Duisburg. Keine Betreuung für Kindergartenkinder, keine Busse für die Schüler, verstopfte Straßen – so sind die Auswirkungen des Streiks in Duisburg.
Der von Verdi ausgerufene Streik hat Folgen für viele: Eltern von Kindergartenkindern müssen sich Betreuungsalternativen suchen, Schulkinder können für den Weg in die Klasse nicht den Schulbus nehmen – und Menschen, die keine Nachrichten verfolgt haben, stehen in der Kälte an Bushaltestellen und warten vergebens.
Haltestellen mit digitalen Anzeigen informieren über die Ausfälle der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), die vielen anderen Haltestellen können das jedoch nicht. Beim Weg durch die Stadt sieht man immer wieder irritiert aufs Handy guckende Menschen an Haltestellen. Es bleibt viel Zeit fürs Beobachten, der Verkehr stockt und lahmt. Denn alles, was vier Räder hat, reiht sich ein in die langen Schlangen. Der Weg zur Arbeit dauert an diesem Tag gefühlt doppelt so lang wie an anderen Tagen.
Zehn Kitas geschlossen, 28 Kitas mit Notgruppen, fünf im eingeschränkten Betrieb
In städtischer Trägerschaft sind 80 Kindertagesstätten. Falko Firlus, Pressesprecher der Stadt Duisburg, berichtet, dass 17 von ihnen normal geöffnet und zehn komplett geschlossen haben. 28 Kitas bieten demnach Notgruppen an, fünf Einrichtungen laufen im eingeschränkten Betrieb.
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Geschlossen ist zum Beispiel die Kita Albert-Schweitzer-Straße in Huckingen, in die Benjamin geht. Der Vierjährige verbringt den Tag bei den Großeltern, sagt seine Mama Nathalie Hinsen. Die Alleinerziehende wurde vor einer Woche von der Kita auf den Streik aufmerksam gemacht. „Das fand ich gut, da konnte ich mich gut drauf einstellen.“ Eine Notbetreuung sei nicht angeboten worden. Wäre die Familie nicht eingesprungen, hätte sie bei der Arbeit freinehmen müssen. Grundsätzlich zeigt Hinsen Verständnis für die Streikenden: „Ich arbeite selbst in einem Betrieb, der gewerkschaftlich organisiert ist. Blöd wäre nur, wenn es noch lange dauert. Hoffentlich sind die Verhandlungen bald durch.“
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DVG-Streik: Elterntaxi statt Schulbus
An vielen Schulen in Duisburg knubbeln sich am Dienstagmorgen die Elterntaxis. Vor dem Albert-Einstein-Gymnasium in Rumeln-Kaldenhausen ist Platz genug für das Stop-and-go, eng wird es nur, weil manche Eltern im Ablieferbereich wenden, und Trüppchen von Fahrradfahrern in die Quere kommen.
Die Schule wird von vielen Kindern aus Rheinhausen besucht. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt haben sich jene Schüler, die mit dem Rad kommen, dick vermummt. Ben hat Glück, er muss nicht mit dem Fahrrad fahren und steigt mit offener Jacke aus dem Wagen. Seine Mutter hat frei und Zeit, ihn zur Schule zu bringen.
Louis Büscher chauffiert sich selbst zu seiner Vorabi-Klausur. Das darf er aber nur, weil Mama Kerstin daneben sitzt. Begleitetes Fahren für den 17-Jährigen – und ein entspanntes Ankommen vor der Prüfung. Sonst nimmt er die sieben Kilometer aus Bergheim sportlich mit dem Rad.
Martina Namyslo bringt ihre Tochter Josephine und eine Schulfreundin aus Rheinhausen vor der Arbeit mit dem Auto. „Ist ja alles teurer geworden“, sagt sie und legt den Gang ein, weiter geht’s.
Ein ganz anderes Problem hat Bianca Pojer, denn sie wohnt „im letzten Zipfel von Duisburg“ in den Schwafheimer Feldern, wo nie ein Schulbus fährt. Im Sommer radeln die Kinder, im Winter organisieren die Eltern der Siedlung eine Fahrgemeinschaft: „Sie müssen über eine Landstraße ohne Radweg, da ist es stockdunkel und viele Autos rasen da lang“, beschreibt Pojer, „das ist mir zu gefährlich“.