Duisburg. Nach der Messerattacke im Duisburger John Reed konnten Ermittler jetzt alle vier Opfer befragen. Der Zustand des 21-Jährigen ist weiter kritisch.
Die Mordkommission „Schwan“ hat bei den Ermittlungen zur Messerattacke im John-Reed-Fitnesscenter vom Dienstagabend einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht: Am Freitagnachmittag konnte die Polizei Aufnahmen aus einer Überwachungskamera veröffentlichen. Sie zeigen den mutmaßlichen Täter, anscheinend auf der Flucht.
Die Bilder wurden von mehreren Kameras auf der Münzstraße aufgenommen. Unabhängig voneinander haben Zeugen den Angreifer auf dem Material wiedererkannt. Nach neuesten Erkenntnissen flüchtete der Mann nach der Bluttat in den Duschen der Herrenumkleide des Studios zu Fuß durch die Altstadt in Richtung Steinsche Gasse. Dann verliert sich seine Spur. Der Mann ist weiterhin nicht identifiziert und flüchtig. Anhand der Aufnahmen lässt sich beim Unbekannten keine Hektik erkennen. Er scheint zu gehen, rennt nicht. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen hat der Mann sich etwa 250 Meter vom Tatort entfernt.
Anhand der Bilder und der Zeugenaussagen hat die Polizei die Täterbeschreibung noch einmal präzisiert. Sie lautet nun wörtlich: „Der gesuchte Mann soll etwa 25 bis 35 Jahre alt sein und eine normale Statur haben. Er trug zur Tatzeit einen schwarzen, ungepflegten Vollbart. Bekleidet war er mit einer schwarzen Jacke, blauer Jeanshose und schwarzen Schuhen mit weißem Sohlenrand. Er trug eine schwarze Baseballkappe mit nach vorne gedrehtem Schirm und führte einen dunklen Rucksack mit sich.“
Messerangriff in Fitnessstudio: Staatsanwaltschaft setzt Belohnung für Hinweise aus
Neu ist nun auch: Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täter führen, eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt.
In einer Mitteilung unterstreichen die Ermittler: Wer den Mann sieht, sollte umgehend den Notruf 110 verständigen und den Mann nicht ansprechen.
Die Polizei bittet Zeugen, die Informationen zur Identität oder zum Aufenthaltsort des Tatverdächtigen haben, sich zu melden. Hinweise nimmt die Mordkommission telefonisch unter 0203 280 0 entgegen. Nach wie vor gibt es auf auf https://nrw.hinweisportal.de auch die Möglichkeit, Informationen digital zu übermitteln. Für die Kripo sind auch Handyfotos oder -videos von Interesse, die Sportler möglicherweise im Laufe des Dienstags, 18. April, im John-Reed-Fitnessstudio gemacht haben – auch Selfies, bei denen möglicherweise im Hintergrund etwas zu erkennen ist.
Weiteres Bildmaterial hätte eine große Bedeutung. Denn: Das Fitnessstudio an der Schwanenstraße verfügt selbst über keine Videoüberwachung.
Opfer sagen: Wir kennen den Angreifer nicht
Hier kam es im zweiten Stockwerk in der Herrenumkleide zur Attacke auf vier Männer. Gegen 17.40 Uhr gehen etliche Notrufe ein. Nach Informationen dieser Redaktion stach der Unbekannte mehrfach mit einer Machete auf die Opfer ein. Drei Männer verletzte er lebensgefährlich. Außerdem wurde ein 32-Jähriger schwer verletzt. Nach unseren Recherchen eilte dieser einem Verletzten zu Hilfe, deckte dessen Stichwunden mit einem Handtuch ab – dann rammte der Angreifer dem 32-Jährigen die Stichwaffe zweimal ins Bein. Die Polizei hat diese Informationen noch nicht bestätigt.
Der 32-Jährige konnte das Krankenhaus mittlerweile verlassen. Auch der Zustand der zwei 24 Jahre alten Männer hat sich stabilisiert. Lebensgefahr besteht nicht mehr. Anders sieht es bei einem 21-Jährigen aus: Die Ärzte kämpfen seit Tagen um sein Leben. Am Donnerstag wurde er zum zweiten Mal operiert. Sein Gesundheitszustand war auch am Freitagnachmittag weiter kritisch.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Inzwischen hätten die Ermittler jedoch alle vier Angegriffenen befragen können, berichtet Polizeisprecher Stefan Hausch. Etwas überraschend ist daraus eine Erkenntnis: „Alle geben unisono an, dass sie den Täter nicht gekannt haben“, so Hausch.
Das lässt die Theorie eines gezielten Angriffes auf einen der Männer zumindest unwahrscheinlicher erscheinen. Ein Motiv für die Attacke ist nach Angaben des Polizeisprechers immer noch unbekannt.