkw pro Stunde mehr am Kaßlerfelder Kreisel
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Ähnlich schwierig wird es wohl am Kaßlerfelder Kreisel, der in einer Simulation selbst nach einem Umbau reichlich ausgelastet wäre. Die Szenarien gehen in der Morgenspitze von 188 Lkw pro Stunde (plus 6,7 %) und einer Nachmittagsspitze von 128 Lkw pro Stunde (plus 4,4 %) aus.
Ein Umbau des Kreisels und eine Ampelsteuerung für den Straßenbahnverkehr könnten zu einer insgesamt ausreichenden Verkehrsqualität führen.
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Die Ingenieurgesellschaft Stolz bilanziert in ihrer Stellungnahme, dass „unter Berücksichtigung der zusätzlichen, durch das Vorhaben generierten Verkehre an allen betrachteten Knotenpunkten eine mindestens ausreichende Verkehrsqualität erreicht“ werde.
Das Verkehrsnetz könne die DGT-Verkehre aufnehmen, auch „unter Berücksichtigung einer Zunahme des Schwerlastverkehrs von 4 Prozent p. a. bis 2027 (d. h. einer Zunahme von insgesamt ca. 42,33 %)“ und ohne dass die „Südroute“ zur A 40 Duisburg-Kaiserberg zur Verfügung steht.
Mangelhafte Verkehrsqualität für Fußgänger
Die Stadtverwaltung erklärt in ihrer Stellungnahme kurz und knapp auf Basis der Analyse der IG Stolz, dass ja jederzeit eine zumindest ausreichende Verkehrsqualität gewährleistet sei: „Die verkehrliche Erschließung ist somit nachgewiesen.“
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Lediglich die Tatsache, dass „alle Knotenpunkte aufgrund der Wartezeiten der Fußgänger mit einer mangelhaften bis ungenügenden Verkehrsqualität zu bewerten“ seien, erfordere noch eine ergänzende Begründung.
Das ist aber eher ein redaktioneller Hinweis des Beigeordneten Martin Linne und weniger eine Forderung, das Problem anzupacken. Eine Stadtsprecherin betont auf Nachfrage: „Im Rahmen der formalen Beteiligung wurden aus verkehrsplanerischer Sicht durchaus Anregungen und Hinweise genannt, welche allerdings im weiteren Verfahren durch entsprechende Gutachten und Stellungnahmen aus unserer Sicht umfassend ausgeräumt wurden.“
Laut Polizei gab es 2020 elf Unfälle an den Verkehrsknotenpunkten
Die Polizei Duisburg bezeichnet die Verkehrsknotenpunkte als stark befahren, die Unfalllage sei nach Maßnahmen mit der Unfallkommission aber unauffällig. Im Bereich Emmericher Straße/Fährstraße habe es 2020 fünf Unfälle mit sechs Verletzten gegeben. Am Kaßlerfelder Kreisel waren es im vergangenen Jahr sechs Unfälle mit vier Verletzten. In fünf Fällen seien Radfahrende beteiligt gewesen, sagt Pressesprecher Stefan Hausch.
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„Ein verstärktes Verkehrsaufkommen bedeutet bei gleichbleibend großer Verkehrsfläche immer auch eine grundsätzlich erhöhte Unfallgefahr – schon deswegen, weil sich zwangsweise eine höhere Anzahl von wechselseitigen Begegnungen im Straßenverkehr ergibt“, sagt der Polizeihauptkommissar.
„Das Verkehrssystem kollabiert, sobald etwas dazwischen kommt“
Umweltschützer Norbert Bömer ist einer der Einwender gegen das Bauvorhaben. Dass sich die Stadt Duisburg mit einer Verkehrsplanung zufrieden gibt, die lediglich ausreichend ist, macht ihn fassungslos. „Das bedeutet doch, dass das Verkehrssystem kollabiert, sobald etwas dazwischen kommt.“
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Fußgänger würden wegen der jetzt schon als mangelhaft bewerteten Situation völlig unter den Tisch fallen. Zweifelhaft erscheint ihm zudem, dass sich das Verkehrsgutachten zum Teil auf Zählungen aus dem Jahr 2014 beruft.
Bedenken hat auch Dr. Ulrich Scharfenort, Vorsitzender der Bürgerinitiative Saubere Luft. In seiner Einwendung beklagt er, dass man wegen der fälligen Maut davon ausgehen müsse, dass Lkw-Fahrten etwa zwischen Ruhrort und Rheinhausen innerorts verlaufen und nicht über Autobahnen. Das Ruhrorter Terminal habe daher Auswirkungen auf den verkehrlich ohnehin belasteten Duisburger Westen.
Das Zugnetz ist bereits heute überlastet, glauben Umweltschützer
Auch das Zugnetz sprechen beide an. Schon heute sei eine Vielzahl von Verspätungen im Personennahverkehr den Güterverkehren anzulasten. Eine Bahnsprecherin erklärt dazu nur: „Die DB will den Modalanteil des Schienengüterverkehrs von 18 auf 25 Prozent steigern. Das entspricht 13 Millionen weniger Lkw-Fahrten pro Jahr auf deutschen Straßen.“
Und dann wäre da noch der Klima-Aspekt: „99 Prozent der Dachflächen im Hafen werden verschenkt“, beklagt Bömer, der gefordert hatte, das Warenhaus auf dem Terminal mit Solarpaneelen auszustatten. Da das nicht gesetzlich verpflichtet ist, hat der Hafen jedoch abgewunken.
Die Stadt als Teilhaber orientiert sich mit ihrem Klimaschutzkonzept jedoch an den nationalen Zielen, die eine deutliche Senkung der Treibhausgasemissionen vorsieht. Der Hafen selbst hatte im Klimaschutzkonzept Duisburg erklärt: „Neben dem unternehmerischen Erfolg steht für duisport der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt im Fokus.“
Schutz für den Flussregenpfeifer
Der Flussregenpfeifer ist vor Jahren auf der Kohleninsel gesichtet worden. Für die Vogelart muss es zur Not ein Ersatzhabitat geben, falls er wieder gesichtet wird, fordert die Untere Naturschutzbehörde, die grundsätzlich aber keine Bedenken gegen das Bauvorhaben hat.
>> SO GEHT ES JETZT WEITER
■ Die Bezirksregierung Düsseldorf prüft derzeit die im Rahmen der Online-Konsultation eingegangenen Stellungnahmen. Dies ist gleichzusetzen mit der Prüfung des Protokolls und den Stellungnahmen im Rahmen des Erörterungstermins. Das Anhörungsverfahren ist danach abgeschlossen.
■ Ein Zeitpunkt, wann der Planfeststellungsbeschluss gefasst wird, steht nicht fest.