Duisburg. Mit drei Schüssen wird Ahmet Tuncer 1998 in Duisburg getötet. In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ offenbart ein Ermittler neue Erkenntnisse.

Mit drei Schüssen wird der Familienvater Ahmet Tuncer im September 1998 im Keller eines Mehrfamilienhauses in Duisburg-Hüttenheim ermordet. Die Kripo rollt das Mord-Rätsel neu auf – und hat in der ZDF-Sendung„Aktenzeichen XY... ungelöst“ am Mittwochabend neue Erkenntnisse zum Täter offenbart.

Gut drei Jahrzehnte lebt der 52-Jährige zum Zeitpunkt der brutalen Tat schon in Deutschland. Der Stahlarbeiter hat mit seiner Frau sechs Kinder, zwei von ihnen und eine Schwiegertochter leben noch in der gemeinsamen Wohnung im Erdgeschoss des Hauses an der ruhigen Graf-Spee-Straße – unweit der deutlich belebteren Mündelheimer Straße im Süden der Stadt.

Im Alter von 52 Jahren wurde Ahmet Tuncer in einem Keller an der Graf-Spee-Straße von einem unbekannten Täter erschossen.
Im Alter von 52 Jahren wurde Ahmet Tuncer in einem Keller an der Graf-Spee-Straße von einem unbekannten Täter erschossen. © Polizei Duisburg

Tuncer arbeitet nur wenige Gehminuten von seinem Wohnort entfernt bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM). Er gilt als sparsam, verleiht zum Beispiel nie Geld. Denn: Sein Lebensziel ist es, seinen Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau in seiner Heimat Türkei zu verbringen. Dafür hat er ein gewisses Vermögen angespart. In etwa vier Jahren soll es soweit sein, verrät er Arbeitskollegen kurz vor seinem Tod noch. Er weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass der Traum sich nicht erfüllen wird.

Mordfall Ahmet Tuncer in Duisburg: Wer war der unerwartete Besucher?

Denn: Am 13. September 1998 endet das Leben von Ahmet Tuncer jäh. Seine Familie bricht am Morgen des Sonntags zu einem Flohmarkt auf. Es ist ein sonntägliches Familienritual, bei dem der Vater diesmal nicht dabei ist. Er ist am Vorabend erst spät aus dem Stahlwerk heimgekehrt.

Was die Ermittler der Polizei wissen: Gegen 9 Uhr bekommt Ahmet Tuncer unerwartet Besuch. „Es muss jemand gewesen sein, den er kannte“, sagt Kriminalhauptkommissar Henning Wollmann in der Live-Sendung. Er ist Mitglied der Mordkommission „MK Graf“. Sie wurde im vergangenen Jahr neu gegründet, nachdem ein reaktivierter Fallanalytiker Ansatzpunkte für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen gefunden hatte (wir berichteten).

Warum Tuncer mit seinem Gast in den Keller ging, ist bis heute unklar. Mehrere Nachbarn geben an, dass sie gegen 9.15 Uhr Knallgeräusche hörten. Es sind die Schüsse, die das Leben des Stahlarbeiters auslöschen.

Mörder wollte wohl an das Vermögen des Stahlarbeiters

Spuren eines Kampfes findet die Kripo nicht. Dafür entdeckt sie in dem Kellerabteil die Gebetskette des gläubigen Muslims fein säuberlich auf einem Tisch abgelegt. Es ist ein Indiz von mehreren, dass die Ermittler sicher sein lässt: „In der Gesamtschau betrachtet müssen wir sagen, Ahmet Tuncer kannte seinen Mörder. Die Schüsse auf ihn waren für ihn plötzlich und unerwartet“, fasst Henning Wollmann zusammen. Im Hintergrund wird auf einem Bildschirm ein Foto vom Tatort eingeblendet. Es zeigt den toten Duisburger auf dem Kellerboden liegend.

Für die Ermittler hat die Position der Gebetskette eine Aussagekraft.
Für die Ermittler hat die Position der Gebetskette eine Aussagekraft. © Polizei Duisburg

Und auch beim Motiv hat die Mordkommission eine klare Vorstellung: Ein typischer Raubmord sei es nicht gewesen, berichtet der Kriminalhauptkommissar im TV. Denn Schmuck, Gold oder Bargeld, habe sich nicht in der Wohnung befunden. „Nichtsdestotrotz wird die Tat einen finanziellen Hintergrund haben“, so Wollmann. In diesem Zusammenhang rückt das angesparte Vermögen des Familienvaters in den Fokus. Wer davon wusste, ist eine zentrale Frage.

Unklar ist auch, ob mysteriöse Anrufe im Zusammenhang mit dem Mord stehen. Die Familie Tuncer berichtete von zahlreichen Anrufen im Spätsommer 1998. Nie meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung. „Bis heute wissen wir nicht, wer angerufen hat“, erklärt Henning Wollmann.

Mord im Duisburger Süden: Ein Fall mit vielen Rätseln

Es sind viele kleine Rätsel, die sich um den Mord an Ahmet Tuncer drehen. Eines davon: Zwei Tage nach der Tat macht ein Anwohner eine Beobachtung: Er sieht einen Mann, der sich im Umfeld des Hauses verdächtig verhält. Er kann den Unbekannten allerdings nur vage beschreiben. Er soll etwa 1,85 Meter groß und sehr schlank gewesen sein. Er habe mittelblonde Haare gehabt und sei wahrscheinlich Deutscher gewesen.

Schließlich nennt Wollmann eine für die Öffentlichkeit völlig neue Information: „Es muss, so sind wir sicher, einen Mitwisser geben.“

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Die Frage: Lebt dieser jemand noch? Bricht er nach 25 Jahren sein Schweigen? Die Kripo versucht mit dem Auftritt in der bekannten ZDF-Sendung noch einmal, möglichst viele Menschen zu erreichen und doch noch Antworten auf folgende Fragestellungen zu bekommen:

  • Wer hat am Tag der Tat etwas Auffälliges beobachtet und noch nicht mit der Polizei gesprochen?
  • Wer hat mitbekommen, ob Ahmet Tuncer Streit hatte?
  • Wer weiß etwas über sein Umfeld?
  • Wer kennt den Mann, der zwei Tage nach der Tat nahe Ahmet Tuncers Haus beobachtet wurde? Wer hat ihn gesehen?

Mordfall Ahmet Tuncer: Belohnung für Hinweise ausgelobt

  • Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat führen, hat die Staatsanwaltschaft Duisburg eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro ausgesetzt.
  • Informationen nimmt die Polizei Duisburg unter 0203 280 0 entgegen.