Duisburg. Die umstrittene Blitz-Auflösung der Arztrufzentrale durch die KVen dauert länger und wird teuer. Welche Abfindungen die Mitarbeiter erhalten.
Die etwa 155 Beschäftigten der in Duisburg ansässigen Arztrufzentrale NRW waren am 7. März freigestellt worden – „widerruflich, unter Fortzahlung Ihrer Vergütung“. Sie waren also zunächst einmal weiter bei der ARZ GmbH angestellt und wurden auch weiter bezahlt. Ende Juni erst haben sich die von den den Kassenärztlichen Vereinigungen mit der Stilllegung beauftragten Liquidatoren und der Betriebsrat nach wochenlangen Verhandlungen auf einen Sozialplan geeinigt. Diesen bewerten dem Vernehmen nach die meisten Mitarbeitenden als Erfolg – insbesondere die zahlreichen Beschäftigten, die seit vielen Jahren bei der GmbH der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe angestellt waren.
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Den meisten von ihnen wurde wegen der längeren Kündigungsfristen nun zum 31.12. gekündigt. Bis dahin werden sie also weiter bezahlt, sind zumindest während der Jobsuche finanziell abgesichert. Den Angestellten mit den kürzesten Kündigungsfristen (vier Wochen) war zum 31. Juli gekündigt worden, berichtet eine Mitarbeiterin.
Auflösung der Arztrufzentrale NRW in Duisburg: „Unglaublich, wie teuer es jetzt wird“
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Für alle jene, die keines der Arbeitgeber-Angebote zur Vertragsauflösung angenommen hatten, bringt der Sozialplan deutliche finanzielle Vorteile: Die Liquidatoren hatten (überwiegend vergeblich) geworben, dass mehr Geld erhält, wer bis Ende März eine Aufhebungsvereinbarung unterschreibt. Für diese Angestellten sollte sich der Grundabfindungsfaktor von 0,35 auf 0,45 erhöhen (Jahre Betriebszugehörigkeit mal Brutto-Monatsgehalt mal 0,35 bzw. 0,45). Nach Informationen unserer Redaktion liegt dieser Abfindungsfaktor nun bei 0,8 – die Beschäftigten erhalten das Doppelte.
„Unglaublich, wie teuer es jetzt für die Versicherten wird, dass die KVen uns auf diese Weise loswerden wollten und nicht mehr mit uns zusammenarbeiten wollen“, sagt dazu eine der Beschäftigten. Ihr Fazit: „Es lohnt sich, sich zu wehren. Wir sind dankbar für die Solidarität vieler Menschen, die wir erfahren durften.“
Betriebsratsvorsitzender: „Entwürdigende Behandlung hat Spuren hinterlassen“
Der Betriebsratsvorsitzende Guido Geduldig betont aber auch: „Die sozialen Folgen sind nicht absehbar. Die entwürdigende Behandlung hat bei vielen von uns Spuren hinterlassen.“
Und viele Betroffene hätten noch keinen neuen Arbeitsplatz in Aussicht. Viele Stellen im Gesundheitssektor seien „deutlich schlechter bezahlt als bei der ARZ“, in der Callcenter-Branche ohnehin, beklagt eine Betroffene.