Duisburg. Trotz fester Putzkraft findet eine Schulleitung in Duisburg: Die Schule ist zu dreckig. Nun müssen die Schüler selber putzen. Aber es gibt Ärger.

Verschmutzte Flure, Sand- und Erdhaufen in den Klassenräumen, verklebte Tische – die Rahmer Gemeinschaftsgrundschule Am Knappert hat große Probleme, die Schule sauber zu halten. Da es die von der Stadt Duisburg eingeteilte Putzkraft in den wenigen Stunden nicht schafft, die beiden Schulgebäude samt Toiletten und Verwaltungstrakt zu reinigen, wurde in Rahm jetzt eine sogenannte „Ordnungszeit“ von der Schulleitung eingeführt. In den letzten zehn Minuten des Schultages wird gemeinschaftlich in den Klassen aufgeräumt, die größten Sandberge unter den Tischen zusammen gefegt und Müll vom Fußboden eingesammelt oder auch einfach mal der Tornister entleert.

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„Wir sind ein naturnahes Schulgelände“, sagt Schulleiterin Edith Winter. „Die Kinder bringen gerade im Herbst und Winter unweigerlich Dreck mit in die Klassen. Im Sommer ist es eher Sand, im Winter die Matsche.“

Die Einführung der Ordnungszeit ist für Edith Winter nur ein Bausteinchen, um „nicht im Dreck zu ersticken“. „Es geht auf keinen Fall darum, die Kinder als unbezahlte Putzkräfte einzuspannen“, sagt die Schulleiterin. „Wir versuchen auf unterschiedlichste Weise, das Problem in den Griff zu bekommen. Vor dem Gang in die Klassen werden zum Beispiel die Schuhe zu Sprechsprüchen oder Liedern abgeklopft.“ Und wenn die Kinder so für Ordnung oder Sauberkeit sensibilisiert würden, dann wäre das sicher nicht das Schlechteste.

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Laut Stadt Duisburg gibt es für die Reinigung der Klassenräume folgende Vorgaben: Für 480 Quadratmeter stehen 2,10 Stunden pro Reinigungsintervall zur Verfügung. Das sind 10,5 Stunden in 14 Tagen, und dementsprechend 5,25 Stunden pro Woche.

„Bis zum 15. Februar sind die Klassenräume, einschließlich der Oberflächen, Corona-bedingt täglich gereinigt worden“, sagt Stadtsprecher Jörn Esser. Die Reinigung erfolgt jetzt in einem wechselnden Rhythmus: In der ersten Woche wird montags, mittwochs und freitags geputzt, in der nachfolgenden Woche dienstags und donnerstags. Die Schulhausmeister quittieren monatlich die ordnungsgemäß und sachgerecht durchgeführte Unterhaltsreinigung.

Der Schulgarten ist abgesperrt, das Klettergerüst darf genutzt werden.
Der Schulgarten ist abgesperrt, das Klettergerüst darf genutzt werden. © kb

Schutz gegen Schmutz: Schulhof mit Flatterband abgesperrt

„Die Putzzeiten reichen aber hinten und vorne nicht“, sagt Edith Winter. „Und so lange wir keine weitere Unterstützung bekommen, müssen wir gemeinsam versuchen, die Lage halbwegs in den Griff zu bekommen.“

Eine weitere Konsequenz für die Kinder: Seit Wochen ist der halbe Schulhof vom Hausmeister mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Nur der asphaltierte Bereich ist zugänglich. „Sonst schleppen wir zu viel Dreck mit in die Gebäude“, erklärt ein Schüler. Verboten ist es auch, sich in den neuen Rindenmulch unter das Klettergerüst zu setzen. „Rindenmulch bleibt sonst an den Klamotten hängen und auch das landet sonst in den Klassen.“

Feinstaubbelastung durch aufgewirbelten Dreck

Einige Eltern können dieser „gemeinsame Ordnungszeit“ nichts abgewinnen. Im Gegenteil. „Es kann doch nicht sein, dass täglich zehn bis 15 Minuten Unterricht ausfallen, um die Klassen zu fegen“, ärgert sich ein Vater eines Viertklässlers. Die Situation ist für ihn völlig inakzeptabel. „Die Kinder haben durch den permanenten Lehrermangel und durch den Distanzunterricht während der Corona-Pandemie so schon viel zu viel Unterrichtsausfall erlebt. Von der Feinstaubbelastung durch den aufgewirbelten Staub gar nicht erst zu sprechen. Und ich bin sicher nicht der einzige Vater, der durch die mangelnde Hygiene und den Feinstaub eine Kindeswohlgefährdung befürchtet.“