Duisburg/Essen. Vor dem Derby MSV Duisburg gegen Rot-Weiss Essen feinden sich die Fans der Ruhrpott-Rivalen an. Dass es auch anders geht, zeigen zwei Freunde.
Wenn am Sonntag die beiden Drittligisten MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen im Stadion an der Hafenstraße aufeinandertreffen, dann geht es für viele um mehr als „nur“ um Punkte. Die Fanlager der zwei Traditionsclubs verbindet seit Jahrzehnten eine große Rivalität, die bis heute von beiden Seiten ausgelebt wird.
Dass es auch anders geht, zeigen Ralf Raddue, eingefleischter MSV-Fan, und Stefan Gräler, seit Kindertagen Anhänger von Rot-Weiss Essen. Die beiden Freunde und Nachbarn kennen sich seit mehr als zwanzig Jahren und tauschen sich regelmäßig über ihre Herzensvereine aus. „Meistens kommen wir montagmorgens beim Brötchenholen zusammen und sprechen über den vergangenen Spieltag. Die Gespräche sind immer von gegenseitiger Anerkennung geprägt“, sagt Raddue.
RWE gegen MSV: Zwei Fans aus Essen und Duisburg verbindet Freundschaft
Der 55-Jährige hat sein erstes MSV-Spiel als Siebenjähriger im alten Wedaustadion erlebt, besitzt seit den 1980ern eine MSV-Dauerkarte und engagiert sich aktiv im Vorstand des MSV-Fanclubs Innenhafen. Der Steuerberater arbeitet in Duisburg, lebt aber mit seiner Familie in Essen-Burgaltendorf.
Dort ist auch Stefan Gräler, Inhaber des Cafés Ruhrblick in Essen-Überruhr, zu Hause. Als kleiner Junge ging er zum ersten Mal ins Georg-Melches-Stadion. Seitdem ist er dem RWE treu verbunden. „Das ist so ein Familiending, den Verein suchst du dir nicht aus, da wächst du rein“, stellt Gräler fest.
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RWE-Logo als WhatsApp-Profilbild
Schon sein Vater Gerd war RWE-Fan „durch und durch“ – und auch für Ralf Raddue ein echter Sympathieträger. „Seine Erzählungen von Rot-Weiss haben mich immer begeistert“, erinnert sich der Duisburger. Als der Senior Ende 2017 starb, stellte Raddue für zwei Tage das RWE-Logo als Profilbild bei WhatsApp ein. Eine Geste des Respekts. „Insgesamt sollten wir viel mehr zusammenhalten hier im Ruhrpott und uns gegen die Großen wie die Bayern verbünden“, findet Stefan Gräler.
Der Freundschaft mit Raddue konnte sogar das brisante Derby am 20. Mai 2007 nichts anhaben. „Es war der letzte Spieltag der Saison, und wir sind in einem Bus zusammen von Essen zum Spiel nach Duisburg gefahren“, erzählt Raddue. Mit 16 Leuten war man unterwegs. „15 Rot-Weisse und ein Zebra – ich.“
Auf einen Tipp können sie sich nicht einigen
Nach der Partie stand fest: Der RWE war ab-, der MSV ist in die Bundesliga aufgestiegen. „Das war echt bitter“, sagt Stefan Gräler. Dennoch trat man die Heimreise nach Essen gemeinsam an. „Der Abstieg hat den RWE-Jungs wehgetan, aber sie haben mir trotzdem zum Aufstieg gratuliert“, sagt Raddue.
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Andersherum habe er sich für RWE gefreut, als der Club im vergangenen Jahr den Sprung in die Dritte Liga schaffte. „Was mir imponiert, ist, dass die RWE-Fans nach so langer Zeit in der Regionalliga treu geblieben sind.“
Auch am Sonntag gehen Ralf Raddue und Stefan Gräler zusammen ins Stadion. „Beim Hinspiel habe ich ihn eingeladen, jetzt lädt er mich ein“, erklärt Raddue. Bei aller Freundschaft – auf einen Tipp fürs Ergebnis können sich die beiden nicht einigen. „Ich will natürlich in Essen gewinnen“, sagt Raddue. „Keine Chance“, kontert Gräler.