Duisburg. Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiten weiter daran, die Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt aufzuklären. Die Ermittlungen sind komplex.

Ein Jahr ist es jetzt her, dass sich rund 100 Männer aus dem Clan- und Rocker-Milieu eine wüste Auseinandersetzung auch mit scharfen Waffen auf dem Hamborner Altmarkt lieferten. 28 Schüsse fielen, es gab mindestens vier Verletzte. Zwölf Monate nach der Schießerei in aller Öffentlichkeit, die weit über Duisburg hinaus für Entsetzen gesorgt hatte, haben Polizei und Staatsanwaltschaft den Fall noch nicht abgeschlossen. Strafrechtliche Konsequenzen sind bislang ausgeblieben, seit dem Vorfall gab es weder weitere Festnahmen oder Inhaftierungen, geschweige denn Anklagen oder Verurteilungen.

Es ist ein Mammut-Komplex: „Das Verfahren richtet sich insgesamt gegen 51 Tatverdächtige“, teilt die Staatsanwaltschaft Duisburg mit. Sie seien namentlich bekannt und befänden sich derzeit alle auf freiem Fuß. „Die Ermittlungen gegen sämtliche Beschuldigte dauern aufgrund des Umfangs der vorliegenden Beweismittel und des dynamischen Tatgeschehens weiterhin an“, sagt Melanie Anderhub, Sprecherin der Duisburger Staatsanwaltschaft.

Männer reisten gezielt zu der Auseinandersetzung nach Duisburg an

Was bereits bekannt ist: Die Männer reisten gezielt zu der Auseinandersetzung an. Zwar wohnen sie teilweise in Duisburg, einige Beteiligte stammten aber auch aus anderen Bundesländern. Sie sollen jeweils rund zur Hälfte den beiden Lagern, Vertretern der Hells Angels und Mitglieder eines berüchtigten Familienclans angehören. Einige Beteiligte ließen sich aber auch nicht konkret einer Partei zuordnen, so die Staatsanwaltschaft: „Ob hinsichtlich eines jeden einzelnen Beschuldigten hinreichender Tatverdacht besteht, wird insgesamt nach Abschluss der Ermittlungen geprüft werden.“

Für die Ermittlungsbehörden sind die mutmaßlichen Beteiligten alles andere als unbeschriebene Blätter. Sie sind mehrheitlich und teils erheblich vorbestraft, einer wurde schon wegen versuchten Mordes verurteilt. Dieser Mann soll allerdings nicht zu den mindestens drei Beteiligten aus beiden Lagern gehört haben, die am Abend des 4. Mai die Schüsse abgegeben haben sollen.

Zu manchen der noch offenen Fragen macht die Staatsanwaltschaft bewusst noch keine Angaben: So bleibt derzeit unklar, ob die eingesetzten Schusswaffen sicher gestellt worden oder bis heute verschwunden sind. Offen bleibt auch die Frage, ob den Ermittlungsbehörden die aktuellen Aufenthaltsorte der mutmaßlichen Schützen bekannt sind.

Beschuldigte machen von ihrem Schweigerecht Gebrauch

Warum gerieten die Lager überhaupt auf dem Altmarkt aneinander? „Belastbare Angaben vermag ich hierzu derzeit nicht zu tätigen“, sagt Sprecherin Anderhub: „zu den Motiven oder Hintergründen der Tat gibt es nach wie vor ausschließlich nicht hinreichend belegte Gerüchte und Vermutungen.“ Nach der Schießerei hatte es Spekulationen darüber gegeben, dass sich der Streit an ausgebliebenen Schutzgeldzahlungen um einen Döner-Laden entzündet haben soll.

Bei der Aufklärung des Falls ist von den Beteiligten kaum Unterstützung zu erwarten. Zwar seien deren Vernehmungen inzwischen abgeschlossen, gesagt haben sie aber wohl eher wenig, teilt die Staatsanwaltschaft mit: „Die Beschuldigten machen ganz überwiegend von ihrem Schweigerecht Gebrauch.“