Duisburg. Duisburger Hausärzten fällt die Suche einem Nachfolger immer schwerer. Diese Gründe sehen Ärztesprecher für die Skepsis ihrer jungen Kollegen.

Rund 41 Prozent der 279 Duisburger Hausärzte haben den 60. Geburtstag bereits gefeiert, mancher auch schon den 70. Nachfolger für Einzelpraxen finden sich erst nach langer Suche oder gar nicht. „Viele werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen“, sagt Dr. Eugen Breimann, langjähriger Sprecher des Duisburger Hausärztenetzwerks. Noch sei die Versorgungslage für die Patienten gut, aber Überalterung und Probleme bei der Nachfolgersuche seien „natürlich Grund zu Besorgnis“.

„Das ist ein toller Beruf, in dem Vertrauen, die Nähe zu Patienten eine große Rolle spielt“, schwärmt Breimann. Doch im eigenen Umfeld seiner Beecker Praxis, die er vor über 40 Jahren von seinem Vater übernahm, erlebt er den Wandel: „Hier waren früher 16 Hausärzte, jetzt sind es noch neun.“

Hausärzte-Sprecher: „Junge Kolleginnen wollen Beruf und Familie in Einklang bringen“

Dr. Helmut Gudat ist Vorsitzender der KV-Kreisstelle und seit 35 Jahren als Hausarzt in Meiderich tätig.
Dr. Helmut Gudat ist Vorsitzender der KV-Kreisstelle und seit 35 Jahren als Hausarzt in Meiderich tätig. © Friedhelm

Eine Einzelpraxis zu führen mit der alleinigen Verantwortung für ein Team (das vor allem bei der wachsenden Zahl junger Ärztinnen, die sich für die hausärztliche Tätigkeit entscheiden), sei „nicht der Top-Wunsch“, sagt auch Dr. Helmut Gudat, Vorsitzender der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung und seit 35 Jahren Hausarzt in Meiderich. „Die jungen Kolleginnen wollen Beruf und Familie in Einklang bringen, gehen lieber in Gemeinschaftspraxen. Das vergrößert den Mangel“, sagt Eugen Breimann.

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„Der Beruf ist schön, deshalb macht man ihn gern“, betont auch Helmut Gudat. Aber das Dasein als „Einzelkämpfer“ erfordere eben Zeit und Idealismus. Immer mehr Bürokratie überfrachte die Praxen, Dokumentationsaufgaben und Auseinandersetzungen mit Krankenkassen empfindet auch Breimann als Ärgernis. „Misstrauen und Regelungswut prägen die Gesundheitspolitik.“

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Das werde zwar schon lang und laut beklagt, „aber vom Jammern ändert sich nichts“, sagt Gudat. Und gern werde das „Rückgrat der ambulanten Versorgung“ auch vergessen, findet Eugen Breimann. „In der Pandemie haben die Hausärzte und ihre Mitarbeitenden viel geleistet, sind aber dafür nicht entsprechend entlohnt worden.“

Die Hoffnung, mit der Übergabe an einen Nachfolger die eigene Praxis zu Geld zu machen, bleibe in Duisburg immer öfter eine Illusion. Die erfahrenden Mediziner kennen Fälle, „wo Hausärzte noch draufgezahlt haben für die Auflösung“. Kaum jemand sei bereit, für eine Übernahme zu zahlen, „wenn er einen Sitz als Hausarzt auch kostenlos bekommen kann.“

Immerhin, Eugen Breimann kann die eigene Suche nach einem Nachfolger entspannt angehen. Die Chancen stehen gut, dass der eigene Sohn dem Vater folgt und am Schild der Praxis, die der Großvater 1957 gründete, nur der Vorname getauscht werden muss.