Duisburg. 80 Minuten Schulweg oder als Einserschülerin auf eine Sekundarschule? Diese Frage sorgte bei einer Duisburger Familie für schlaflose Nächte.
Julia Plew ist verzweifelt als sie der Redaktion ihre Situation erklärt: Ihre Tochter Maya kommt im Sommer in die 5. Klasse, hat einen Notendurchschnitt von 1,4 und soll entweder 80 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Mündelheim im Duisburger Süden bis zur Gesamtschule nach Bergheim im Stadtwesen fahren oder aber zur Sekundarschule in Huckingen gehen. Angemeldet hatte Julia Plew ihre Tochter auf einem Gymnasium in Krefeld. Der Reihe nach.
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Mitte März landete die Absage des eigentlich sicher geglaubten Platzes am nur 2,4 Kilometer entfernten Gymnasium in der Nachbarstadt im Briefkasten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Anmeldungen für die Duisburger Schulen längst gelaufen. Der Schulleiter aus Krefeld habe der Duisburgerin zwar gesagt, dass es bei zu vielen Anmeldungen zum Losverfahren zwischen den auswärtigen Schülern kommen könne, „aber er hat meiner Tochter sogar einen Kalender gegeben, um die Tage bis zum Schulanfang abzustreichen“, erzählt Julia Plew. „Da haben wir uns sicher gefühlt.“
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Nach der Absage wurde die gelernte Erzieherin schnell tätig und hat umgehend eine Mail an das Albert-Einstein-Gymnasium in Rumeln-Kaldenhausen geschrieben und ihre Situation geschildert. Denn trotz Wohnort in Duisburg-Mündelheim geht Maya noch auf die Gerhart-Hauptmann-Grundschule in Rumeln. „Wir wohnen zwar seit einem Jahr schon nicht mehr im Westen der Stadt, aber in Rumeln hätte Maya wenigstens ihre Freunde aus der Grundschule. Diesen Weg hätten wir irgendwie in Kauf genommen.“
Duisburg: Schülerin drohte 80-Minuten-Schulweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Der Schulleiter des Rumelner Gymnasiums hat die alleinerziehende Mutter dann an das Duisburger Schulamt verwiesen. „Dort sind dann wohl leider gleich mehrere Fehler passiert“, berichtet die Mündelheimerin. „Das Schulamt hat unseren Wohnort in Rheinhausen verortet, so dass Maya einen Platz an der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Bergheim zugeteilt bekommen hat. Und dann wurde der Brief auch noch an meinen Ex-Freund adressiert. Durch Zufall ist die Post dann doch bei uns gelandet.“
Die Fahrtzeit von Mündelheim bis zur Gesamtschule in Bergheim mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: 1.19 Stunden. „Das ist für uns absolut nicht machbar“, sagt Julia Plew, die selbstständige Tagesmutter ist. „Meine Mutter hat für ein Jahr aufgehört zu arbeiten, um Maya zur Schule zu bringen. Aber das kann ja keine dauerhafte Lösung sein. Bergheim ist eindeutig zu weit weg.“
Duisburger Schulträger hat in Unterlagen falschen Wohnort notiert
Das ist nach Anfrage der Reaktion nun auch der Bezirksregierung in Düsseldorf aufgefallen, die zuständig für die Zuweisungen der Kinder auf die weiterführende Schulen ist und auf die in diesem Fall auch die Stadtverwaltung verweist. „In den Unterlagen des Schulträgers war als Wohnort der Schülerin der Bezirk Rheinhausen eingetragen“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung. „Deshalb wurde ihr ein Schulplatz in Rumeln angeboten.“ Nachdem bekannt wurde, dass der Wohnort inzwischen Mündelheim ist, habe die Schülerin „einen wohnortnahen Platz“ erhalten.
„Uns wurde dann nahegelegt, Maya an der Sekundarschule Am Biegerpark anzumelden“, sagt die verzweifelte Mutter. „Die Mitarbeiterin der Bezirksregierung war wirklich total nett, aber sämtliche Gymnasien und auch Gesamtschulen in unserer Nähe sind einfach voll, hat man uns erklärt.“
Erlösender Anruf mit Platz an einem Gymnasium: Allerdings in Krefeld
Mit einem Platz an einer Sekundarschule wollte sich Julia Plew für ihre Tochter jedoch nicht abfinden und hat weiter herumtelefoniert und die Schulen in den Nachbarstädten kontaktiert. „Was sollte ich auch sonst machen. Meine Tochter konnte kaum noch schlafen, war total traurig. Wie kann man einem motivierten Kind so den Spaß an der Schule nehmen und Bildung verwehren?“, ist die Erzieherin enttäuscht.
Bis dann doch der erlösende Anruf kam – allerdings aus Krefeld. Nach den Sommerferien kann Maya auf das Gymnasium am Stadtpark in Uerdingen gehen. 8 Kilometer vom Wohnort entfernt.