Duisburg-Ruhrort. Der 650. Geburtstag des Hafenstadtteils Duisburg-Ruhort ist schon eine Weile her. Nun ist eine Jubiläumsschrift erschienen. Das steht drin.
Herzlichen Glückwunsch nachträglich: Nach einer langen Entstehungsgeschichte wurde jetzt die Jubiläumsschrift „650 Jahre Ruhrort“ aus dem Mercator-Verlag im Duisburg-Ruhrorter Binnenschifffahrtsmuseum präsentiert.
Bürgerverein Duisburg-Ruhrort und Mercator-Gesellschaft sind Herausgeber
Die 650 Jahre beziehen sich auf eine Urkunde Kaiser Karls IV. aus dem Jahr 1371, in der er dem Edelherren Johann von Moers die Eröffnung einer neuen Zollstelle auf dem Homberger Werth erlaubt. Das Jubiläumsjahr war also schon 2021. Die Verzögerungen im Zeitplan erklärte Ulrich Kirchner vom Haniel Archiv als Leiter des Redaktionsteams mit den vielfältigen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Die ersten Ideen zum Buch hatte der Ruhrorter Bürgerverein schon 2019 – der Bürgerverein fungiert gemeinsam mit der Mercator-Gesellschaft als Herausgeber.
Zusammen mit dem ehemaligen Leiter des Binnenschifffahrtsmuseums, Bernhard Weber, und dem Historiker Thorsten Fischer legte Ulrich Kirchner eine Gliederung in vier Themenbereiche fest. Geschichtliches von der ersten Zollstätte über die Entwicklung von Hafen, Handel und Verkehr in Ruhrort bis zur Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA) gibt es im ersten Teil in 14 Kapiteln von Historikerinnen und Historikern. Darin widmet sich unter anderem Thorsten Fischer der Zeit zwischen der Reformation und der spanischen Eroberung 1609.
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Anne Ley-Schalles schafft in ihrem Beitrag über die NS-Zeit Klarheit über die Frage, warum es in Ruhrort 1937 eine aufwändige 500-Jahrfeier gegeben hat. Deren Zählung bezieht sich auf eine Urkunde aus dem Jahr 1437, die den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken gerade recht kam. Und Nikolai Ingenerf vergleicht die radikale Abrisspolitik aus den 1960er Jahren, die die Ruhrorter Altstadt das Leben kostete, mit den behutsameren Sanierungsprojekten der IBA, wie etwa dem Tausendfenster-Haus.
Kunst, Kultur und Porträts zeichnen das Leben im Hafenstadtteil nach
Kunst und Kultur im Kreativquartier Ruhrort ist der zweite Themenbereich im Jubiläumsbuch. Da geht es noch einmal um die legendären Hafenkonzerte, bei einer Ausgabe von 1979 wurde nach der Erinnerung von Bernhard Weber tatsächlich das Gesangsduo Cindy und Bert in Käse aufgewogen. Hafenfeste, das Binnenschifffahrtmuseum und der 300. Hafengeburtstag finden ebenso Erwähnung wie die künstlerischen Landmarken rund um den Hafenstadtteil. Zu Wort kommen auch die beiden Manager des Kreativ Quartiers, zu dem Ruhrort sich seit 2010 gemausert hat. Olaf Reifegerste und Heiner Heseding schauen nicht ohne Stolz auf die kulturelle Vielfalt, die es in Ruhrort gab und gibt.
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Kurze Porträts von Ruhrorter Persönlichkeiten bilden den dritten Teil. Im Blickpunkt steht die Familie Haniel, an der man in Ruhrort nicht vorbeikommt, der Künstler August Kraus, dessen pinkelnder Bronzeknabe nach langen Umwegen nun in Ruhrort gelandet ist und um die erste Diakonisse Gertrud Reichhardt. Den Werdegang der Widerstandskämpferin Johanna Niederhellmann hat der Stadtarchivar Andreas Pilger detailreich nachgezeichnet.
Eine Vorstellung der zahlreichen Ruhrorter Vereine schließt das Werk als vierter Themenbereich ab.
Jubiläumsbuch ist ab sofort im Buchhandel erhältlich
„Wir danken herzlich allen Autoren die dabei waren, und ganz besonders den vielen Fotografen, die uns aus ihren Beständen rasch und ehrenamtlich fehlende Fotos zur Verfügung gestellt haben,“ sagte Jutta Nagels vom Mercator-Verlag bei der Präsentation. Die große Zahl an Vormerkungen für das Buch, so Nagels, zeige ihr, dass der Mercator-Verlag damit nach wie vor richtig liege, lokale Themen zu bedienen.
Das Jubiläumsbuch „650 Jahre Ruhrort Zollstätte, Hafenstadt, Kreativquartier“ aus dem Mercator-Verlag ist mit einem aufwendigen Register ausgestattet. Es haben 15 Autorinnen und Autoren mitgeschrieben. Der Band ist für 19 Euro im Buchhandel und im „Das Plus am Neumarkt“ zu bekommen.