Duisburg. Mit Michael Rüscher hat Duisburg einen neuen Dezernenten für Wirtschaft und Ordnung. Diese Rolle spielt er bei der Realisierung der Großprojekte.

Mit seinem nach Köln gewechselten Vorgänger Andree Haack eint ihn eine gemeinsame Vergangenheit bei der Niederrheinischen IHK. Nach einem anderthalbjährigen Intermezzo bei der Wirtschaftsförderung in Oberhausen ist Michael Rüscher nun als Dezernent für Wirtschaft, Sicherheit und Ordnung zurückgekehrt. Er erklärt die Arbeitsteilung mit DBI-Geschäftsführer Rasmus Beck und wie er die Ausländerbehörde bearbeiten will – sie ist seit Jahren eine der größten Baustellen in der Verwaltung.

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Eine schnelle Rückkehr nach Duisburg – wie kam’s dazu?

Stimmt, ich war nur kurz in Oberhausen. Aber die spannende Aufgabe in der größeren Stadt reizt mich. Ich habe den Eindruck, dass man hier etwas bewegen will und mittlerweile auch die finanziellen Möglichkeiten dazu hat. Nach den ersten Schritten den Weg fortzusetzen, das ist mir eine Herzensangelegenheit. Die Oberhausener konnten meine Entscheidung verstehen.

„Die Stärkung der Wirtschaftsförderung war eine gute Entscheidung für Duisburg“

Wie sieht die Aufgabenteilung zwischen Wirtschaftsdezernent und Wirtschaftsförderer aus?

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Die Umstrukturierung von der GFW zu DBI habe ich bei der IHK noch selbst mit auf den Weg gebracht. Die Stärkung der Wirtschaftsförderung war für Duisburg eine gute Entscheidung, ich bin ja dort auch zweiter Geschäftsführer. Rasmus Beck kann dort gestalten, ein Bindeglied in die Verwaltung ist aber sehr wichtig. Man braucht die Stadt, wenn es um Planung, Finanzierung und Fördermittel geht. Diese Funktion ist mein Job. Die Strategie machen wir gemeinsam, ich trage sie in die Verwaltung, die DBI ist die Exekutive. Es geht nur zusammen.

Über das 5-Standorte Programm könnten über 100 Millionen Euro nach Duisburg fließen. Wie ist der Stand?

Wedau-Nord ist eines der Highlight-Projekte. Wir versuchen, es mit vielen Beteiligten umzusetzen.

Vieles entzieht sich dabei Ihrem Einfluss, etwa der Bau des Ingenieurcampus für die Uni.

Ich sehe das anders. Viele sind sehr spezialisiert auf ihrem Gebiet. Die Fläche ist 30 Hektar groß, dort soll ein Technologiequartier entstehen. Das funktioniert nur mit der Universität. Dass die Uni ohnehin in ihre Gebäude investieren muss, ist eine günstige Situation. Auf einem Teil der Fläche wollen wir mit Partnern ein Technologiezentrum bauen für den Wissenstransfer aus den Fakultäten. Idealerweise gibt es Flächen für die Ansiedlung von Start-ups, die wir dort heranziehen.

Auf der 30 Hektar großen Fläche des ehemaligen Bahn-Waggonwerks sollen der neue Ingenieur-Campus der Universität Duisburg-Essen und das Technologiequartier Wedau-Nord entstehen.
Auf der 30 Hektar großen Fläche des ehemaligen Bahn-Waggonwerks sollen der neue Ingenieur-Campus der Universität Duisburg-Essen und das Technologiequartier Wedau-Nord entstehen. © Philipp Gladen, Phillip

„Die Voraussetzungen für den Bau des Uni-Ingenieurcampus in Wedau sind gut“

Aber wann und wie groß die Uni bauen kann, ist doch noch ungewiss?

Die Uni will. Damit sie aber das Geld bekommt, können wir lediglich unseren politischen Einfluss geltend machen. Letztendlich entscheidet darüber das Land. Aber die Voraussetzungen sind gut. Hier muss investiert werden. Wir sind super vorbereitet, ich habe ein gutes Gefühl.

Wo hat Duisburgs Wirtschaft den größten Nachholbedarf?

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Der aktuelle Wirtschaftsmonitor zeigt eine Aufwärtsentwicklung, etwa bei der Zahl der Beschäftigten, bei der Kaufkraft und bei den Tourismuszahlen. Bei einigen Dingen müssen wir uns verbessern, zum Beispiel bei den verfügbaren Flächen. Wir sind mit den Branchen Stahl und Logistik stark spezialisiert, deshalb anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Wir versuchen, die Basis breiter aufzustellen. Das ist ein wichtiges Ziel.

„Wir müssen den Duisburger Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten bieten“

Der Hafen wird angesichts steigender Verkehrsmengen weitere Flächen benötigen.

Es ist letztlich am Rat zu entscheiden, wozu wir Flächen verwenden. Der OB hat sich bereits klar dagegen positioniert, weitere Logistikflächen auszuweisen. Der Verfügbarkeit von Flächen sind Grenzen gesetzt. Wir müssen uns um Nachverdichtung, um Altlastenflächen kümmern. Fakt ist, wir haben weiteren Bedarf. Unser oberstes Ziel muss sein, den bereits ansässigen Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Dazu brauchen wir auch Fachkräfte.

Wie geht’s weiter mit dem Ausländeramt?

Dort in einen Regelbetrieb zu kommen, ist für mich das wichtigste Thema. Beim Bürgerservice und der Straßenverkehrsbehörde ist das gelungen. Es gibt für die Ausländerbehörde nicht die eine Lösung. Verschiedene kurzfristige Maßnahmen haben wir eingeleitet. Die Besetzungsverfahren für vakante und neue Stellen laufen. Wir überprüfen jetzt die Prozesse auf Optimierungspotenziale.

„Ich bin optimistisch, dass das Ausländeramt in einem Jahr ordentlich funktioniert“

Wie wollen sie die hohe Fluktuation bei den Mitarbeitenden reduzieren?

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Mit dem Personalamt sprechen wir über Möglichkeiten, sie besser zu binden. Dazu gehört das Thema Bezahlung und Stufenaufstieg, also Entwicklungsmöglichkeiten für jeden Einzelnen. Aber auch die Atmosphäre. Wir wollen an vielen Stellschrauben nacheinander drehen. Ich bin optimistisch, dass es in einem Jahr ordentlich funktioniert.

Was macht sie zuversichtlich?

Die Mitarbeitenden haben zuletzt viel Kritik für Dinge bekommen, für die sie nichts können. Aber ich habe mit vielen jungen Leuten gesprochen, die sich nach ihrer Ausbildung bewusst dafür entschieden haben, trotz der schwierigen Bedingungen dort zu arbeiten. Das hat mich erstaunt und begeistert und macht mir Mut, die Behörde gemeinsam mit ihnen nach vorn zu bringen.

Beim Kampf gegen kriminelle Machenschaften mit Schrott-Immobilien setzt auch Michael Rüscher auf die gemeinsame Task-Force von Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei und anderen Behörden. Das Archivbild zeigt eine Kontrolle in Marxloh.
Beim Kampf gegen kriminelle Machenschaften mit Schrott-Immobilien setzt auch Michael Rüscher auf die gemeinsame Task-Force von Ordnungsamt, Feuerwehr, Polizei und anderen Behörden. Das Archivbild zeigt eine Kontrolle in Marxloh. © FFS | Fabian Strauch

„Gegen Geschäftsmodelle mit Schrottimmobilien müssen wir weiter vorgehen“

Die kriminellen Machenschaften um so genannte Schrottimmobilien sind auch für Sie ein Thema.

Die Ordnungspartnerschaft mit Polizei, Staatswaltschaft, Zoll und anderen Behörden läuft gut. Es kommt darauf an, gemeinsam vorzugehen. Vor drei Wochen durfte ich eine Kontrolle begleiten. Ich hatte solche Verhältnisse in Westeuropa nicht erwartet. Das geht einem ans Herz, wenn sie wissen, dass Kinder unter solchen Umständen leben müssen. Dass Menschen mit der Not anderer Geld verdienen, erschreckt mich. Gegen diese Geschäftsmodelle müssen wir weiter vorgehen.

ZUR PERSON: MICHAEL RÜSCHER

  • Der gebürtige Sauerländer hat in Berlin und Illinois (USA) Geografie, Sozial- und Politikwissenschaften studiert.
  • Nach seinem Berufseinstieg bei der Wirtschaftsförderung im Mosel-Ort Bernkastel-Kues wechselte er 2006 als Referent für Handel und Tourismus zur IHK nach Düsseldorf.
  • Seit 2011 war der heute 46-Jährige Geschäftsführer für die Bereiche Internationales, Handel und Dienstleistungen bei der IHK Niederrhein in Duisburg, dabei auch Ansprechpartner für die Unternehmen. 2021 wurde er Geschäftsführer der Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT).
  • Michael Rüscher lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern (11 und 8 Jahre alt) in Dortmund.