Duisburg. Klare Ansagen zu Pünktlichkeit, Sicherheit und Co. beim großen DVG-Linien-Check: Das wünschen sich Duisburger für den ÖPNV in ihrer Stadt.
Über 5500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben zwischen dem 8. Mai und dem 18. Juli bei unserer großen Umfrage zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Duisburg und zu 15 DVG-Linien mitgemacht. Viele haben beim DVG-Linien-Check auch die Möglichkeit genutzt, ihre Wünsche für die Zukunft des ÖPNV in der Stadt zu formulieren. Was den Duisburgern dabei besonders unter den Nägeln brennt:
Neue, modernere Fahrzeuge: Das wünschen sich ganz viele ÖPNV-Nutzer. Doch der Einsatz der neuen Straßenbahnen für die Linien 901 und 903 lässt noch auf sich warten – leider, zumal von den alten, maroden Straßenbahnen sind nicht mehr genügend einsatzfähig. Der Schienenersatzverkehr mit Bussen ist auf der Linie 901 zwischen Laar und Obermarxloh seit August 2015 ein Dauerzustand, den einige nicht mehr länger hinnehmen wollen.
Straßenbahnen in Duisburg: „Wie eine Museumsbahn!“
Kein Wunder, dass die 903 und 901 beim DVG-Linien-Check am schlechtesten abschneiden. „Eine Freundin aus Kiel fand kürzlich, unsere Straßenbahn sei wohl eine Museumsbahn!“, so ein Kommentar.
SPD und CDU wollen drei Millionen Euro durch höhere Schlüsselzuweisungen des Landes NRW im kommenden Jahr in den ÖPNV stecken und unter anderem acht neue Straßenbahnen zusätzlich zu den 49 angekündigten durch die DVG ordern lassen. Der Rat hat zudem unlängst bereits den Weg für 100 neue Wasserstoffbusse frei gemacht, die in den kommenden Jahren bis 2030 angeschafft werden sollen, damit die DVG dann komplett CO2-frei unterwegs sein kann.
Auch bei den Bussen sehen viele Duisburger grundsätzlich Modernisierungsbedarf. Und es seien auch hier zu wenige Fahrzeuge im Einsatz, die im Sommer zudem nicht klimatisiert seien.
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Pünktlichkeit/Ausfälle: Endlich einen hohen Grad an Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit – das ist der Wunsch von vielen Bus- und Bahnfahrern. Vor allem auf den Straßenbahnlinien kommt es durch die alten, störanfälligen Fahrzeuge immer wieder zu Ausfällen. Aktuell wird es laut DVG zudem krankheitsbedingt beim Fahrpersonal knapp.
Wunsch nach besserem Angebot zu Stoßzeiten
Wenn dann auch noch unvorhergesehene Ereignisse wie Unfälle dazukommen, brauchen ÖPNV-Nutzer Nerven wie Drahtseile, drängeln sich schnell zu viele Fahrgäste in zu wenigen Fahrzeugen. „Die Busse und Bahnen sind immer viel zu voll“, so ein Kommentar. Sehr häufig müsse man dann auf den nächsten Bus oder die nächste Bahn warten. Der Wunsch nach einem besseren Angebot zu Stoßzeiten wird mehrfach geäußert.
Informationen für Fahrgäste: Da gibt es nach Meinung vieler ÖPNV-Nutzer in Duisburg großen Verbesserungsbedarf. „Fällt ein Kurs aus, gibt es keine Informationen oder dumme Ausreden. Der Kunde wird als Idiot hingestellt“, so ein Kommentar. Angesichts ständiger Ausfälle gebe es oft keine verlässlichen Infos, ob, wann oder wie es weitergeht. Einige fordern bessere Fahrtanzeigen und vermissen etwa bei Bussen an jeder Haltestelle eine Echtzeit-Angabe, um zu wissen, „wann der Bus wirklich an der Haltestelle ankommen wird“.
Linien und Strecken: „Duisburg hat für eine Stadt mit 500.000 Einwohnern viel zu wenig schienengebundenen ÖPNV, wodurch die Fahrzeiten viel zu lange sind“, so ein Kommentar. „Es sollte mittelfristig zumindest ein Metrobussystem neben der Straßenbahn eingefügt werden.“
Eine Seilbahn über den Rhein?
Andere wünschen sich neue Straßenbahnlinien und -trassen wie etwa nach Rheinhausen oder zum Innenhafen beziehungsweise zur Uni. Es gibt aber auch diesen Vorschlag: „Eine Seilbahn über den Rhein nach Rheinhausen und Homberg. Das ist günstiger als eine neue Straßenbahn.“
Ein Traum, so ein weiterer Kommentar, wäre der Ausbau des U-Bahntunnels bis Walsum oder zumindest bis Marxloh. „Dann würde die 903 nicht wie alle Autos ab Meiderich im Stau stehen.“
Verstärkerbusse entlang der Straßenbahnlinien, vor allem entlang der 903, werden gewünscht und mehr Direktverbindungen sowie Schnellbuslinien. „Schnellbusse aus jedem Stadtteil zum Hbf im 19-Minuten-Takt“, lautet eine konkrete Forderung. Und: „Keine Neubaugebiete ohne ÖPNV-Anbindung.“
Kritik am Nahverkehrsplan hält an
Kritik am seit Ende Oktober 2019 gültigen, neuen Nahverkehrsplan gibt es weiterhin. Die bisherigen Nachbesserungen gehen einigen nicht weit genug. Manche wünschen sich einfach nur die alten Linien wieder zurück: „Das neue Netz ist einfach nur eine Katastrophe.“
Mehr Nachtbusse auch in die Nachbarstädte, beziehungsweise nach Moers, Krefeld oder Oberhausen zählen ebenfalls zu den Wünschen.
Taktung/Anschlüsse: Immer wieder ein Aufreger für viele Duisburger. Bessere Taktung und Anschlüsse an andere Linien – auch zum RE- und S-Bahn-Verkehr – sowie eine stärkere Anbindung der „Randbezirke“ stehen ganz oben auf der Wunschliste. Einigen geht es speziell um eine höhere Taktung in den frühen Morgenstunden an Sonn- und Feiertagen beziehungsweise generell am Wochenende. Ansonsten müsse man „zusätzlich morgens ein Taxi rufen, um zur Arbeit zu kommen.
„Ich muss sonst morgens ein Taxi rufen, um zur Arbeit zu kommen“
Andere wiederum wünschen sich, dass gerade in den Abendstunden ab 20 Uhr viele Linien nicht mehr so selten wie bisher verkehren. Dadurch funktioniere es mit einigen Anschlüssen nicht mehr. Eine Orientierung am Ladenschluss wird gefordert.
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Eltern von Schulkindern wünschen sich zudem, dass ihr Nachwuchs nicht mehr so lange auf den Bus warten muss.
Sauberkeit/Komfort: Sauberkeit in Bus und Bahn – vor allem in der 903 – ist ebenfalls ein großes Thema. „Oft kleben Kaugummi über Monate am Fenster, auch andere Dinge“, so ein Kommentar. „Angenehmere Sitze in allen ÖPNV-Angeboten“ zählen ebenfalls zu den Wünschen.
Tickets/Preise: Viele wünschen sich grundsätzliche günstigere Tickets beziehungsweise Abos – auch, um den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu erleichtern. So sei das Bärenticket nicht für alle Senioren bezahlbar. Vorschlag: ein günstiges Seniorenticket nur für Duisburg.
„Freie Fahrt für alle“
Einige wollen gemäß dem Motto „Freie Fahrt für alle“ einen kostenlosen Nahverkehr, andere hätten sich das 9-Euro-Ticket dauerhaft gewünscht. Nun soll das 49-Euro-Ticket ab 1. April 2023 bundesweit kommen.
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Sicherheit/Kontrollen: Mehrmals äußern ÖPNV-Nutzer den Wunsch, dass mehr Sicherheitskräfte vor allem abends im Dunkeln eingesetzt werden. Nicht nur die Fahrgäste, sondern auch die Fahrerinnen und Fahrer sollen so besser geschützt werden. Darüber hinaus wünschen sich einige, dass die Tickets und die Maskenpflicht besser kontrolliert werden.
Freundlichkeit/Subunternehmen: In diesem Punkt hat so mancher Fahrer nach Meinung von Duisburgern Nachholbedarf. Dies gelte auch für Subunternehmen,. Einige wünschen sich, dass weniger solcher Fremdunternehmen beauftragt werden. „Dafür mehr Gemeinschaftsverkehre mit der Rheinbahn, Ruhrbahn, Stoag und Vestische“, so ein Kommentar.
„Es ist für Behinderte oft sehr schwer, ein- und auszusteigen“
Barrierefreiheit: Einige Fahrgäste mit Handicap ärgern sich, dass Busse offenbar nicht an jeder Haltestelle automatisch abgesenkt werden, um den Einstieg zu erleichtern. „Mit Rollator ist das noch schlimmer“, so ein Kommentar. Es gibt auch den Wunsch nach mehr barrierefreie Haltestellen – gerade beim Umsteigen von Bus in die Bahnen der Linien 901, 903 und U79. Und: Für manche Senioren etwa mit Rollator ist der Weg bis zur nächsten Haltestelle zu weit.
>> ÖPNV IN DUISBURG: ES GIBT AUCH POSITIVE STIMMEN
- Trotz aller Kritik und Wünsche gibt es auch einzelne positive Stimmen zu Bus und Bahn in Duisburg. „Alles perfekt“, so ein Kommentar. Oder: „Alles super, so wie es ist.“ Und: „Vor Corona bin ich öfter mit dem ÖPNV gefahren. Jetzt sehr selten, aber ich war immer zufrieden.“
- Und zu „MyBUS“, dem von einigen Nutzern auch kritisch gesehenen Bus auf Bestellung, gibt es diesen Kommentar: „Das ist eine unfassbar gute Idee und ich nutze ihn regelmäßig.“