Duisburg. Bahnen werden auf der 903 ausgebremst – mit ärgerlichen Folgen, so ein ÖPNV-Experte. Welchen Abschnitt es betrifft, was die Stadt Duisburg sagt.
Werden Bahnen in Duisburg schon viel länger als gedacht ausgebremst? Bereits im März 2023 ärgerte sich Manfred Sander aus Huckingen als langjähriger ÖPNV-Nutzer: Die U 79 müsse im Bereich zwischen „Im Schlenk“ (Wanheimerort) und Karl-Jarres-Straße (Dellviertel/Hochfeld) „an nahezu allen Ampeln anhalten, um dem Autoverkehr Vorrang zu gewähren“. Er sprach von einer unerträglichen Situation (wir berichteten). Nun legt Thomas Immekus, der die Internetseite strassenbahn-duisburg.de betreibt, mit Blick auf die Linie 903 nach.
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So habe er auf einer Testfahrt von Wanheimerort nach Walsum festgestellt, dass die Bahn zwischen Hamborn Rathaus und Walsum Rathaus „praktisch an jeder Ampel vor gesperrten Signalen stehe und nicht vom Fleck komme“, so Immekus. So seien binnen weniger Haltestellen sieben Minuten Verspätung eingefahren worden.
Bahnen werden ausgebremst: Verspätungen auf der Linie 903 in Duisburg
Im Gespräch mit diversen bekannten Straßenbahnfahrern habe er erfahren, dass dies kein Einzelfall, sondern seit zwei Jahren ein Dauerzustand sei. Die Ampel-Vorrangschaltung funktioniere nicht mehr. Deshalb stehe die 903 an jeder Ampel „Ewigkeiten“, bevor sie weiterfahren könne. In einem kompletten Umlauf Wanheimerort - Walsum - Wanheimerort habe sich bei seiner Testfahrt eine Verspätung von 14 bis 15 Minuten Verspätung ergeben – und das im 7,5-Minuten-Takt.
Dies habe dann eine Kettenreaktion zur Folge: Bahnfahrer bekämen keine Pause, müssten nach spätestens viereinhalb Stunden eine Zwangspause einlegen, was wiederum zu einem Ausfall der Bahn führe.
Stadt bestätigt „signalbedingte Verzögerungen im Betriebsablauf“
Auf Nachfrage der Redaktion sagt Stadtsprecher Malte Werning, dass es tatsächlich im Nordabschnitt der Linie 903, also zwischen Meiderich und Walsum, „seit längerem zu signalbedingten Verzögerungen im Betriebsablauf“ komme. „Wir stimmen uns dazu gemeinsam mit der DVG und den Wirtschaftsbetrieben ab“, sagt Werning.
Als Grund für die Probleme nennt er mehrere Faktoren: „So entstehen am nördlichen Bereich der Weseler Straße/Willy-Brandt-Ring am Knotenpunkt zur neuen Querspange Walsum zwei neue Ampelanlagen“, erklärt Werning. „Diese Anlagen, gemeinsam mit der bereits bestehenden Ampel an der Weseler Straße/Walsumer Straße, müssen an die Verkehrssituation, die mit der neuen Querspange entsteht, angepasst werden.“
Festzeitsteuerung ohne ÖPNV-Beschleunigung
Die Erstellung der verkehrsabhängigen Steuerung sei samt Prüfung voraussichtlich im Verlauf des Sommers abgeschlossen. Der Stadtsprecher betont: „Es handelt sich hier um sehr komplexe Ampelanlagen mit wichtigen Abhängigkeiten. Solange die Prüfung andauert, müssen diese Ampeln leider noch mit der Festzeitsteuerung ohne ÖPNV-Beschleunigung betrieben werden.“
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Darüber hinaus werde die Anlage an der Duisburger Straße/Buschstraße in Hamborn momentan ebenfalls mit einer Festzeitsteuerung ohne Vorrangschaltung für den ÖPNV betrieben. „Dort wurde eine neue Ampel aufgestellt“, so Werning. „Die verkehrsabhängige Steuerung erstellen wir zurzeit.“
Es gebe noch weitere Ursachen für die Unpünktlichkeit von Bahnen. Neben dem allgemeinen Verkehrsaufkommen auf den Straßen nennt der Stadtsprecher Bauarbeiten wie zum Beispiel an der Haltestelle „Landschaftspark Nord“ der Linie 903 in Neumühl.
Weiter Probleme auch auf der U-79-Linie
Was die Probleme auf der U-79-Linie betrifft, seien an der Haltestelle Grunewald die Prüfungen für die Vorrangschaltungen noch nicht an allen Ampeln abgeschlossen. Es gebe aber Fortschritte.
Auch an der Haltestelle „Im Schlenk“ reagieren die Ampeln laut Werning noch nicht verkehrsabhängig. Die Prüfung sei dort ebenfalls noch nicht beendet. „Die Steuerung“, sagt der Stadtsprecher, „und speziell die ÖPNV-Beschleunigung sind an diesem Kreuzungsbereich durch die Geometrie des Verkehrsknotens und die Einfahrt der Straßenbahnwagen in den Bereich der Zugsicherung sehr komplex.“
Verbesserungen angekündigt
Bei allen Widrigkeiten gehört zur Wahrheit aber auch, dass Bus und Bahn in Duisburg noch an vielen Stellen keine Vorfahrt haben. Ein Grund: Stadt und Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) haben zwar Verbesserungen angekündigt, wollen Anlagen optimieren oder zum Beispiel Busspuren einrichten. Allerdings ist es bisher oft bei Absichtserklärungen geblieben. Es gebe einen intensiven Austausch, hieß es zuletzt.
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Nach Angaben der DVG konzentriert sich die ÖPNV-Beschleunigung aktuell vor allem auf die Schiene, also auf die Linien U 79, 901 und 903. Im Busnetz gebe es Signalanlagen, die „ein bevorzugtes Abfahren der Busse berücksichtigen“, so die Verkehrsgesellschaft.
>> FEHLENDE ÖPNV-BESCHLEUNIGUNG VERSCHÄRFT SITUATION AUF DER 903
- Dass Bahnen im nördlichen Abschnitt der Linie 903 durch fehlende Vorrangschaltungen seit längerem ausgebremst werden, verschärft die Situation auf der Linie noch zusätzlich. Schließlich waren dort zuletzt nur die alten, maroden und sehr störanfälligen Fahrzeuge im Einsatz.
- Zwar sind zehn neue Bahnen nach Duisburg geliefert worden, allerdings war davon zuletzt keine im Fahrgastbetrieb. Sieben warten noch auf die Zulassung. Ein Fahrzeug wird als Fahrschulwagen genutzt. Und zwei Bahnen sind nach Bügelabrissen weiter in der Werkstatt.
- Ein Einsatz neuer Fahrzeuge auf der weniger fahrgaststarken Linie 901 ist vorerst gar nicht vorgesehen. Allerdings müssen dazu in Mülheim auch noch drei Bahnsteige für die zehn Zentimeter breiteren Bahnen angepasst werden.