Duisburg. Schockierende Gewalttat in Duisburg: Jugendliche haben einen Busfahrer brutal attackiert und schwer verletzt. DVG-Chef kündigt Konsequenzen an.
Die Polizei Duisburg meldet erneut eine schwere Gewalttat gegen einen Mitarbeiter der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG): Eine Gruppe Jugendlicher hat in Walsum einen Busfahrer beschimpft, attackiert und schwer verletzt.
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Das sagte am Montagmorgen Polizeisprecher Daniel Dabrowski. Tatort sei am Freitagabend (22. September) um etwa 19.10 Uhr die Bus-Haltestelle „Walsum Rathaus“ auf der Dr. Hans-Böckler-Straße gewesen.
Angriff auf Busfahrer in Duisburg: Jugendlicher trat auf am Boden liegenden Mann ein
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Der 50 Jahre alte Busfahrer auf der Linie SB 40 habe zunächst bemerkt, dass mehrere der sieben beteiligten Jugendlichen ohne gültige Tickets mitfahren wollten. Als er sie damit konfrontierte, beleidigten sie ihn laut Polizei als „Hurensohn“. Der Versuch des Mannes, die Jugendlichen des Busses zu verweisen, scheiterte.
Die Teenager zerrten den Mann stattdessen an seiner Kleidung auf den Gehweg und schlugen auf ihn ein, schilderte Polizeisprecher Dabrowski den Tatablauf. „Zeugen berichten sogar, ein Jugendlicher habe auf den am Boden liegenden Busfahrer eingetreten.“
Ermittler werten Videomaterial aus – und suchen Zeugen
Ein Fahrgast (40) wählte umgehend die 110; eine weitere Zeugin (31) schrie die Jugendlichen an, um sie zu bremsen. Zeitgleich filmte sie geistesgegenwärtig den brutalen Angriff mit ihrem Smartphone. Noch bevor der erste Streifenwagen an der Haltestelle ankamen, flüchteten die Verdächtigen.
DVG-Linien-Check- Die Top- und Flop-Noten bei den BussenDer 50-Jährige musste schwer verletzt mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Er habe auch Verletzungen im Gesicht erlitten. Ein Sprecher der DVG berichtete am Montagmorgen auf Nachfrage, der Mann habe das Krankenhaus „inzwischen wieder verlassen“ können. Die DVG habe „sofort Strafanzeige gestellt“.
Ermittler des Kriminalkommissariats 34 werten derzeit das Videomaterial aus – auch das der im Bus installierten Überwachungskamera. Sie bitten darüber hinaus Zeuginnen und Zeugen, sich mit Hinweisen auf die gesuchten Jugendlichen unter der Telefonnummer 0203 2800 zu melden.
DVG-Chef kündigt auch Beförderungsverbot an
Auch Vorstandschef Marcus Wittig meldete sich nach dem erschütternden Übergriff zu Wort: „In keiner Weise tolerieren wir Angriffe und Gewalt gegen unsere Beschäftigten. Wir gehen konsequent gegen Gefährdungen aller Art vor und werden dabei von unseren juristischen Rechten Gebrauch machen. Der Schutz und die Sicherheit unserer Fahrgäste sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen ganz klar im Vordergrund.“
Die DVG werde gegen identifizierte und verurteilte Täter auch ein Beförderungs- beziehungsweise Hausverbot aussprechen: Sie dürfen dann nicht mehr mitfahren und auch die Betriebsanlagen nicht mehr betreten. Solche Maßnahmen erlaubten Verkehrsbetrieben die Beförderungsbedingungen NRW gegen „Personen, die eine Gefahr für die Sicherheit oder Ordnung des Betriebes oder auch für andere Fahrgäste darstellen“.
Wittig betont, das „konsequente Vorgehen gegen Gefährdungen“ beschränke sich „nicht auf den einzelnen Fall“. Es handele sich vielmehr um eine Grundsatzentscheidung im Rahmen der Null-Toleranz-Strategie: „Wir ziehen eine klare Grenze und bringen jegliche Fälle von Gewalt und Vandalismus zur Anzeige.“
Zunehmende Aggressivität gegenüber DVG-Personal
Nicht nur die Fahrerinnen und Fahrer, sondern auch Ticketprüfer und Mitarbeiter im DVG-Kundencenter hatten Anfang 2023 sogar bei einer Pressekonferenz von zunehmender Aggressivität ihnen gegenüber berichtet. Eine Reaktion: die Kampagne „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch!“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Die DVG, so erklärte Wittig damals, habe die Sicherheitsmaßnahmen in den vergangenen Jahren stufenweise erhöht. So seien inzwischen etwa alle Busse und Bahnen sowie alle Bahnhaltestellen und einige Bushaltepunkte mit einer Videoüberwachung ausgestattet. In Bussen und Bahnen fahren zudem Sicherheitskräfte in Uniform und in Zivil mit.
>> DVG ZÄHLTE 1087 SICHERHEITSRELEVANTE VORFÄLLE
- Zur Zahl der Übergriffe auf Mitarbeitende konnte die DVG am Montag zunächst keine Angaben machen. Über sechs Polizeieinsätze im Jahr 2022 in Bussen, Bahnen und an Haltestellen berichtete die Polizei öffentlich. In unserer Übersicht unten lesen Sie von einigen Vorfällen in der jüngeren Vergangenheit.
- Laut DVG-Qualitätsbericht 2022 wurden von der Leitstelle im Vorjahr 1087 „sicherheitsrelevante Vorfälle“ erfasst: Am häufigsten wurden nach dieser Statistik Bahntüren aufgerissen und aufgetreten (430 Vorfälle). 218-mal wurden Vandalismus, Sachbeschädigung und Verunreinigungen von Haltestellen und Fahrzeugen dokumentiert.
- Die meisten sicherheitsrelevanten Vorfälle wurden auf der Linie 903 dokumentiert (541 Vorfälle).
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