Duisburg. Ahmet Tuncer wurde 1998 in seinem Duisburger Keller erschossen. Täter wurde nie gefasst. Ermittler sprechen in „Aktenzeichen XY“ über den Fall.
25 Jahre nach dem Mord an Ahmet Tuncer in Duisburg-Hüttenheim gehen die Ermittler einen weiteren Schritt. In September 2022 begann die Kripo damit, den „Cold Case“ neu aufzurollen. Nun präsentiert sie den aktuellen Ermittlungsstand in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ – und hofft auf neue Hinweise.
Rückblick: Am Sonntag, 13. September 1998, wurde der damals 52 Jahre alte Stahlarbeiter gegen 12 Uhr mittags tot im Keller eines Mehrfamilienhauses an der ruhigen Graf-Spee-Straße im Süden der Stadt aufgefunden.
Tuncer lebte damals mit seiner Familie in dem dreistöckigen Wohnhaus. Laut Polizei hatte er vormittags seine Wohnung verlassen, um in den Kellerraum der Familie zu gehen, während die zu einem Ausflug aufbricht. Als die Familie wieder nach Hause kommt, sieht die Ehefrau im Keller nach dem Rechten und findet den 52-Jährigen auf dem Boden des Kellerabteils, offensichtlich von zahlreichen Schüssen tödlich verwundet. In den Befragungen berichten Nachbarn seinerzeit, dass sie in den Morgenstunden mehrere Schüsse gehört hätten.
„Aktenzeichen XY“: Duisburger Polizei macht die Akte im Fall Ahmet Tuncer wieder auf
„Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass Tuncer zwischen 9 und 10 Uhr durch drei Schüsse getötet wurde. Hintergründe und Motiv für die Tat sind bislang ungeklärt“, informierte die Mordkommission im Herbst 1998 auf Fahndungsplakaten in deutscher und türkischer Sprache auf der Suche nach Zeugen.
Die Mordermittler gingen Hinweisen nach. Aber: Vier Monate nach der Tat wurden die Untersuchungen 1999 jedoch ohne Ergebnis eingestellt. Bis im September 2022 die Kripo in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft die Strafakten erneut aufklappten (wir berichteten).
Die Initiative ging auch in diesem Fall von einem der sogenannten„Kripo-Rentner“ aus, die das Landeskriminalamt (LKA) und NRW-Innenminister Herbert Reul Ende 2021 auf ungelöste Kriminalfälle ansetzten. 27 Männer und eine Frau – ehemalige Mordermittler und Kommissariatsleiter zum Beispiel – sollen mehr als 1000 Ermittlungsakten ungelöster Kapitalverbrechen in Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 1970 bis 2015 aus einem neuen Blickwinkel begutachten. Denn es handelt sich nicht um ihre alten Fälle und Mord verjährt nie.
Mordkommission „MK Graf“ präsentiert Ergebnisse in ZDF-Sendung
Die Polizei beschreibt das Prinzip so: Die reaktivierten Fallanalytiker durchforsten jeweils Akten zu den „Cold Cases“, um die Ermittlungen unvoreingenommen und mit einem neuen fachlichen Blick bewerten zu können. Sehen sie Ansatzpunkte für eine Wiederaufnahme der Ermittlungen, diskutieren sie diese mit Mordermittlern vor Ort und der Staatsanwaltschaft. Wenn ein besprochener Fall aus Sicht der Beteiligten auch nach dieser Analyse noch Potenzial bietet, wird er von den Beamten vor Ort neu aufgerollt. So wie in Duisburg der Mordfall Ahmet Tuncer. Eine nach dem Leichenfundort benannte, neue Mordkommission „MK Graf“ wurde gegründet.
Sie hofft weiter auf den Durchbruch – zum Beispiel durch Hinweise von Zeugen, die vor 25 Jahren aus Angst oder einer Sprachbarriere schwiegen. Unter anderem auf diese Fragen werden Antworten gesucht:
- Wer hatte Ahmet Tuncer am Morgen des 13. September 1998 noch lebend gesehen?
- Wer kann Näheres zu seinen damaligen Lebensumständen oder Bekannten sagen?
- Wer hat am Morgen des Tattages verdächtige Beobachtungen auf der Graf-Spee-Straße gemacht?
- Wem sind im Nachhinein Informationen zu Ohren gekommen, die mit der Tat in Zusammenhang stehen?
Durch die Vorstellung des Falls in der bekannten ZDF-Sendung mit Moderator Rudi Cerne erhofft sich die Polizei mehr Aufmerksamkeit.
Schon vor der Livesendung nimmt das Kriminalkommissariat 11 Informationen zu dem Fall unter 0203 280 0 entgegen.
>>Wann läuft „Aktenzeichen XY... ungelöst“?
- Die Sendung mit dem Duisburger Fall läuft am Mittwoch um 20.15 Uhr im ZDF-Fernsehen.
- Im Anschluss ist sie in der ZDF-Mediathek abrufbar.