Duisburg. „Echt lebensgefährlich“ sei das Radfahren in Duisburg. So heißt es auf Aufklebern und Schildern. So reagieren Verwaltung und Fahrradclub ADFC.
Die Kreativität findet Anerkennung, die Aussage ist auch bei den Radfahrenden umstritten: „Fahrradfahren in Duisburg – echt lebensgefährlich“ steht auf vielen Aufklebern und einigen Schildern, die bislang unbekannte Autoren an Ampelmasten kleben oder an Ampelmasten befestigten. Die Initiatoren der Guerilla-Aktion haben sich bisher nicht zu erkennen gegeben.
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Dazu haben sie guten Grund, denn in der Stadtverwaltung ist man „not amused“ über die Schildchen, die nicht nur den Slogan „Duisburg ist echt“ aufnehmen, sondern durch das Stadtlogo auch den Eindruck erwecken, sie hätten offiziellen Charakter. Es habe ernsthafte Anfragen gegeben, ob es sich dabei um eine städtische Aktion handele, berichtet Stadtsprecher Falko Firlus, der deshalb versichert: „Die Aktion ist nicht von uns veranlasst, wir wissen nicht, wer sich dahinter verbirgt.“
Stadt entfernt Schilder und Aufkleber nach der Entdeckung
Die Schilder und Aufkleber werden nach Entdeckung umgehend entfernt, sobald sie entdeckt werden, so der Stadtsprecher weiter. Auch der inhaltlichen Aussage könne er sich nicht anschließen, so Baudezernent Martin Linne, in dessen Zuständigkeit auch das Radwegenetz liegt. „Der Aktion und den dahinterstehenden Aussagen widerspreche ich entschieden“, betont der Beigeordnete, der selbst gern von seinem Hamborner Wohnort ins Stadthaus radelt. Die Verwaltung prüfe deshalb auch rechtliche Schritte gegen die Initiatoren wegen Sachbeschädigung und Verletzung des Urheberrechts.
Die Strategie „Duisburg 2027“ und das Mobilitätskonzept berücksichtigten auch den Radverkehr, die Radwege würden seit 20 Jahren bei Sanierungen und Neubauten stets „fördernd mit berücksichtigt“, argumentiert Linne. Er nennt die neuen Umgehungen in Meiderich und Walsum, Lothar-, Kardinal-Galen- und Wedauer Straße. Angebote zur Verkehrssicherheit wie Verkehrsspiegel entschärften den toten Winkel zwischen Lkw- und Radverkehr. „Die Ergebnisse dieser Vorgehensweise sind bereits an vielen Stellen der Stadt sichtbar.“
Baudezernent Linne: In 2023 rund 2,7 Millionen Euro für den Radverkehr in Duisburg
Dennoch bleibe nach langen Jahren der Haushaltssicherung „noch viel zu tun“, räumt auch der Beigeordnete ein. Erst in den vergangenen fünf Jahren konnten die Mittel für den Radverkehr erheblich gesteigert werden. Linne: „Für das Jahr 2023 wurde mit einer Gesamtsumme von rund 2,7 Millionen Euro geplant.“
Auch ihm gegenüber hätten sich die Initiatoren der Schilder-Aktion nicht geoutet, sagt ADFC-Sprecher Herbert Fürmann. In der AG Verkehr des Fahrradclubs sei die Aktion kontrovers diskutiert worden. „Wir wollen ja die Verkehrswende und möchten die Duisburger aufs Rad bringen“, so Fürmann, „daher könnte die Formulierung den einen oder anderen vom Umstieg abschrecken oder Eltern davon abhalten, ihre Kinder mit dem Rad zur Schule zu schicken“.
Er selbst hätte sich „einen anderen Spruch gewünscht“, so der ADFC-Sprecher. „Lebensgefährlich, das stimmt so absolut nicht für den Radverkehr in Duisburg. Das ist vielleicht eine Spur zu hart.“
>> FAHRRADFREUNDLICHE STADT: EIN MISSVERSTÄNDNIS
- Seit 14 Jahren gehört Duisburg der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte“ (AGFS) an. Dass die Verwaltung darauf auf Schildern im Stadtgebiet verweist, sorgt bei den Bürgern angesichts des desolaten Zustands eines großen Teils der Radwege für Spott und Empörung.
- „Das ist verständlich, denn die Schilder suggerieren, die Stadt sei bereits fahrradfreundlich“, sagt Herbert Fürmann. Dabei sei die Mitgliedschaft zunächst nur Ausdruck des Bemühens und des Anspruchs, eine fahrradfreundliche Stadt zu werden.
- Zuletzt, so berichtet der AFDC-Sprecher, sei die Duisburger AGFS-Zugehörigkeit nur unter Auflagen verlängert worden. Dazu gehöre etwa eine Schulung zur Verkehrsführung an Baustellen. Die Unzulänglichkeiten sorgen in Duisburg immer wieder für Kritik der Radfahrenden.