Duisburg-Neudorf. Wie können Duisburger ihre Ideen bei der Stadtentwicklung einbringen und umsetzen? Manche Antworten auf dem Markt brachten auch Enttäuschung.
Wie kann man den Ludgeriplatz beleben und Nachbarn zusammenbringen? Dieser Frage ging das Stadtexperiment Duisburg-Neudorf im vergangenen Jahr nach. Ein Team organisierte beispielsweise eine lange Tafel, Stadtrundgänge und Ausstellungen, bei denen die Neudorfer sich besser kennenlernten. In diesem Jahr weiten die Macher den Blick, stellen auch politische Fragen zur Stadtentwicklung und lassen sich von anderen Städten und Stadtteilen inspirieren, wie dort Projekte im Kleinen gelingen. In der Reihe „Marktgespräche“ werden diese Themen dann diskutiert.
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Nun war Martin Linne, Dezernent für Stadtentwicklung und Projektmanagement, auf dem Wochenmarkt zu Gast. Er gab den rund 25 interessierten Duisburgern Tipps, wie man als Bürger etwas anstoßen und erreichen kann. Allerdings weiß er auch, dass man dabei einen langen Atem braucht, wenn man die Politik oder die Verwaltung überzeugen möchte.
Duisburger müssen kreativ werden, um etwas umzusetzen
Robert Schäfer und Jessica Paeßens, die Mit-Organisatorinnen des Stadtexperiments, wissen aus eigener Erfahrung, wo es manchmal hakt. So gab es beispielsweise bereits im vergangenen Jahr die Idee, aus Parkbuchten kleine Stadtterrassen zu machen. Auf den Palettenmöbeln können dann Passanten Platz nehmen und verweilen – Bürger erobern sich so den Stadtraum zurück. Die Möbel hätten sogar kostenlos zur Verfügung gestanden. Anfangs gab es auch Begeisterung, doch dann versandete die Idee. Um überhaupt Platz für die Treffen zur Verfügung zu haben und keine Genehmigungen beantragen zu müssen, kontaktierten die Macher die katholische Kirchengemeinde und nutzten etwa die Wiese. „Man muss manchmal kreativ sein und sich etwas einfallen lassen“, weiß Jessica Paeßens. Und Martin Linne weiß: In der Verwaltung kann man an Personen geraten, die besonders auf Vorschriften und DIN-Normen achten. Andere helfen gerne, wenn es um neue Ideen gehe.
„Warum denn die Grabenstraße nicht zur Fahrradstraße umfunktioniert wurde“, will eine Dame wissen. Die Idee ist bereits in der Bezirksvertretung Mitte Thema gewesen und dort von der Mehrheit abgelehnt worden. „Vielleicht war da noch nicht der richtige Schwung drin. Bürgerbeteiligung heißt ja, dass alle Bürger ihre Meinung sagen können. Ob das dann wirklich umgesetzt wird, ist oft Sache der Politik“, antwortet Linne.
Neudorfer regt einen Newsletter an, mit dem die Stadt künftig informiert
Gisela Schiffers engagiert sich für die Anliegen der Älteren in Neudorf und Duissern. Sie fragt nach, was in Sachen Barrierefreiheit von der Stadt unternommen wird und wann endlich die Verbesserungsvorschläge in den neuen ÖPNV-Fahrplan eingearbeitet werden. Derzeit würden zahlreiche Haltestellen barrierefrei umgebaut. Und bis die Änderungsvorschläge in Duisburg-Süd und Duisburg-Mitte umgesetzt würden, werde es noch ein, zwei Jahre dauern. „Erst einmal ist Meiderich/Beeck dran. Das hat den Grund, dass man dort mit zwei Millionen auskommt. Im Süden und im Bezirk Mitte ist es wesentlich teurer und wir müssen schauen, wo das Geld herkommt.“ Gisela Schiffers ist etwas enttäuscht von der Antwort: „Aber die Älteren leben ja jetzt und würden das gerne noch erleben.“
Auch wenn die Antworten nicht alle zufriedenstellten, lobten die Teilnehmer das Format: „So einen Herrn Linne bekommt man ja auch nicht jeden Tag persönlich zu Gesicht. Ich hatte heute zufällig frei, deshalb bin ich hier. Sonst ist die Uhrzeit für Berufstätige eher schwierig“, findet Michael Krahl. Er schlägt vor, dass die Stadt künftig einen Newsletter einrichtet, der die Bürger über verschiedene aktuelle Projekte und Beteiligungsmöglichkeiten informiert. „Das nehm’ ich mit“, verspricht Linne.
>> Die nächsten Gesprächstermine
Das Marktgespräch findet immer am vierten Freitag im Monat auf dem Neudorfer Wochenmarkt statt und wird auch von „Duisburg Kontor“ unterstützt. Beginn ist jeweils um 11.30 Uhr. Am 25. August sind Gesprächspartner aus Ruhrort zu Besuch und wollen über das Projekt „Urban Zero“ informieren. In der Diskussion im Anschluss kann dann etwa Thema sein, welche Ansätze sich auf Neudorf übertragen lassen.
Am 22. September geht der Blick in die Nachbarstadt. Experten vom C.Lab Oberhausen/Fraunhofer Umsicht erzählen, welche Anstrengungen sie zur Belebung der Innenstadt in Oberhausen unternehmen. In Neudorf wollen sich die Teilnehmer dann auch Gedanken über die Oststraße machen.