Duisburg. Der Zoo Duisburg hat eine seltene Tiergeburt erlebt und spricht deshalb von einer „Sensation“. Warum die Verantwortlichen so euphorisch sind.

Der Zoo Duisburg ist im Wombat-Fieber: Erst vor wenigen Tagen ist ein Mini-Wombat zum ersten Mal außerhalb des unterirdischen Höhlensystems beobachtet worden. Der Tierpark spricht in einer Mitteilung selbst von einer „Sensation“, denn die letzte Geburt dieser Tierart liegt schon einige Jahre zurück. In der 56-jährigen Haltungsgeschichte gelang die Aufzucht der Beuteltiere bisher nur fünf Mal.

Für Weibchen Hope (3) ist es der erste Nachwuchs. Das gilt auch für das Männchen Apari (5), der selbst am Kaiserberg geboren wurde. Schon seit vielen Wochen nährte das auffällig zurückhaltende Verhalten des Weibchens die Hoffnungen auf Nachwuchs. „Normalerweise ist Hope ein aufgeschlossener und sehr freundlicher Wombat, den wir regelmäßig gesehen haben“, sagt Florian Thaller. Er ist neuer Revierleiter des Koalahauses, nachdem Mario Chindemi den Zoo Duisburg verlassen hat (wie berichtet).

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Unerwartet habe sich plötzlich das Verhalten des Weibchens geändert. „Hope lebte nur noch zurückgezogen im selbstgegrabenen Bau auf der Außenanlage, kam in der Nacht zur Futterstelle, was wir auf den Wildtierkameras gesehen haben“, erklärt der Pfleger. Nur Männchen Apari hat sich noch tagsüber gezeigt. Den süßen Grund für das zurückhaltende Verhalten haben die Tierpfleger dann erstmals am frühen Abend des 17. Juni erblickt.

Eine seltene Aufnahme: Dieses Handy-Foto zeigt erstmal das Wombat-Jungtier im Zoo Duisburg. Es ist der erste Zuchterfolg nach über fünf Jahren.
Eine seltene Aufnahme: Dieses Handy-Foto zeigt erstmal das Wombat-Jungtier im Zoo Duisburg. Es ist der erste Zuchterfolg nach über fünf Jahren. © Zoo Duisburg | S. Olbers

Zoo Duisburg ist im „Wombat-Fieber“: seltene Geburt am Kaiserberg

„Die Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer in der Belegschaft verbreitet – wir sind alle im Wombat-Fieber“, sagt Oliver Mojecki, zoologischer Leiter in Duisburg. Es war der bisher erste Ausflug des kleinen Beuteltieres unter den Augen des Zoo-Teams.

Weitere Einblicke in die Aufzucht bekommen die Pfleger derzeit insbesondere über aufgestellte Nachtsichtkameras. Durch die naturnahe Haltung der Tiere ist der Zugriff der Pfleger nur bedingt möglich, erklärt Florian Thaller. Die Wombats können selbstständig verzweigte Tunnel in die Erde graben, in den unterirdischen Gängen halten sich die Tiere auf und schlafen tagsüber. Es ist deshalb auch noch nicht bekannt, welches Geschlecht der Nachwuchs hat.

Aufgrund der Größe des Jungtieres gehen die Verantwortlichen davon aus, dass der kleine Wombat bereits im November 2022 geboren worden ist und den Beutel seiner Mutter vor etwa vier Wochen zum ersten Mal verlassen hat. „Die Schwangerschaft bei Wombats dauert bis zu 30 Tage. Nach der Geburt krabbelt das kleine, nackte und blinde Jungtier in den Beutel der Mutter und wächst dort völlig unsichtbar für rund sechs Monate heran“, erklärt der Revierleiter. Anschließend erfolgen Ausflüge im Bau, die immer länger werden.

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Vater Apari ist am Kaiserberg geboren – und von der Mutter verstoßen

Der letzte in Duisburg geborene Wombat ist gleichzeitig der Vater des aktuellen Jungtieres: Apari ist 2017 am Kaiserberg geboren und hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Anfangs noch von seiner Mutter Tinsel umsorgt, verstieß diese ihn nach wenigen Monaten. Der ehemalige Tierpfleger Mario Chindemi griff sofort ein: Wochenlang schleppte er den Wombat im Tragesäckchen umher und päppelte das Tier auf.

Er ist zum ersten Mal Vater geworden: Wombat Apari im Zoo Duisburg.
Er ist zum ersten Mal Vater geworden: Wombat Apari im Zoo Duisburg. © Zoo Duisburg | Mathias Appel

Ende 2020 kam Wombat-Weibchen Hope vom englischen Hamerton ins Ruhrgebiet. „Es war ein Tiertransfer, der mit Hoffnung auf Nachwuchs verbunden war“, erklärt Oliver Mojecki. Der Biologe koordiniert vom Kaiserberg aus die Erhaltungszucht der Beuteltiere außerhalb Australiens im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP). „Die Australischen Nacktnasenwombats werden innerhalb Europas derzeit nur im englischen Zoo von Hamerton und in Duisburg gehalten“, sagt der zoologische Leiter.

Hope und Apari sind zudem das einzige junge Pärchen dieser Tierart in ganz Europa. Ihr Aufeinandertreffen war deshalb mit großen Nachwuchshoffnungen verbunden. „Die Zwei verstanden sich auf Anhieb und haben daher gemeinsam eine geräumige Anlage bezogen und sich auch den Bau geteilt, was eine Seltenheit bei den Einzelgängern ist“, erklärt Revierleiter Florian Thaller.

>>> WOMBATS IM ZOO: BESUCHER BRAUCHEN GEDULD

  • Zoobesucher brauchen Geduld und Glück, einen Blick auf den Nachwuchs zu erhaschen. In den frühen Abendstunden ist die Chance am höchsten. In den Sommermonaten hat der Tierpark bis 19 Uhr geöffnet.
  • Wer spät in den Tierpark möchte: Ab 16.30 Uhr gilt wochentags das Feierabendticket mit einem vergünstigten Eintritt von zehn Euro für Erwachsene und sechs Euro für Kinder.