Duisburg-Hochfeld. Quartiersarchitekten haben erhoben, welche Häuser einen guten oder schlechten Eindruck machen. Abwärtstrend in Hochfeld soll gestoppt werden.

Manchmal zählt der erste Eindruck: So trägt der Zustand von Häusern mit zum Image eines Stadtteils bei. Duisburg-Hochfeld hat in den vergangenen Jahren vor allem Schlagzeilen gemacht, wenn die Task Force der Stadt mal wieder ein Haus für unbewohnbar erklärte und die Bewohner sich danach neue Bleiben suchen mussten.

Dabei wird die alte Bausubstanz von Architekten durchaus gelobt. Doch nicht alle Hauseigentümer haben in ihr Eigentum investiert und dieses gepflegt. Das belegt nun eine neue Karte, auf der man genau sehen kann, in welchen Straßen besonders viele verwahrloste Gebäude stehen – und in welchen es keine Probleme gibt.

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Im vergangenen Jahr haben sich Quartiersarchitekten aus dem Stadtteilbüro auf den Weg gemacht, sämtliche Straßen in Hochfeld abzuklappern und ihre Eindrücke in einer Liste festgehalten. Anhand von bis zu 20 verschiedenen Bewertungskriterien notierten sie schließlich, ob das Haus einen bewohnbaren Eindruck machte oder eher einer Ruine gleiche.

Duisburg-Hochfeld: Immobilien konnten nur von außen begutachtet werden

Dr. Peter Kroos (inks) und Quartiersarchitekt Jörg Dombrowski wissen, in welchen Bereichen von Hochfeld viele Problemhäuser stehen.
Dr. Peter Kroos (inks) und Quartiersarchitekt Jörg Dombrowski wissen, in welchen Bereichen von Hochfeld viele Problemhäuser stehen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zudem ist vermerkt, wie viele Namen sich an den Briefkästen und Klingelschildern befanden und wie das Gebäude im Stadtbild wirkt: „Nachhaltig negativ und stadtbildschädigend, eher negativ oder gar keine negative Wirkung“ wurde zum Beispiel als Info hinterlegt. War zudem ein hoher Handlungsbedarf erkennbar, wurde das Haus mit rot markiert, ist der Zustand „eher schlecht“ wurde es nach einem Ampelsystem gelb gekennzeichnet. Grün bedeutet entsprechend „kein Handlungsbedarf.“

„Wichtig ist, dass wir die Häuser nur augenscheinlich begutachten konnten, das heißt, wir sind nicht in die Häuser reingekommen und wissen nicht, wie der Zustand innen ist. Man kann es nur erahnen“, erklärt Dr. Peter Kroos vom Büro „Kroos und Schlemper“, zu dem die Quartiersarchitekten in Hochfeld gehören. Er hat die Architekten auf einer Tour begleitet, war teilweise erschrocken über die Zustände, aber positiv überrascht, wie freundlich ihnen die Bewohner begegnet sind. Teilweise sei allerdings kaum zu klären, wie viele Personen in einem Haus wohnen und wie viele längst wieder weggezogen sind.

Viele „rote“ Häuser entlang der Wanheimer Straße

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In einem Bericht, der etwa den Bezirkspolitikern vorgelegt wurde, befindet sich eine Karte, der die Standorte der so genannten Problem-Immobilien zeigt. Fanden sich mehrere Häuser in einem Bereich, wurde der gesamte Block rot markiert. Dies ist etwa entlang der Wanheimer Straße im vorderen Bereich der Fall. Zudem im Umfeld des Rotlicht-Viertels oder entlang der Karl-Jarres-Straße. „Als Fazit zeigt sich ein eindeutiges Süd-Nord-Gefälle in der Konzentration problematischer Immobilien“, halten die Macher fest. Auch Häuserblöcke am Immendal, am Brückenplatz, an Antonien- und Hochfeldstraße sind teilweise tiefrot gefärbt.

„Hochfeld hat grundsätzlich eine intakte, überwiegend gründerzeitlich geprägte städtebauliche Struktur, ist aber teilweise schwer abgängig“, attestiert Kroos dem Stadtteil – und kennt ähnliche Beispiele etwa aus Gelsenkirchen. Damit dieser Abwärts-Trend gestoppt wird, wurde nun ein Haus- und Hofflächenprogramm aufgelegt. Es ist mit rund 125.000 Euro dotiert. Eigentümer, die in Gebäude, Fassade oder Hof investieren wollen, können Anträge auf Zuschüsse stellen. „Natürlich muss sichergestellt sein, dass das Haus ansonsten bewohnbar ist“, betonen die Quartiersmanager.

Im Jahr 2023 wurden bereits Maßnahmen für 13 Objekte beantragt

Diese Häuser an der Gravelottestraße hat die Task Force der Stadt im Jahr 2021 geräumt. Danach hat ein Privatmann die Gebäude gekauft und sanieren lassen. Wer heute Ähnliches plant, bekommt Zuschüsse von 50 Prozent.
Diese Häuser an der Gravelottestraße hat die Task Force der Stadt im Jahr 2021 geräumt. Danach hat ein Privatmann die Gebäude gekauft und sanieren lassen. Wer heute Ähnliches plant, bekommt Zuschüsse von 50 Prozent. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Während der Analyse vor Ort sei es gelungen, mit einigen Haus-Eigentümern in Kontakt zu kommen. Im vergangenen Jahr haben allein 27 Beratungen stattgefunden. Wenn ein Gebäude saniert wird, hängt zudem ein Banner am Gerüst, das auf das neu aufgelegte Programm hinweist. „In ersten Gesprächen konnten vor allem Fragen rund um die Aufwertung der Fassade sowie Probleme beim Finden von geeigneten Handwerksfirmen ausgemacht werden“, berichtet der neue Quartiersarchitekt Jörg Dombrowski. Idealerweise finden die Beratungen im Haus statt. „Mit einer ersten Inaugenscheinnahme kann erfahrungsgemäß wesentlich umfassender beraten werden.“ 2022 wurden bereits drei Förderanträge über eine Summe von insgesamt 25.000 Euro gestellt. Für 2023 stehen 13 Objekte oder beantragte Maßnahmen an.

Mit den Geldern können übrigens keine bereits geschlossenen Schrott-Immobilien saniert werden. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels: „Unsere neue Förderrichtlinie für das Haus- und Hofflächenprogramm schreibt vor, dass nur dauerhaft genutzte Gebäude in Stadterneuerungsgebieten gefördert werden.“ Für geschlossene Immobilien würden nur in Ausnahmefällen Gelder bewilligt, wenn etwa eine ganzheitliche Sanierung der Immobilien vorgenommen werde, um sie wieder dauerhaft zu nutzen. Ein reines „anpinseln“ werde damit ausgeschlossen, betont Hiedels. Zudem bestehe kein Anspruch auf Förderung. „Bei nicht förderkonformem Gebrauch der bewilligten Mittel werden diese zurückgefordert.“

Die Stadt versichert, dass die Immobilien-Analyse kein Anlass für neue Einsätze der Task Force sei. Diese basierten ausschließlich auf Hinweisen, etwa vom Bürger- und Ordnungsamt, von der Polizei oder Beschwerden von Nachbarn. „Die Karte ist momentan keine Grundlage für die Task Force“, erklärt Hiedels. Die Stadt Duisburg nutze aber die Erkenntnisse, die durch die Karte des Stadtteilbüros gewonnen wurden. „Wir arbeiten unter anderem daran, schrittweise die Kommunikation zwischen den Stadtteilarchitekten und der Task Force einzuführen und die Zusammenarbeit zu intensivieren.“ Insgesamt begrüße die Stadt „die Aufwertung des Immobilienbestands und damit des Stadtbildes sehr.“

>> Diese Maßnahmen werden mit dem Haus- und Hofflächenprogramm gefördert

Das Haus- und Hofflächenprogramm fördert die Reinigung, Instandsetzung, Restaurierung und farbliche Gestaltung und Beleuchtung von Fassaden, außerdem die Neu- und Umgestaltung von Schaufensteranlagen, inklusive Verglasung. Auch der Austausch von Bodenbelägen auf den Wegen zu Ladeneingängen oder die Vordächer und Markisen an gewerblich genutzten Gebäudeteilen werden unterstützt.

Ebenfalls förderwürdig ist die Neu- und Umgestaltung von Freiflächen an Wohngebäuden, vorbereitende Maßnahmen wie beispielsweise Abbruch oder Rückbau versiegelter Flächen, begrünungs- und gestalterische Maßnahmen bei der Aufbereitung des Bodens, die gärtnerische Gestaltung, das Anlegen von Beeten, Teichen, Mietergärten, Spiel- und Wegeflächen. Wer Pflanzkübel aufstellen oder Sitzgruppen installieren möchte, hat ebenfalls Chancen. Nähere Infos bekommen Interessierte beim Quartiersbüro unter der Rufnummer 0203 4680 8505 oder via E-Mail an info@stadtteilbuero-hochfeld.de.

>> Task-Force der Stadt Duisburg hat seit 2016 insgesamt 104 Häuser geschlossen

Insgesamt wurden durch die Task Force der Stadt Duisburg seit 2016 bereits 135 Häuser begangen und kontrolliert. Davon sind bei 104 Immobilien in der gesamten Stadt eine komplette Nutzungsuntersagung ausgesprochen worden.

Vier weitere Häuser wurden teilweise geschlossen und 27 Gebäude sind weiter in Betrieb geblieben. Zwölf Gebäude wurden nach Sanierung durch die Eigentümer wieder nutzbar gemacht. Eine Immobilie wird seitens der Stadt Duisburg „erst nach erfolgreicher Sanierung und einem sogenannten Belegungskonzept wieder freigegeben wird“, erläutert Stadtsprecher Hiedels.

Sechs Gebäude wurden durch die Gebag erworben und unterschiedlich entwickelt oder abgerissen. Aktuell befinden sind 20 Gebäude in der Sanierung.