Duisburg-Hochfeld. Michele Eggers ist der neue Bezirksbeamte in Duisburg-Hochfeld. Er ist in dem Stadtteil aufgewachsen. Was er täglich bei der Arbeit erlebt.

Michele Eggers ist der „Neue“ und in Duisburg-Hochfeld doch altbekannt. Der Duisburger hat vor kurzem seinen Dienst als Bezirksbeamter angetreten. Mit 31 Jahren ist er der jüngste Kollege in diesem Job. Hochfeld kennt er wie seine Westentasche, schließlich ist er an der Antonienstraße aufgewachsen, hat am Immendal den Kindergarten besucht – und dort seine heutige Freundin kennengelernt. Sein Vater führte zeitweise die Gaststätte „Skala“ und den handwerklichen Betrieb, bei dem sein Bruder arbeitet, gibt es noch immer in Hochfeld. Für Michele Eggers war indes schon früh klar: „Ich möchte Polizist werden.“ Ein Foto, auf dem er als Kind auf einem Polizei-Motorrad sitzt, hat er als Beweis aufgehoben. Nun ist er wieder hier, in seinem Revier.

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Zuvor war er einige Jahre in Buchholz im Wach- und Wechsel-Dienst. „Ich wollte mich beruflich verändern, deshalb hab’ ich mich beworben“, erklärt der Polizeioberkommissar. Normalerweise sind Bezirksbeamte etwas älter. Doch seine gute Kenntnis des Stadtteils hat für ihn gesprochen. Und eine Respektsperson ist er auch in jungen Jahren. Wenn Michele Eggers die Ampel an der Wanheimer Straße überquert, bleiben die Leute brav stehen und warten auf Grün – sonst eher eine Seltenheit.

Neuer Bezirksbeamter wuchs in Duisburg-Hochfeld auf – und wollte schon als Kind Polizist werden

Schon als Siebenjähriger hat Michele Eggers gerne Polizist gespielt. Das Foto hat er als Erinnerung aufgehoben.
Schon als Siebenjähriger hat Michele Eggers gerne Polizist gespielt. Das Foto hat er als Erinnerung aufgehoben. © RR | Eggers

Er schlendert unter den Arkaden entlang: „Hier war früher mal ein deutscher Friseur, da hat sich meine Mutter die Haare machen lassen. Und in diesem Internetcafé habe ich gesessen, wenn ich was für die Schule recherchieren wollte. Da konnte man für einen Euro ins Internet gehen“, erinnert er sich. Weil er so früh wusste, dass er zur Polizei will, hat er Abi gemacht. Nun hat er wieder Kontakt zu seiner alten Schule, „Globus am Dellplatz“. Deren Außenstelle liegt an der Gitschiner Straße, mitten in seinem Bezirk. Der Schulleiter Fabian Theiß hat ihn bereits eingeladen, mal von seinem Job zu erzählen, schließlich ist er ein Vorbild, dass man es als Hochfelder Jung’ schaffen kann.

Hochfeld sei „eine Herausforderung“, weiß er. Nicht ohne Grund teilt sich Eggers den Dienst mit zwei weiteren Kollegen. In der Kriminalitätsstatistik lag Hochfeld im vergangenen Jahr auf Platz vier, mit 2464 Straftaten. Nur im Dellviertel (4035), in der Altstadt und Marxloh gibt es mehr registrierte Straftaten. „Hier wird einem nicht langweilig.“ Der junge Bezirksbeamte freut sich, dass er den Menschen vor Ort helfen kann. So wie neulich einer Omi, der die Geldbörse aus der Tasche geklaut wurde. Eggers hatte Zeit, sich mit ihr in Ruhe zu unterhalten und auch bei der Bank anzurufen. Bei seiner alten Stelle sei für solche Gespräche kaum Zeit gewesen. Wenn der Streifenwagen vorfuhr, machte das oft einen schlechten Eindruck bei den Leuten. Nun sei seine Präsenz präventiv und werde positiv wahrgenommen.

Manchmal gleicht seine Arbeit der eines Detektivs

Besonders liegt Michele Eggers am Herzen, dass die Kinder sicher zur Schule und in den Kindergarten kommen.
Besonders liegt Michele Eggers am Herzen, dass die Kinder sicher zur Schule und in den Kindergarten kommen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Besonders liegt ihm am Herzen, dass die Kinder sicher zur Schule und in den Kindergarten kommen. Bei einem morgendlichen Einsatz neulich ist ihm aufgefallen, dass einige Eltern die Kleinen nicht anschnallen, wenn sie bei der Schule anhalten. Nach Rücksprache mit der Schulleiterin hat er erfahren, dass das ein altbekanntes Problem sei – und wohl nur helfe, wenn der Polizist mal eine offizielle Verwarnung ausspreche. Das hat er sich auf seinen Zettel geschrieben.

Manchmal gleicht sein Job aber auch eher Detektivarbeit. „Wenn ich Postbote für die Gerichte bin und Briefe zustellen muss, weil sich Personen nicht zurückgemeldet haben“, gibt Eggers ein Beispiel. Das Problem: In einigen Häusern stehen die Türen zwar offen, doch an den Klingeln stehen so viele unterschiedliche Namen, dass man gar nicht wisse, ob die Person dort noch anzutreffen ist. „Wenn ich dann irgendwo klingel’, öffnen meist die Kinder und übersetzen. Oder es wird jemand bei Facetime angerufen, der helfen kann.“ Zwar war Eggers auch damals schon einer der wenigen deutschen Muttersprachler in seiner Schulklasse in Hochfeld – doch so viele Sprachen wie er bei seiner täglichen Arbeit bräuchte, „kann man gar nicht lernen.“

Eggers kommt vorbei an der „Sportklause“ in der Antonienstraße. „Da habe ich meinen 18. Geburtstag gefeiert“, deutet er auf das Haus. Inzwischen wird hier schon lange kein Bier mehr ausgeschenkt. Und auch so manche andere Kneipe ist verschwunden. Dort, wo früher eine gut gehende internationale Bäckerei war, ist eine Moschee eingezogen. „Hier im Hinterhof gab’s den besten Döner. Der Chef hat jetzt noch einen Laden in Wanheimerort.“ Wer den Geheimtipp nicht kennt, würde beim „Pommdöner“ keine kulinarischen Genüsse erwarten.

Im „Blauen Haus“ hat er in den Ferien früher selbst gespielt

Es gebe positive und „nicht so positive“ Entwicklungen in dem Stadtteil. Dass das Jugendzentrum „Blaues Haus“, das er früher manchmal in den Ferien besucht hat, nun ein richtiges Gebäude ist, findet er gut. Auch, dass die Sedanstraße Richtung Rudolf-Schock-Straße gesperrt wurde, hat die Straße beruhigt. Dennoch gebe es für die Polizei eben genügend Arbeit in Hochfeld.

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Mit Freunden und Bekannten hatte er bisher beruflich noch nie zu tun. „Einmal hat mich einer wiedererkannt“, erinnert sich „Micha“, wie Freunde ihn nennen. „Das war doof, aber jeder weiß, dass ich Polizist bin und keine Unterschiede machen kann, ob mich jemand von früher kennt oder nicht.“ Trotzdem sei es natürlich gut, dass er viele im Stadtteil kenne. So zum Beispiel Maria, die seit jeher in dem Stadtteil auf der Straße wohne und von allen mitversorgt werde. „Ich behandel’ alle menschlich.“

Mittlerweile ist er mit seiner Familie übrigens in den Duisburger Süden gezogen. Doch wenn dort am Abend die Bürgersteige hochgeklappt werden, kehrt er manchmal nach Hochfeld zurück, um noch etwas zu essen. „Hier ist immer etwas los.“