Duisburg. Bei langen Wartelisten der Psychotherapeuten in Duisburg wird die Selbsthilfe zur wichtigen Brücke. Welche Trends die Kontaktstelle sieht.

Mit dem Ende der Pandemie spiegeln sich ihre Folgen auch in der Statistik der Selbsthilfe-Kontaktstelle beim Paritätischen in Duisburg. Die Beraterinnen registrierten im vergangenen Jahr 2800 Kontakte, , 152 mehr als im Jahr zuvor. Sie entfallen auf Bürger (740), Gruppen (783) und Profis aus dem Gesundheitswesen (1271). Auffällig: 10 von 16 neu gegründeten Gruppen haben psychische Probleme und Erkrankungen zum Thema. „Die Selbsthilfe ist kein Ersatz für eine Therapie, aber kann eine wichtige Hilfe sein, um die langen Wartezeiten bei den Therapeuten zu überbrücken“, sagt Anja Hoppermann von der Kontaktstelle.

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Aus einem Schnupperkurs für 18 bis 35-Jährige, eingerichtet für eine wachsende Zahl junger Duisburger, die unter Depression und Ängsten leiden, sei eine feste Gruppe geworden, berichtet die Beraterin. Einsamkeit und psychische Erkrankung sei ein häufiges Thema - auch hier gibt es ebenso eine neue Gruppe wie für Angehörige von Menschen, die einen Suizid-Versuch unternommen haben.

Mehr als die Hälfte der Anfragen nach Gruppen zu psychischen Erkrankungen

Die Anfragen nach Gruppen zu psychischen Erkrankungen hatten mit 52 Prozent (455 in 2022) den bei weitem höchsten Anteil. Großen Zulauf bekommt der neu eingerichtete offene Stammtisch „Phantasia“ für Menschen mit Depressionen und Ängsten, der sich jeden zweiten Montag im Monat in der Regenbogen-Geschäftsstelle an der Fuldastr. 31 trifft (Kontakt per E-Mail: stammtisch-phantasia-achim@overlucky.de).

„Menschen mit Autismus-Spektrum“ ist eine Gruppe, in der sich Betroffenen jeden Sonntag um 15 Uhr im DRK-Haus an der Erftstraße austauschen. „Auf Menschen wie mich zu stoßen und mich mit ihnen auf einer Wellenlänge austauschen zu können ohne mich zu verstellen – ich kann nicht in Worte fassen, wie kostbar und selten das ist“, schreibt ein Teilnehmer.

Vor fünf Jahren sang der Selbsthilfe-Chor beim Duisburger Selbsthilfetag zum 15. Gründungstag der Kontaktstelle. Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, wird der 20. Geburtstag gefeiert.
Vor fünf Jahren sang der Selbsthilfe-Chor beim Duisburger Selbsthilfetag zum 15. Gründungstag der Kontaktstelle. Am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, wird der 20. Geburtstag gefeiert. © WAZ FotoPool | TP

Selbsthilfe ist keine Konkurrenz für Therapeuten und Ärzte

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Die Kontaktstelle sei vor allem bei den Gruppen mit psychologischen Themen gefragt, so Hoppermann. „Hinter den Sucht-Gruppen stehen große Organisationen wie die Anonymen Alkoholiker oder der Kreuzbund. Das gibt es da nicht.“ In Austauschtreffen gibt’s Unterstützung für die Aktiven, wichtige Ratschläge vom Duisburger Bündnis gegen Depression.

Auch der Kontakt zu den Therapeuten und medizinischen Fachleute habe sich verbessert. „Selbsthilfe ist keine Konkurrenz“, betont Hoppermann. Ihre Kollegin Kendra Zwickler stellt die Arbeit regelmäßig Medizinstudierenden an der Uni Duisburg-Essen vor, bei der FOM-Hochschule gab es einen „Themenabend Sucht-Selbsthilfe“.

In Duisburg: 168 Selbsthilfegruppen zu 77 Themen

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Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 168 Selbsthilfegruppen, die sich zu 77 verschiedenen Themen austauschten. Die größten Anteile haben dabei die Themen Sucht (61) und körperliche Erkrankungen (62), gefolgt von psychischen Erkrankungen (27) und sozialen Themen (13). Über den gedruckten Selbsthilfe-Wegeweiser, einen Newsletter (www.selbsthilfe-news.de), Ausstellungen in Apotheken, TV-Spots bei Studio 47 und neuerdings auch beim Facebook-Auftritt des Paritätischen (paritaet.duisburg) trägt die Kontaktstelle das Angebot in die Öffentlichkeit.

KONTAKTSTELLE WIRD 20 JAHRE ALT

  • Auf ihren 20. Gründungstag blickt die Selbsthilfe-Kontaktstelle beim Paritätischen am Freitag, 5. Mai zurück. Gefeiert wird mit Infoständen und einem bunten Bühnenprogramm am König-Heinrich-Platz, mit dabei sind die Krebsberatung und die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB), die ebenfalls beim Partitätischen ihr Büro hat.
  • Kontakt und Info: www.selbsthilfe-du.de; E.Mail: selbsthilfe-duisburg@paritaet-nrw.org; 0203 609 9030, Musfeldstr. 161-163, 47053 Duisburg (Hochfeld)