Duisburg. Der Beratungsbedarf stieg während der Pandemie deutlich an, berichtet die Selbsthilfe-Kontaktstelle. Diese neuen Angebote gibt es in Duisburg.
Die Corona-Pandemie hat die 176 Selbsthilfe-Gruppen in Duisburg besonders getroffen, vor allem die Gruppen mit medizinischen Themen – ihre Mitglieder konnten sich aufgrund ihrer Erkrankungen nicht in Präsenz treffen. Wer nicht über Internet verfügte, war auch bei Online-Treffen nicht dabei. „Aber es haben sich auch in der Pandemie neue Gruppen gegründet“, berichten Anja Hoppermann und Kendra Zwickler von der Selbsthilfe-Kontaktstelle beim Paritätischen bei der Vorstellung ihres Jahresberichts.
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„Online ist eine gute Alternative, aber Präsenz ist wichtig, um Nähe herzustellen“, sagt Kendra Zwickler. Besonders gilt das für die Sucht-Selbsthilfe. Ohne Präsenztreffen drohen Rückfälle. Schon in 2020 kämpften sie deshalb für Präsenz, viele Kirchengemeinden, deren Räume als Treffpunkte dienen, zogen mit.
Beraterinnen: Hoher Anteil von Anfragen zur Selbsthilfe bei psychischen Erkrankungen
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Ob es nun Corona ist, das die Zahl der Anfragen zur Selbsthilfe bei psychischen Erkrankungen steigen lässt bei den insgesamt 2648 Beratungskontakten im vergangenen Jahr, kann Anja Hoppermann nicht belegen. „Corona ist ein Katalysator“, sagt sie, „der bereits bestehende Probleme verstärkt“. Vor allem jüngere Menschen meldeten sich, zum Thema „Soziale Phobien und Ängste“ gründete sich eine neue Gruppe für 20 bis 25-Jährige.
Schon jetzt gibt es in Duisburg 31 Gruppen zu diversen psychischen Erkrankungen – Tendenz steigend. „Der Scheitelpunkt ist noch nicht erreicht“, vermuten die Beraterinnen. Vermehrt suchten Menschen Zuflucht in der Selbsthilfe, weil Plätze für eine Psychotherapie rar und Wartezeiten lang sind. Auch eine Pandemie-Folge: Die Long-Covid-Gruppe, die bereits 17 Mitglieder zählt und regelmäßig online tagt. „Die Gruppen in NRW vernetzen sich“, berichtet Kendra Zwickler – wichtig für die Suche nach qualifizierter Hilfe über die Stadtgrenzen hinaus.
Neue Gruppen suchen noch Interessierte und Betroffene
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„Gemeinsam einsam“ nennt sich eine neue Gruppe, deren Mitglieder auch durch die Pandemie besonders betroffen waren. Auf großes Interesse stoße auch die Selbsthilfe für Erwachsene mit Asperger-Syndrom. Eine Gruppe für Alkoholkranke in polnischer Sprache wird neu belebt und sucht ebenso weitere Interessierte wie die Angehörigen und Freunde von Suizid-Opfern, die sich regelmäßig in Hochfeld treffen.
In der Selbsthilfe-Kontaktstelle an der Musfeldstraße 161 wird in den nächsten Monaten ein Hybrid-Raum eingerichtet. Er ist wichtig für die Treffs überregionaler Gruppen, die dann Mitglieder problemlos online zuschalten können. Das funktioniert über das „Virtuelle Haus der Selbsthilfe“, ein Projekt der Stiftung Wohlfahrtspflege. „Gruppen können darin kostenlos virtuelle Räume buchen, in denen sie Datenschutz-konform tagen“, erläutert Kendra Zwickler.
Selbsthilfe-Seminar der Kontaktstelle für Medizin-Studierende
Werbung in eigener Sache macht die Kontaktstelle seit dem vergangenen Jahr in Kooperation mit der Essener Selbsthilfe bei Medizin-Studierenden der Uni Duisburg-Essen (UDE) und den Absolventen von berufsbegleitenden Studiengängen an der FOM-Hochschule. „In einem Seminar klären wir über die Möglichkeiten und Grenzen von Selbsthilfe auf und informieren über die Vorteile einer Zusammenarbeit für das medizinische Personal“, erklärt Anja Hoppermann. Auch nach draußen zieht’s die Beraterinnen wieder: Für die Aktionswoche Selbsthilfe (3. bis 7. September) planen sie eine Infostand-Tournee über die Duisburger Wochenmärkte – dann hoffentlich ohne Corona-Beschränkungen.
>> SELBSTHILFE-KONTAKTSTELLE: NEWSLETTER UND INFO
- Die Selbsthilfe-Kontaktstelle beim Paritätischen an der Musfeldstraße 161-163 in Hochfeld hat Sprechzeiten montags, dienstags und donnerstags von 9.30 - 12.30 Uhr, dienstags von 15 - 18 Uhr und nach Vereinbarung. Die Beraterinnen sind erreichbar unter 0203 60 99 041, per E-Mail: selbsthilfe-duisburg@paritaet-nrw.org, Internet: www.selbsthilfe-du.de.
- Einblicke in die Gruppenarbeit gibt das neue Format „Stadt Land Selbsthilfe“. Da gibt es alle zwei Monate kurze Sequenzen aus dem Selbsthilfeleben. Zu finden sind die zirka zehnminütigen Interviews auf der Homepage.
- Über Neuigkeiten aus der Selbsthilfe-Szene informiert die Kontaktstelle in ihrem Newsletter unter www.selbsthilfe-news.de.