Duisburg. Duisburg macht sich an eine kommunale Wärmeplanung. Welche Schritte dabei zu gehen sind und wann die Bürger Gewissheit haben könnten.
Für die Umsetzung der Energiewende muss jede Stadt eine kommunale Wärmeplanung erarbeiten. In Duisburg wird der Stadtrat damit voraussichtlich die Stadtwerke (SWDU) beauftragen, nachdem der Bundestag im Herbst das dazu erforderliche Gesetz verabschiedet hat. Sie soll den Bürgern eine verlässliche Grundlage bieten, um ihre künftige Wärmeversorgung zu planen. „Eine gute Vorbereitung wird rund drei Jahre in Anspruch nehmen“, rechnet Andreas Gutschek, Infrastruktur-Vorstand der Stadtwerke.
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„Die Wärmeplanung sollte eine CO2-freie Wärmeversorgung einer Großstadt darstellen. Sie sollte ein Indiz geben, in welchen Straßenzügen welches Energieangebot gemacht werden kann“, erklärt Gutschek. Die Maßgabe lautet: Jeder Haushalt hat das Anrecht auf mindestens eine CO2-freie Wärmequelle. Die wird in Duisburg entweder stromgebunden sein (über Großwärmepumpen, in einem Nahwärmenetz oder eine eigene Wärmepumpe) oder per Anschluss an das Fernwärmenetz (s. weiterer Bericht zur Ausbauplanung).
„Die Bündelung und Aufbereitung unserer Daten dauert bis zu anderthalb Jahre, einen ähnlich langen Zeitraum wird der Befassungsprozess der kommunalen Gremien und Abwägung der unterschiedlichen Szenarien beanspruchen“, kalkuliert Gutschek. Es werde also noch drei Jahre dauern, bis die Duisburger Klarheit haben. Jede länger die Vorbereitung dauert, desto weniger Zeit bleibt für die Umsetzung bis 2035.
Ausbau der Fernwärmeversorgung: Duisburg hat gute Voraussetzungen
Parallel werde bereits die Umsetzungsplanung laufen, der Ausbau der Fernwärme-Versorgung weitergehen, so der SWDU-Vorstand: „Duisburg hat gute Voraussetzungen. Wir haben bereits angefangen, während andere sich noch mit dem Kohleausstieg und der Abkehr von fossilen Energien beschäftigen.“
Die Umsetzung von Haus zu Haus werde ein wichtiger Meilenstein sein, „den die kommunale Wärmeplanung zuverlässig mit Zeitplänen und Kosten beantworten muss“. Die Stadtwerke haben sich zur Aufbereitung der Datengrundlage die Dienste eines Planers mit einschlägiger Erfahrung aus Baden-Württemberg gesichert.
„Wichtig ist, dass die Wärmeplanung Festlegungen trifft auf die verfügbaren Energieträger und Jahreszahlen dranschreibt“, sagt Gutschek mit Blick auf Hausbesitzer, etwa ihre Gas- oder Ölheizung ersetzen möchten oder müssen. „Ein Fernwärmeanschluss lohnt sich, wenn die Fernwärme ohnehin vor der Tür liegt. Nur wenn sich viele für den Umstieg entscheiden, können wir auch straßenzugweise vorgehen.“
Andreas Gutschek: Zentrale Lösung besser als Wärmepumpe in jedem Haus
Wie hoch Förderungen oder Wechselboni sein werden, steht noch nicht genau fest, ebenso wenig die Preisentwicklung für Wärmepumpen oder PV-Anlagen „Ohne Anreize wird das ein zähes Unterfangen. Kunden mit neueren Gasthermen werden schwer zu überzeugen sein“, vermutet der Stadtwerke-Vorstand.
Nicht jedes Einfamilienhaus müsse künftig eine eigene Wärmepumpe haben. „Eine große Wärmepumpe, ein Gaskessel oder ein BHKW können Lösungen für ganze Straßen oder Quartiere sein“, erläutert Gutschek. „Viele Hausbesitzer wollen ihre Heizungsanlage nicht mit zehn Nachbarn teilen. Ich halte das nicht für klug. Technisch ist eine zentrale Lösung einfacher, den Raum für eine Heizung kann man besser nutzen. Am Alten Angerbach machen wir das jetzt mit einem BHKW.“
GANZ OHNE GAS GEHT ES ABSEHBAR NOCH NICHT
- Das neue Blockheizkraftwerk der Stadtwerke, die neue Energiezentrale in Wedau-Nord, die auch das Neubaugebiet 6-Seen-Wedau versorgen wird: Auch die neuesten Anlagen der Stadtwerke können war mit Wasserstoff betrieben werden (H2-ready), werden aber vorerst mit Erdgas betrieben. Regenerativ erzeugter „grüner“ Wasserstoff steht absehbar dafür nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung.
- „Solange ist Erdgas der fossile Energieträger mit den geringsten CO2-Emissionen“, sagt Andreas Gutschek. Auch die Wärmepumpe sei ohne Ökostrom-Vertrag nicht emissionsfrei.
- Der Strommix werde nach und nach „grüner“ werden, glaubt der Stadtwerke-Vorstand. Dabei: Laut EU wäre auch die Nutzung von Atomstrom „grün“ – weil seine Produktion.