Duisburg. Viele Strom- und Gas-Anbieter sind wieder günstiger als die Stadtwerke. Wo Kunden wie viel sparen können – und was die Verbraucherzentrale rät.

Nach der Energiepreisexplosion hat sich die Lage an den Strombörsen entspannt. Die Gaspreise in Europa sind niedriger als vor Russlands Angriffskrieg, und seit März entlasten Strom- und Gaspreisbremse Verbraucher. Anderseits erhöht Deutschlands größter Stromversorger Eon den Preis in der Grundversorgung in Städten wie Mülheim und Essen zum 1. Juni drastisch. Der (in der Krise nicht erhöhte) Arbeitspreis steigt dort von 30,85 auf 49,44 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Wo liegen die Preise für Strom und Gas in Duisburgs Grundversorgung im Vergleich – und rät die Verbraucherzentrale Kunden der Stadtwerke zum Anbieter-Wechsel? Ein Markt-Check.

Die Stadtwerke „planen zurzeit keine Preiserhöhungen“, sagt Ingo Blazejewski, Sprecher der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), zu der die Stadtwerke (SWDU) gehören. Die Preisentwicklung sei zwar „wegen unterschiedlichster Faktoren, die wir nicht beeinflussen können, stark volatil“, so Blazejewski. „Aber unsere langfristige Beschaffungsstrategie zahlt sich für unsere Kundinnen und Kunden weiterhin aus.“ Die Stadtwerke handeln zwar täglich mit Energie, „aber wir kaufen jetzt auch schon weit im Voraus Strom ein, aktuell teilweise bereits für die Jahre 2025/2026.“

Andererseits stellt der kommunale Versorger laut Blazejewski zurzeit auch keine weiteren Preissenkungen in Aussicht. Nur das vergleichsweise teure Gas wird wie berichtet zum 1. Juni günstiger (siehe unten).

Stadtwerke Duisburg erhöhten Preise für Strom und Gas zuletzt im November 2022

Rückblick: Die Stadtwerke mussten zum 1. November 2022 ihre Grundversorgungstarife (Gas und Strom) für Neu- und Bestandskunden zusammenführen, um die preisliche Benachteiligung der „Neuen“ zu beseitigen. So wollte es der Gesetzgeber (siehe Infokasten unten). Die neuen, für alle gleichermaßen geltenden Grundversorgungstarife bedeuteten für die meisten SWDU-Kunden Preiserhöhungen:

Für Strom erhöhte sich der Arbeitspreis zum 1.11.22 von 26,50 auf 33,74 ct/kWh, der einmal pro Jahr fällige Grundpreis von 126,59 auf 159,61 Euro.

Beim Erdgas war die Verteuerung extremer: Den Arbeitspreis erhöhten die Stadtwerke von 8,60 auf 21,96 ct/kWh, der Grundpreis sank marginal von 249,29 auf 242,13 Euro.

Zum damaligen Zeitpunkt wurde etwa ein Drittel der SWDU-Erdgaskunden über einen Tarif der Grundversorgung beliefert, beim Strom rund die Hälfte.

SWDU: Vergleichsweise hoher Gaspreis trotz Preissenkung

Seither hat sich an den Preisen der Grundversorgung nichts geändert. Den Erdgas-Arbeitspreis senken die Stadtwerke zum 1. Juni von 21,96 auf 15,24 ct/kWh – er liegt also auch künftig über den 12 ct/kWh, ab denen die Gaspreisbremse greift. Der Grundpreis bleibt unverändert.

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Die Senkung führt bei einem Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 22.000 kWh zu einer Ersparnis von 911 Euro. Hinzu kommt die Subventionierung durch die Gaspreisbremse. Dadurch werden 80 Prozent des prognostizierten Jahresverbrauchs mit 3,24 Cent pro kWh entlastet – der Haushalt aus dem Rechenbeispiel würde zusätzlich rund 570 Euro sparen.

Ingo Blazejewski erklärt zur Preissenkung: Beim Gas „mussten wir im Herbst stärker als beim Strom erhöhen, da der Preis wegen der drohenden Gasmangellage viel früher gestiegen war. Die gesunkenen Gaspreise geben wir jetzt möglichst direkt an unsere Kunden weiter.“

Wie aber schneidet die Grundversorgung im Preisvergleich ab? Die historische Ausnahmephase, in der die Grundversorgung vielerorts der günstigste Tarif war, ist vorbei. Gerade beim Gas kann ein Wechsel in Duisburg eine beträchtliche Ersparnis bringen.

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Eine Abfrage beim Vergleichsportal Verivox am 23. Mai zeigt: Bei 34 Anbietern können Neukunden bei einem Verbrauch von 22.000 kWh (entspricht dem eines Vier-Personen-Haushalts) im Vergleich zur Grundversorgung (reduzierter Preis ab Juni) mehr als 1000 Euro im Jahr sparen – teilweise über 1300 Euro. Meist müssen sie sich dafür mindestens zwölf Monate vertraglich binden. Ein großer Energiekonzern zum Beispiel verlangt einen Arbeitspreis von 10,42 ct/kWh (Grundpreis: 193,08 Euro).

Bei der Abfrage sind beim Gas 50 Anbieter günstiger als Duisburgs Grundversorger (Preis ab 1.6.). Aber auch die SWDU selbst bieten Neukunden Gas unter 12 ct/kWh an: Im Tarif „PartnerErdgas Regional 12“ liegt der Arbeitspreis bei 11,68 ct/kWh (Grundpreis: 159,70 Euro; 12 Monate Preisgarantie). Im Vergleich zu den 15,24 ct/kWh der Grundversorgung ergibt sich hier für den 4-Personen-Verbrauch von 22.000 kWh eine Ersparnis von 865 Euro bzw. von knapp 300 Euro, wenn man die Gaspreisbremse berücksichtigt.

Verbraucherberaterin: Vor dem Wechsel recherchieren

Die Gaspreise für Neukunden liegen laut Verivox im Bundesschnitt aktuell bei etwa zehn ct/kWh (Durchschnitt enthält Arbeits- und Grundpreis, Stand: 23. Mai) – die Stadtwerke liegen also deutlich darüber.

Auch Christina Wallraf, Energiemarkt-Expertin der Verbraucherzentrale NRW, sieht hier Einsparpotenzial für die Kundschaft. Sie empfiehlt Verbrauchern einen Wechsel zu prüfen, in jedem Fall auch eine gründliche Internetrecherche: „Welches Unternehmen steckt hinter dem günstigeren Tarif? Welche Erfahrungen haben andere Kunden mit dem Anbieter gemacht?“

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Bei einem solchen Seriositätscheck gehe es darum, Discounter und Geschäftsmodelle zu identifizieren, die im Winter 21/22 die Preis-Krise verschärften, so Wallraf. Zahlreiche Anbieter hatten Insolvenz angemeldet oder Kunden gekündigt, da sie die nötigen Energiemengen nicht mehr beschaffen konnten beziehungsweise wollten. Die Stadtwerke warnen vor solchen Firmen (siehe Infobox unten).

Auf Vergleichsportalen sollten Kunden zudem auf die Filter-Einstellungen achten, erläutert Wallraf: Denn „80 bis 90 Prozent der Tarife“ seien „reine Online-Tarife, aber viele Verbraucher möchten die Vertragsunterlagen noch immer per Post geschickt bekommen“.

Christina Wallraf, Energiemarkt-Expertin der Verbraucherzentrale NRW.
Christina Wallraf, Energiemarkt-Expertin der Verbraucherzentrale NRW. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Etwas geringeres Einsparpotenzial beim Strom

Beim Strom ist das Einsparpotenzial für SWDU-Kunden etwa geringer. Die Strompreise für Neukunden liegen aktuell bundesweit bei rund 31 ct/kWh (Schnitt enthält Arbeits- und Grundpreis, Stand: 23.5.). Zu den ebenfalls unter der Strompreisbremse (ab 40 ct/kWh) liegenden Preisen in der Duisburger Grundversorgung (Arbeitspreis: 33,74 ct/kWh; Grundpreis: 159,61 Euro) sagt Christina Wallraf: „Gegen die Höhe kann man nichts sagen.“ Sie rät: „Im Zweifel den Markt beobachten und abwarten.“

Verivox zeigt 25 Anbieter an, die für einen Jahresverbrauch von 4250 kWh (Vier-Personen-Haushalt) im ersten Jahr zwischen 100 und 290 Euro weniger als die Stadtwerke verlangen (Stand: 23. Mai). Diese selbst bieten Neukunden beim Strom zurzeit keinen günstigeren Tarif als die Grundversorgung an. Bestandskunden hatten zwischenzeitlich in den etwas günstigeren Tarif „Partner Strom Classic Fix 5“ (32,54 ct/kWh, Grundpreis: 155,15) mit zweijähriger Preisgarantie wechseln können.

In der „normalen“ Grundversorgung zahlt ein Vier-Personen-Haushalt mit 4250 kWh Verbrauch im Jahr 1593,56 Euro. In der Grundversorgung der Stadtwerke Düsseldorf beispielsweise sind dafür zurzeit 1722,34 Euro fällig.

>> ENERGIE-DISCOUNTER / STADTWERKE DUISBURG

  • Mit den Ende 2021 eingeführten Neukundentarifen („Basic“) hatten die Stadtwerke Duisburg ihre Bestandskunden („Classic“) während der historisch hohen Einkaufspreise vor Preiserhöhungen bewahren wollen. Sie mussten kurzfristig überteuerte Energie für tausende Neukunden einkaufen.
  • Denn im Dezember 2021 waren in Duisburg mehr als 9900 Haushalte in die Grund- und Ersatzversorgung gefallen: Energie-Discounter wie „Stromio“ hatten ihren Kunden kurzerhand gekündigt, weil ihre Geschäftsmodelle nicht mehr aufgingen. Dann müssen die Grundversorger übernehmen.
  • Vor solchen Anbietern warnt auch Torsten Hiermann, Hauptabteilungsleiter Vertrieb und Markt bei den Stadtwerken: „Das Geschäftsmodell der Discounter bleibt das gleiche. Sie locken mit günstigen Preisen, ohne die Energielieferungen ihrer Kundinnen und Kunden langfristig abzusichern. Sie hoffen auf sinkende Beschaffungspreise, um ihre Marge zu vergrößern.“
  • Neuerliche Preissteigerungen an den Beschaffungsmärkten könnten „zu den gleichen Folgen führen, wie wir sie im Winter 2021/2022 erlebt haben“, so Hiermann.