Duisburg-Wanheimerort. . Joachim Schneider von der Stadtteiloffensive Wanheimerort appelliert an die Duisburger Politik, die Nebenzentren nicht zu vernachlässigen.

Am kommenden Montag tagt der Rat der Stadt und entscheidet über die verkaufsoffenen Sonntage. Joachim Schneider von der Stadtteiloffensive Wanheimerort appelliert an die Politiker, die Nebenzentren nicht zu vernachlässigen und nicht nur die Innenstadt in den Blickpunkt zu rücken.

Nachdem sich die Bürger gegen in Outlet ausgesprochen haben, versuchen sämtliche Kräfte, die Innenstadt nach vorne zu bringen. Was ist daran schlimm?

Die Nebenzentren geraten dabei völlig ins Hintertreffen, da muss man gar nicht nur nach Wanheimerorter schauen, sondern auch nach Rheinhausen oder Hamborn. Im Süden gibt es kaum noch Werbegemeinschaften, wir haben immerhin noch 35 Mitglieder, die sich dafür engagieren, dass etwas in Wanheimerort passiert.

Derzeit können Autofahrer nicht von der Düsseldorfer Straße in die Straße „Im Schlenk“ abbiegen. Die Händler vermissen ein Baustellenmanagement.
Derzeit können Autofahrer nicht von der Düsseldorfer Straße in die Straße „Im Schlenk“ abbiegen. Die Händler vermissen ein Baustellenmanagement.

Warum sollte man denn in Wanheimerort einkaufen gehen?

Hier gibt es eine ausreichende Anzahl Fachgeschäfte, wenn man Schuhe braucht, haben wir mit Deichmann eine große Kette, aber auch noch ein alteingesessenes Fachgeschäft wie Schuhhaus Kluge. Im Textilbereich gibt es einen Anbieter, bei dem man sowohl Unterwäsche als auch Blusen, Kostüme oder Pullover kaufen kann, Reformhaus, Sanitätsgeschäfte, Schmuck und Uhren, Foto, Reisebüros, um nur einige Fachgeschäfte zu nennen. Zudem haben wir ein großes gastronomisches Angebot, ob Restaurants oder Cafés, hier kann man gut speisen, einen guten Kaffee oder auch ein Gläschen Wein trinken, dafür muss man nicht in die Innenstadt fahren.

Leerstand gibt es dennoch.

Das stimmt. Allerdings betrifft das vorwiegend „alte“ Ladenlokale, die nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind, das muss man dem Eigentümer vorwerfen. Sie müssen in die Immobilie investieren, damit sie wieder attraktiv für neue Mieter werden.

Wird es denn in diesem Jahr verkaufsoffene Sonntage in Wanheimerort geben?

Wir haben der Stadt zwei Sonntage vorgeschlagen. Sie sind für unsere Händler enorm wichtig, weil sie auch Besucher aus anderen Stadtteilen anlocken. Allerdings werden die Hürden immer höher, weil man ein Fest oder Stände organisieren muss. In der City gibt es bereits Strom und mit dem Citymanagement auch eine institutionelle Unterstützung der Geschäftsleute. Wir als Stadtteiloffensive müssen das alles ehrenamtlich stemmen. Außerdem ist noch nicht gesagt, dass die Gewerkschaft dann den verkaufsoffenen Sonntagen zustimmt. Das macht es schwer, Händler für eine Aktion zu motivieren. Im vergangenen Jahr mussten wir einen Sonntag kurzfristig wieder absagen.

Die Wanheimerorter freuen sich, dass die Haltestelle „Im Schlenk“ endlich barrierefrei umgebaut wird. Allerdings stöhnen nun die Autofahrer, die derzeit von der Düsseldorfer Straße nicht abbiegen können.

Wir freuen uns, aber leider hat es die Stadt versäumt, ein Verkehrslenkungskonzept für die Bauzeit zu erarbeiten. Viele Autofahrer nutzen die Fasanenstraße als Ausweichstrecke. Dafür ist die Tempo-30-Zone allerdings nicht ausgelegt und der Zustand der Straße ist ohnehin schon schlecht. Ich bin mir aber sicher, dass nach der Fertigstellung mehr Bürger zur Fischerstraße kommen, weil das Ein- und Aussteigen aus der Bahn einfacher wird.

Was wünschen Sie sich von der Stadt?

Bereits 1998 hat der Rat ein Programm „Wanheimerort 2000“ verabschiedet, das allerdings nie umgesetzt wurde. Der Marktplatz wurde 1936 eröffnet und müsste dringend erneuert werden. Die Bezirksvertretung Mitte hat im Februar 2016 das „Städtische Einzelhandels- und Zentrenkonzept“ als zu starr und wenig flexibel kritisiert und Änderungen gefordert. Seitens der Verwaltung wurde dieses Konzept allerdings bisher nicht geändert oder diskutiert worden - zum Nachteil der Nebenzentren.

Bei einer reinen Ausrichtung auf die Innenstadt werden viele Geschäfte in den Stadtteilen schließen und es werden ohne Not Arbeitsplätze vernichtet und auf Gewerbesteuereinnahmen verzichtet. Wir als Stadtteiloffensive hoffen auf ein Umdenken der Stadt – und werden auch den neuen Wirtschaftsdezernenten auf das Thema ansprechen.