Duisburg. Fabian Theiß ist nun Leiter der Gesamtschule Globus am Dellplatz in Duisburg. Im Gespräch verrät er seine Abi-Note und was er Bewerber fragt.

Fabian Theiß ist neuer Leiter der Gesamtschule Globus am Dellplatz. Er folgt damit auf Erhard Schoppengerd, der vor kurzem pensioniert wurde. Theiß unterrichtet seit 2003 an der Gottfried-Könzgen-Straße Deutsch und Technik, ist überzeugter Duisburger und hat sich bewusst für die Arbeit an einer Gesamtschule entschieden.

Aufgewachsen in Beeck, hat er sein Abi am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium gemacht – mit einer Durchschnittsnote von 2,2. „Das weiß ich, das hat mein Sohn mich nämlich neulich noch gefragt“, sagt der 51-Jährige lächelnd und fährt fort: „Ich bin ganz gerne zur Schule gegangen.“ Deshalb fasste er nach dem Abi den Entschluss, auf Lehramt zu studieren. Erst dachte er an Deutsch und Sozialwissenschaften, wechselte dann aber doch zu Technik. „Ich hatte während des Studiums einen Nebenjob bei einer kleinen Metallbaufirma und habe noch meinen Facharbeiterbrief als Metallbauer gemacht.“ Da im Bereich Technik der Lehrermangel besonders groß ist, steht er mit seinen Schülern oft im Technikraum.

Fabian Theiß ist Duisburger Lokalpatriot durch und durch

Auf dem in die Jahre gekommenen und mittlerweile nur wenig genutzten Bolzplatz könnte ein Neubau für die Gesamtschule entstehen.
Auf dem in die Jahre gekommenen und mittlerweile nur wenig genutzten Bolzplatz könnte ein Neubau für die Gesamtschule entstehen. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Dank seiner Erfahrung in der Wirtschaft liegt ihm zudem die Berufsvorbereitung bei den Jugendlichen besonders am Herzen. Im Gespräch erzählt Theiß, wie Lehrer und Schüler durch die Corona-Pandemie kommen, warum die Schule dringend einen Neubau braucht und welche Frage er künftigen Lehrern stellt, die an der Gesamtschule Globus am Dellplatz arbeiten wollen.

Herr Theiß, im März werden wieder die Schulanmeldezahlen veröffentlicht. In früheren Jahren haben sie viele Kinder aufgenommen, die an anderen Schulen abgelehnt wurden. Wie sieht es 2022 aus?

Offiziell sind die Zahlen natürlich noch nicht, aber wir haben genügend Anmeldungen von Kindern und Eltern, die sich bewusst für unsere Schule entschieden haben. Das ist schön, denn es zeigt, dass unsere Arbeit geschätzt wird.

Die Stadt plant eine weitere Gesamtschule in Wanheimerort. Fürchten Sie, dass sich das auf Ihre Schule auswirkt?

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Die Gesamtschule soll ja am nördlichen Rand von Wanheimerort entstehen und es wird sich zeigen, was das für uns, aber auch für die Karl-Lehr-Realschule und das Mercator-Gymnasium bedeutet. Der Standort ist vielleicht etwas unglücklich gewählt. Für uns ist es aber auch ein Ansporn, sich mit unserer pädagogischen Profilbildung klar abzuheben.

Gesamtschule Globus am Dellplatz ist Talentschule

Wie unterscheidet sich Ihr Konzept von den umliegenden Gymnasien oder der Gesamtschule Mitte?

Wir decken den Einzugsbereich Hochfeld, Innenstadt und Wanheimerort ab. Uns besuchen Jugendliche aus 70, 80 Nationen. Da ist die Beziehungsarbeit zwischen den Lehrern und Schülern sehr wichtig. Sie müssen sich ernst genommen fühlen. Wir haben durchgehend bis zur zehnten Klasse feste Ansprechpartner, auch in der Oberstufe begleiten wir unsere Schülerinnen und Schüler sehr eng. Zudem sind wir Talentschule im kulturellen Bereich, arbeiten mit der Jungen Triennale und anderen externen Partnern zusammen. So können wir unseren Schülerinnen und Schülern tolle Erlebnisse außerhalb vom klassischen Unterricht bieten. Noch können wir aber unseren fünften und sechsten Klassen wegen der räumlichen Enge keinen Musik-Unterricht anbieten. Das soll sich hoffentlich bald ändern. Es gibt einen Ratsbeschluss, dass wir sowohl am Standort Gitschiner Straße als auch am Dellplatz einen zusätzlichen Neubau bekommen sollen.

Blick auf die Außenstelle der Globus-Gesamtschule an der Gitschiner Straße. Die Lehrer pendeln in den Pausen.
Blick auf die Außenstelle der Globus-Gesamtschule an der Gitschiner Straße. Die Lehrer pendeln in den Pausen. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Korte

Wo sollen die hin?

An der Gitschiner Straße sollen Pavillons entfernt und durch ein neues Gebäude ersetzt werden. Hier vor Ort stehen noch zwei Klassen-Container und es gibt einen Bolzplatz, der in die Jahre gekommen ist und kaum genutzt wird. Der bietet Platz für einen Neubau.

Schule teilt sich auf drei unterschiedliche Standorte auf

Wie haben Sie die Schule auf die unterschiedlichen Standorte aufgeteilt?

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An der Gitschiner Straße befinden sich seit 2013 die Klassen 5 bis 7, an der Gottfried-Könzgen-Straße die anderen Jahrgänge. An der Wrangelstraße sind zudem noch Seiteneinsteigerklassen untergebracht. Bei uns gilt das Prinzip, dass die Lehrer pendeln und nicht die Schüler. Aber die Gebäude liegen so weit auseinander, dass das nur in der 15-Minuten-Pause geht. Um mehr Ruhe in den Unterricht zu bringen, dauert bei uns die Stunde 60 Minuten.

Wie funktionieren der schulische Alltag und die Beziehungsarbeit in Zeiten der Pandemie?

Wir haben uns schnell digitalisiert. Die Arbeit mit der Schulplattform Iserv hat bei uns gut funktioniert. Meine Kolleginnen und Kollegen haben eine unglaublich engagierte Arbeit geleistet. Es wurden zusätzlich Materialpakete mit Arbeitsblättern zusammengestellt. Wer gar nicht mehr zu erreichen war, hat Besuch von unseren Schulsozialarbeitern bekommen, um den Kontakt zu halten. Telefonate wurden außerdem fast täglich geführt, um zu schauen, ob es den Kindern gut geht. Auch Videounterricht fand mehrmals täglich statt. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn demnächst wieder mehr Begegnungen in der Schule möglich sind und Corona nicht mehr so eine große Rolle spielt.

An vielen Schulen sind derzeit Lehrerstellen vakant und können kaum besetzt werden. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Momentan ganz gut. Wir investieren viel Zeit und Arbeit in die Lehrerausbildung. Das ist unser Glück. Von den Referendaren bleiben die meisten bei uns. Allerdings werden im Sommer einige Kollegen pensioniert. Wenn ich eine Bewerbung auf dem Tisch habe, frage ich außerdem immer, ob die Kandidaten Duisburg wirklich wollen. Ich bin Lokalpatriot, ich mag dieses Spannungsfeld zwischen Baerl und Marxloh. Jemanden aus Gelsenkirchen würde ich das wahrscheinlich nicht fragen, vom Niederrhein allerdings schon. Duisburg ist toll, aber man muss es wollen.

>> Abschied für Erhard Schoppengerd soll nachgeholt werden

Die Verabschiedung von Erhard Schoppengerd, der die Schule viele Jahre leitete, fand vor kurzem im kleinen Rahmen statt. „Wir wollen aber im Sommer eine Feier nachholen“, verspricht Fabian Theiß.

Die Globus Gesamtschule ist vergleichsweise jung, sie wurde 1996 gegründet. Erst 2013 wurde beschlossen, dass es dort auch eine Oberstufe geben soll. Aktuell besuchen 1048 Jungen und Mädchen die Schule, 120 Personen zählen zum pädagogischen Personal.