Duisburg. Die Uni Duisburg-Essen plant mit dem Neubau des Ingenieur-Campus in Wedau-Nord den großen Wurf. Auch in Neudorf wird sich vieles ändern.
Die ersten Schritte beim Umbau des Neudorfer Uni-Campus stehen fest, ebenso die Kandidaten für den Umzug nach Wedau-Nord, wo in den nächsten zehn Jahren neue Gebäude für die Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen (UDE) entstehen sollen. Dafür laufen die Planungen zwischen Stadt, Hochschule und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB). „Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen“, sagt Uni-Kanzler Jens Andreas Meinen mit Blick auf die Finanzierungsverhandlungen mit den beteiligten Ministerien über das Projekt, das auf rund 700 Millionen Euro geschätzt wird.
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Beim Verwaltungschef der Uni laufen mehrere Fäden zusammen: Es geht um die Beschreibung der Kapazitäten, die von den Fakultäten in der Zukunft benötigt werden. „Die Uni wächst, auch durch den neuen Forschungsverbund mit Bochum und Dortmund kommen neue Professoren zu uns. Deshalb ist es derzeit überall eng“, sagt Meinen. Die Raum- und Personalplanung der Universität ist die Basis für die Neubau-Planung in Wedau und das Wechsel-Spiel, dass sich durch den Umzug der Ingenieure nach Wedau ergeben wird. Ziel sei es dabei, alle Disziplinen – auch die in Essen beheimateten Bauingenieure – dort zusammenzuführen.
Uni-Immobilien in Neudorf: BLB schweigt zum Ergebnis der Untersuchung
In den vergangenen zwei Jahren hat er Liegenschaftsbetrieb des Landes – er ist Eigentümer fast aller Bauten auf dem Campus – eine Bewertung der Immobilien vorgenommen. Zu den Ergebnissen schweigt der BLB auf Nachfrage der Redaktion. Wo lohnt eine Modernisierung, welche Gebäude eignen sich künftig nicht mehr für eine Nutzung durch die UDE? Diese Frage stellt sich vor allem bei einigen Bauten im Dreieck Oststraße/Bismarckstraße in Neudorf. „Ein erster Bericht liegt seit kurzem vor, wir sind dabei, ihn zu bewerten“, so der UDE-Verwaltungschef, der sich in Gesprächen mit der neuen NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) um politischen Rückenwind für eine umfassende Lösung bemüht.
Uni-Parkplatz wird bebaut: Parkhaus und Ersatz-Neubau für LE-Gebäude
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Sichtbar wird der Umbau auf dem Campus Duisburg wohl schon im kommenden Jahr auf dem Uni-Parkplatz an der Carl-Benz-Straße. Dort entsteht auf einem Teil des Areals ein fünfgeschossiges Parkhaus mit 354 Stellplätzen (zehn E-Ladepunkte) auf zehn Halbgeschoss-Ebenen. Der rund acht Millionen Euro teure Bau soll 2023 begonnen werden und ein Jahr dauern. Derzeit wird die Ausschreibung vorbereitet.
Nebenan folgt unmittelbar im Anschluss der Bau eines Ersatzgebäudes für das LE-Hochhaus neben dem Parkplatz, dessen Abriss seit einigen Jahren beschlossene Sache ist. Der BLB plant im Auftrag der Uni einen viergeschossigen Kubus mit 5550 Quadratmetern Nutzfläche. Im Erdgeschoss soll es Räume für Vorlesungen und Konferenzen geben, darüber sind die Räume der Fakultäten angesiedelt, die nach der Fertigstellung, geplant 2025, aus dem Hochhaus umziehen können.
Physiker verlassen die Keksdosen: Standort für Neubau steht noch nicht fest
„Aus Platzgründen“, berichtet Kanzler Meinen, sei der ursprüngliche Plan verworfen worden, an gleicher Stelle einen Ersatzbau für die Physiker zu errichten. Der wird notwendig, damit die Wissenschaftler aus den „Keksdosen“ ausziehen können. Die markanten Rundbauten müssen saniert werden, das ist im laufenden Betrieb nicht möglich. Nun muss eine Standort-Alternative gefunden werden für das bereits geplante Gebäude. Jens Meinen dazu: „Wir prüfen mehrere Optionen, die Entscheidung wird bald fallen.“ Eine davon sind die Flächen neben dem Fraunhofer-inHaus-Zentrum am Forsthausweg – Pläne des Studierendenwerks für den Neubau einer Mensa an dieser Stelle sind aus Kostengründen vorerst gescheitert.
Kanzler zum Mensa-Neubau: Wir sind wieder bei Stunde Null
„Wir sind wieder bei Stunde Null und überlegen gemeinsam mit dem BLB, wie es weitergehen kann“, so Meinen. Das eröffne aber die Möglichkeit, nachzudenken über die Campus-Entwicklung. Die Verbesserung der Aufenthaltsqualität liegt auch UDE-Rektorin Barbara Albert am Herzen. „Der Campus ist unstrukturiert, wir haben keine Campus-Kultur“, sagt Meinen. Es gebe weder einen sichtbaren Eingang, noch eine klare Mitte: „Wir sehen uns deshalb die Wegebeziehungen an.“ Neben der Mensa sei auch der künftige Standort der Bibliothek ein wichtiger Baustein: „Die Karten werden komplett neu gemischt, das ist auch eine Riesenchance.“
Wedau-Nord: Institut für Schiffs- und Meerestechnik bekommt die ersten Gebäude
Die Planung für den Ingenieur-Campus Wedau-Nord stehen noch am Anfang. Bis die Neubauten der Fakultät dort in Betrieb gehen, werden noch Jahre vergehen. Als erste UDE-Wissenschaftler könnten aber schon 2024 Mitarbeitende des Instituts für Schiffstechnik, Meerestechnik und Transportsysteme umziehen. Vorgesehen ist, dass sie nach der Sanierung durch die Gebag die ehemaligen Verwaltungsgebäude des Waggonwerks beiderseits des einstigen Werkstores nutzen, berichtet Meinen. Das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik (DST) soll aber an der Bismarckstraße langfristig erhalten bleiben.
Historische Richthalle des Waggonwerks: Uni hat keine Ambitionen für die Nutzung
Während die Sanierung des historischen Gebäude-Ensembles um den Uhrturm durch die Gebag läuft, kann das von der DVV (Stadtwerke) gebaute Rechenzentrum bald in Betrieb gehen. „Das wird die Uni komplett nutzen“, sagt Meinen. Bald nutzen könnte die UDE auch Gebäude rund um den Uhrturm, dafür steht zeitnah eine Entscheidung an. Keine Ambitionen hat die Uni für die Nutzung der historischen Richthalle des Waggonwerks, wo ein Technologiezentrum für Start-Ups und Tech-Firmen entstehen könnte. „Wir würden uns allenfalls an einer Betreiber-Gesellschaft beteiligen, um es mit zu bespielen“, so der Kanzler.
Zu lösen bleibt noch die Erschließung von Wedau-Nord für den Verkehr. Erste Planungen, die den Bau eine Untertunnelung oder eine Überbrückung der Bahnlinie vorsehen, um einen Anschluss an die Bissingheimer Straße/A3 zu schaffen, gilt es zu konkretisieren, damit eine Alternative zur Wedauer Brücke geplant werden kann.