Duisburg. Fernwärme erlebt als Versorgungsquelle der Zukunft einen Nachfrageboom. Hier wird in Duisburg ausgebaut, so teuer ist der Umstieg.
Rund 70.000 Duisburger Haushalte versorgen die Stadtwerke (SWDU) bereits mit Fernwärme. Die Preiskrise verbunden mit der Energiewende und der Diskussion über das Gebäude-Energiegesetzt lässt die Nachfrage sprunghaft steigen. „Wir wollen bis 2035 bis zu 15.000 weiteren Haushalten in Duisburg zusätzlich an die Fernwärme anschließen“, kündigt Andreas Gutschek an, er ist im Stadtwerke-Vorstand zuständig für Infrastruktur und Digitalisierung.
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„Wir fangen nicht bei Null an, das ist unser Vorteil“, sagt Gutschek mit Blick auf eine kommunale Wärmeplanung (s. dazu gesonderter Text), die bald alle Kommunen erarbeiten müssen. Zwischen 150 und 200 neuen Hausanschlüssen schafften die Stadtwerke zuletzt pro Jahr. „In den nächsten vier bis fünf Jahren sind 1000 weitere das Ziel“, so der Vorstand.
Gute Anschlussmöglichkeiten bieten sich aktuell bereits in den Bestandsnetzgebieten, in der Ausbauplanung (s. Grafik) nehmen die SWDU angrenzende Bereich in den Blick. „Sie werden zum Teil bis 2027 erschlossen und danach weiter verdichtet“, erklärt Sprecher Ingo Blazejewski.
Schnellstmöglich verlässliche Informationen für die Duisburger Kunden
Konkretisiert werde der Ausbau im Zuge der Kommunalen Wärmeplanung. Das soll der Horizont auf das Jahr 2045 erweitert und weitere mögliche Ausbaugebiete in den Fokus genommen werden. Es müsse für die Bürger so schnell wie möglich verlässliche Informationen für ihre Wärmeversorgung geben, sagt Andreas Gutschek: „Die Umsetzung von Haus zu Haus wird ein wichtiger Meilenstein sein, den die kommunale Wärmeplanung zuverlässig mit Zeitplänen und Kosten beantworten muss.“
Wie teuer wird der Umstieg? Die durchschnittlichen Kosten für einen Fernwärme-Hausanschluss lagen im Jahr 2022 bei rund 9.500 Euro netto. Darin enthalten sind die Anschlussleitung von der Fernwärmetrasse bis ins Gebäude sowie eine Wärmeübergabestation beziehungsweise Kompaktstation. „Bei dem genannten Betrag handelt es sich allerdings um ein rechnerisches Mittel“, erklärt der SWDU-Sprecher.
Die tatsächlichen Kosten sind abhängig von Parametern wie der Leitungsführung im öffentlichen Bereich, Hindernissen wie Bäumen sowie den Anschluss-Möglichkeiten im Keller. Eine konkretes Angebot erfolgt daher nur nach einer Prüfung und Bewertung der Gegebenheiten vor Ort. Dabei gilt: Je größer die Zahl der Haushalte, die den Anschluss nutzen, desto geringer die Kosten für den Einzelnen.
Andreas Gutschek: Brauchen neue Preissystematik für Fernwärme-Anschlüsse
Sowohl im Sinne der potenziellen Kunden als auch der Stadtwerke ist deshalb eine möglichst flächendeckende Nutzung des Fernwärme-Angebots. Weil es aber bei der Fernwärme im Gegensatz zu Gas und Strom keine Pauschal-Kalkulation für die Anschlusskosten gibt, werde es eine andere Preissystematik geben müssen, sagt Andreas Gutschek: „Dass nicht jemand den dreifachen Preis zahlt, nur weil er 100 Meter weiter entfernt vom nächsten Anschlusspunkt wohnt als sein Nachbar, ist auch uns wichtig“, betont Andreas Gutschek. „Wir wollen unsere Investitionen nicht einfach nur verbuddeln.“
Das Thema Preisgerechtigkeit sei deshalb auch bei „Fernwärmegipfel“ eine der offenen Fragen gewesen, deren Lösung nun in den Ministerien diskutiert wird. „Ich meine, dass es Fördermittel geben muss für den Bau von Fernwärmeanschlüssen, wie auch für Wärmepumpen“, sagt Andreas Gutschek: „Damit kann man Anreize schaffen, um den Fernwärmeausbau gezielt zu steuern.“
>>FERNWÄRME: HIER GIBT ES BERATUNG UND FÖRDERUNG
- Die Fernwärme Duisburg berät interessierte Bürger individuell und unterstützt dabei auch bei Beantragung von Fördermitteln.
- Aktuell gibt es etwa bis zu 1.000 Euro Förderung über progres.NRW oder alternativ einen Zuschuss aus der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
- Zudem gilt bis zum 31. März 2024 die geminderte gesetzliche Umsatzsteuer von 7 Prozent für den Hausanschluss und Teile der Wärmeübergabestation.