Duisburg. Nach dem Corona-Absturz erlebt die Hotellerie in Duisburg eine positive Entwicklung. Doch schaffen geplante Neueröffnungen zusätzliche Probleme?
Die Hotelbranche in Duisburg atmet auf: Im Jahr 2022 zählte das Statistische Landesamt in den Hotels und Pensionen (mit mehr als zehn Betten) der Stadt 279.280 Ankünfte von Gästen. Das macht im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von knapp 99 Prozent. Insgesamt zählte der Landesbetrieb IT NRW 540.720 Übernachtungen in der Rhein-Ruhr-Stadt, was eine Steigerung um 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Die Zahlen überraschen auf den ersten Blick nicht, denn die Corona-Pandemie hatte für die Branche über zwei Jahre einen historischen Absturz zur Folge. Reiseaktivitäten waren in Pandemie-Zeiten deutlich eingeschränkt. Doch mit den Werten aus 2022 knüpft Duisburg auch an die Vor-Corona-Zeiten an: Das Statistische Landesamt zählte 2019 lediglich 16.000 Ankünfte und knapp 30.000 Übernachtungen mehr.
Hotels in Duisburg: Städtetourismus hat zugenommen
„Der Städtetourismus hat zugenommen“, sagt Marc Weber, Duisburger Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Gerade auch innerdeutscher Tourismus habe zugelegt, das zeigen Zahlen für das Land NRW. So verzeichnet das Meinungsforschungsinstitut GfK für das Tourismusjahr 2021/22 – von November 2021 bis Oktober 2022 – 13,9 Millionen Übernachtungen in Nordrhein-Westfalen, die auf Urlauber aus Deutschland entfielen. Gegenüber dem Vorkrisenvergleichszeitraum 2018/19 war das ein deutliches Plus von 25 Prozent.
Von dieser Tourismus-Entwicklung profitieren auch die im vergangenen Jahr 46 geöffneten Betriebe mit angebotenen 3884 Betten in Duisburg. Wenngleich sich die Gesamtzahlen den Vor-Corona-Jahren nähern, habe sich der Anteil an Geschäftsreisenden verringert, so Weber: „Wir spüren noch immer Zurückhaltung bei Geschäftskunden.“ Viele Geschäftsreisen werden nun durch digitale Meetings und Konferenzen ersetzt. Dank der Nähe zum Flughafen und wegen der Lage zwischen den Messestandorten Düsseldorf und Essen hatte Duisburg in der Vergangenheit profitiert.
Hotellerie: Wieder mehr Geschäftskunden im Jahr 2023
So auch das Mercure Hotel im Averdunk-Centrum. Die internationale Hotelkette, die zum französischen Accor-Konzern gehört, erlebt aber auch bei Firmenkunden wieder einen Anstieg. Gerade das erste Quartal 2023 sei „sehr erfreulich“ verlaufen, sagt Direktorin Ursula Pätzold-Coco. Schon im zweiten Halbjahr 2022 habe sich die Zahl der Geschäftsreisenden positiv entwickelt. Die Buchungszahlen knüpfen insgesamt an das Jahr 2019 an.
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Der Blick zurück ist für sie indes leidvoller: Mehrere Wochen war das Hotel in den Wintermonaten der Pandemie geschlossen, Mitarbeiter waren in Kurzarbeit. Kein Einzelfall in Duisburg. „Es waren die herausforderndsten Jahre“, sagt die Direktorin. Nun, mit der positiven Entwicklung der Übernachtungszahlen, steht die Branche vor einer anderen Herausforderung: dem Fachkräftemangel.
Wie viele andere Branchen ist das Tourismus- und Gastgewerbe von der Personalnot betroffen. Ausbildungsplätze blieben auch 2022 vielfach unbesetzt, Hilfskräfte wanderten in andere Branchen ab und Fachkräfte fehlen. „Wir suchen nach Mitarbeitern“, so etwa Servicepersonal oder Reinigungskräfte, sagt Pätzold-Coco.
Neueröffnungen geplant: Braucht Duisburg neue Hotels?
Die Auslastung der Betten in Duisburg lag 2022 im Mittel bei 37,5 Prozent (2021: 22,8 Prozent; 2019: 41,9 Prozent), so das Statistische Landesamt. Mit Blick auf die niedrigen Zahlen stellt sich die Frage: Braucht die Stadt neue Hotels? Ja, sagt Rasmus C. Beck. Gerade im „gehobenen Businessstandard“ – in Duisburg gibt es kein 5-Sterne-Hotel – sowie im „touristischen Bereich“ sieht der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Duisburg Business & Innovation (DBI) noch Leerstellen.
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Fest steht schon: Der Markt bekommt Zuwachs. Noch in diesem Jahr soll das Twins Hotel an der Steinschen Gasse und direkt neben dem Bürogebäude Hansator eröffnen. Und zum künftigen Mercatorviertel wird auch ein Premier Inn-Hotel zählen. „Der Bau läuft gut, im Juli haben wir mit dem Tiefbau gestartet“, sagt Sebastian Skowronski, Leiter Projektmanagement bei der GBI. Der Projektentwickler realisiert den Neubau für die britische Hotelkette und rechnet mittlerweile mit einer Fertigstellung erst Anfang 2025. Die beiden neuen Häuser in der Altstadt werden insgesamt 319 zusätzliche Zimmer auf den Hotelmarkt spülen.
Schon jetzt soll laut dem Immobilienmarktbericht der DBI nur in wenigen Häusern und zu wenigen (Messe-)Zeiten der durchschnittliche Zimmerpreis 100 Euro pro Nacht übersteigen. Das Duisburger Zimmerangebot in Großhotels mit mehr als 100 Zimmern beläuft sich ohne die beiden anstehenden Neueröffnungen auf 717 Zimmer.
Zeitgemäß sind sie zudem – keines der Zimmer in den lokalen Großhotels ist älter als zehn Jahre. So wurden etwa 2018 die Räume im Mercure Hotel modernisiert, das Campanile Duisburg City an der Unterstraße zählt 169 Zimmer und wurde 2020 fertiggestellt. Dennoch sei laut Marktbericht der Wettbewerb in Duisburg im Vergleich zu Dortmund oder Essen als „moderater einzustufen“, weil die Stadt in der jüngsten Vergangenheit nicht so eine hohe Anzahl an Neueröffnungen erlebt habe.
Experten warnen – Stadt soll Marketing stärken
Experten erwarten jedoch, dass es, auch durch größere Neueröffnungen, einen Verdrängungswettbewerb zu Lasten kleinerer Privathotels geben wird. Rasmus C. Beck rechnet wegen des Zuwachses an neuen Häusern mit einem Renovierungsdruck für bestehende Betriebe.
Für Marc Weber steht fest, dass Duisburg angesichts wachsender Bettenzahlen auch „neue Anziehungspunkte“ braucht, damit Kapazitäten ausgeschöpft werden können. Ein gut funktionierendes Konzept für das Theater am Marientor wäre ein Anfang, meint Duisburgs Dehoga-Sprecher.
„Der positive Imagewandel der Stadt muss weiter vorangetrieben werden“, sagt auch Hoteldirektorin Ursula Pätzold-Coco. Mit zunehmender Bettenzahl in der Rhein-Ruhr-Stadt müssten auch die Aktivitäten der Stadtverwaltung und des Marketings wachsen, um Menschen nach Duisburg zu locken. Nicht nur Touristen, sondern auch Geschäftskunden, die etwa Tagungsveranstaltungen besuchen.