Duisburg. Die Stadt Duisburg hat einen Schulentwicklungsplan für die 75 Grundschulen vorgelegt. Warum jetzt auch neue Schulen gebaut werden sollen.
Lange hat sich die Stadt Duisburg schwer getan mit einer Schulentwicklungsplanung. Die legt das Amt für schulische Bildung nun für die 75 Grundschulen bis 2027/28 vor und blickt dabei auch auf den Ausbau des offenen Ganztags (OGS). Hier besteht ab dem Schuljahr 2026/27 ein Rechtsanspruch auf einen Platz. Neu: Die Verwaltung erkennt auch den Neubau von zwei Grundschulen der Stadt als unumgänglich an – sie sollen in Marxloh und Rheinhausen entstehen.
„Wir gehen davon aus, dass Duisburg in den kommenden Jahren jeweils rund 5000 Kinder pro Jahrgang haben wird“, erläuterte Dr. Tobias Terpoorten bei der Vorstellung des Konzepts im Schulausschuss. Außerdem werde die Stadt bis zu 17.000 OGS-Plätze zur Verfügung stellen müssen, so der Schulentwicklungsplaner. Angestrebt ist eine Bedarfsdeckung von 80 Prozent.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
OGS-Ausbau: Stadt Duisburg wartet noch auf Fördermittel für den Ausbau
Obwohl längst die Zeit drängt, wartet die Stadt noch immer auf Nachricht zur Höhe der Fördermittel, die für den Ausbau zur Verfügung stehen. Schwerpunkte will die Verwaltung beim Ausbau von Mensen und multifunktionalen Räumen setzen.
„Wir wollen den Kindern den Anspruch ermöglichen. Aber allein die bauliche Umsetzung wird eine große Herausforderung“, sagt Bildungsdezernentin Astrid Neese. Man werde „auf kreativen Wegen alles möglich machen, was geht“, so die Beigeordnete.
Mit dem Vorschlag für den Neubau von zwei Grundschulen (der Ersatzneubau der Abtei-Schule in Hamborn ist bereits beschlossen) greift die Verwaltung die seit Jahren erhobene Forderung des Bündnisses aus Schulleitern, Gewerkschaft GEW und Stadtelternschaft EDUS „Gute Schulen neu bauen“ auf. Entstehen sollen die Grundschulen in den beiden Stadtbezirken, wo es in den nächsten Jahren absehbar besonders eng wird.
Schulneubau in Rheinhausen nicht vor 2027 fertig, noch kein Standort in Marxloh
Am Standort Werthauser Straße wurde das alte Schulgebäude bereits abgerissen, mindestens vier Jahre wird es dauern, bis ein Neubau dort in Betrieb gehen kann. „In Rheinhausen gibt es ein rechnerisches Defizit von fünf Eingangsklassen“, prognostiziert Schulplaner Terpoorten.
Weil auch in Marxloh die Kapazität der Grundschulen seit Jahren überschritten ist und es kein weiteres Potenzial für eine Erweiterung gibt, schlägt der Planer vor, „eine mindestens zweizügige Grundschule in Marxloh zu entwickeln.“
Ein weiterer Bustransport von Kindern in benachbarte Stadtbezirke sei „nicht zu akzeptieren“, so Terpoorten weiter. „Die Kinder haben einen Anspruch auf eine wohnortnahe Beschulung unter guten pädagogischen Bedingungen.“
Auch interessant
Da ein Standort für den Neubau noch nicht gefunden ist, werden auch dort noch Jahre vergehen, bis eine weitere Schule Entlastung bringt. Die Verwaltung will deshalb auch Räume außerhalb der Grundschulen nutzen. „Wir setzen da auf Vorschläge der Schulleitungen für die Nutzung von Gebäuden im Umfeld der Schulen“, so Dezernentin Neese.
GEW und EDUS: Vorlage spiegelt unsere langjährigen Forderungen
„Die Vorlagen spiegeln, was das Schulbau-Bündnis seit Jahren fordert“, sagt Rüdiger Wüllner (GEW). „Geplante und beschlossene Schulen sind auf Jahre noch nicht bezugsfertig.“
Melanie Maurer (Stadtelternschaft EDUS) freut sich, „dass die Stadt nach vielen Jahren den Bedarf anerkennt. Wir hoffen, dass Container nicht zum Langzeit-Provisorium werden.“
Sie habe „Hurra“ auf die Vorlage geschrieben, erklärte Barbara Laakmann (Linke): „Eine neue Schule in Marxloh haben wir seit Jahren gefordert.“
Die nun vorgelegte Planung behebe allenfalls nur die größte Not, gab Dr. Anja Christin Jungermann (Grüne) zu bedenken: „Auch in den auskömmlich ausgestatteten Stadtbezirken bleiben die Klassenstärken enorm hoch.“ Darauf weist auch die GEW hin: Eingangsklassen mit 28 Kindern in Schulen des gemeinsamen Lernens (GL) seien deutlich zu groß.
Der Entwurf für den Schulentwicklungsplan, dem der Schulausschuss einhellig zustimmte, findet sich online im Ratsinformationssystem der Stadt.
>> STICHWORT: SCHULENTWICKLUNGSPLANUNG IN DUISBURG
- Bis zum Anfang des vergangenen Jahrzehnts verabschiedete auch Duisburg regelmäßig Schulentwicklungspläne. Sie galten deshalb als verlässliche Grundlage für zumindest fünf Jahre, weil die Kinder, um die es ging, bereits auf der Welt waren.
- Vor zehn Jahren verlor dieses Instrument an Wert – durch die starke Zuwanderung aus Südosteuropa stieg die Zahl der Kinder in Duisburg binnen kurzer Zeit stark an. Das seit Jahren auf sinkende Schülerzahlen und Schließung von Schulen ausgerichtete System geriet bald an seine Grenzen.
- Die Zuwanderung vieler weiterer Kinder aus Syrien und zuletzt aus der Ukraine verstärkte den Raummangel an den Grundschulen. Die Verwaltung reagierte mit der Anmietung von Klassencontainern zur kurzfristigen Entlastung, plante Erweiterungen und Sanierungen von bestehenden Schulen, nahm Forderungen nach Neubauten aber bislang nicht auf.
- Mit Hinweis auf die Unwägbarkeiten in der Entwicklung der Schülerzahlen verzichtete das Schulamt auch auf Planungen über längere Zeiträume.