Essen/Duisburg. Sonntag stehen sich Rot-Weiss Essen und der MSV Duisburg im Drittliga-Derby gegenüber. Wer gewinnt das Spiel? Unsere Experten haben diskutiert.

Es ist das emotionalste Duell für beide Klubs in dieser Drittliga-Saison. Am Sonntag stehen sich Rot-Weiss Essen und der MSV Duisburg im Stadion an der Hafenstraße (14 Uhr, Magenta Sport) gegenüber. Das Hinspiel verlief spektakulär, RWE erkämpfte sich nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2. Mit diesem Resultat wären die Essener im zweiten Derby der Saison nicht zufrieden. Ein Sieg vor ausverkauftem Haus soll her, um die Konkurrenz im Abstiegskampf auf Distanz zu halten und die eigenen Fans zufrieden zu stellen. Mit dem gleichen Ziel geht Tabellennachbar MSV Duisburg ins Rennen. Unsere Experten haben vor dem Spiel diskutiert: Wer hat im Derby die besseren Karten?

Das spricht im Derby zwischen Rot-Weiss Essen und dem MSV Duisburg für RWE (von Justus Heinisch)

WAZ-Redakteur Justus Heinisch glaubt an einen Sieg von Rot-Weiss Essen im Derby gegen den MSV Duisburg.
WAZ-Redakteur Justus Heinisch glaubt an einen Sieg von Rot-Weiss Essen im Derby gegen den MSV Duisburg. © ffs | André Hirtz

Es ist auf den Tag fast genau 18 Jahre her, dass Rot-Weiss Essen einen Derbysieg geholt hat. Im Februar 2005 war das, 1:0 gegen den MSV Duisburg. Sven Lintjens traf, Ivica Grlic sah bei den Zebras Gelb-Rot. Zwei Jahre später verschwand RWE in der Regionalliga bzw. NRW-Liga und kam erst 2022 in die dritte Liga. In dieser langen Zeit gab es keine Duelle gegen die beiden großen Revier-Rivalen aus Duisburg und Gelsenkirchen-Schalke.

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Insofern ist klar: RWE lechzt nach einem Sieg gegen den MSV Duisburg. Für die Mannschaft werden an diesem Sonntag nur drei Punkte zählen. Und dafür gibt es drei Gründe. Dass das Rückspiel an der Hafenstraße ausgetragen wird, dürfte RWE entgegenkommen. Zwar hat die Elf in dieser Saison erst zwei Heimspiele gewonnen, aber die Essener Fans haben dem Team schon zu dem ein oder anderen Punkt verholfen. Beim 2:1 gegen Erzgebirge Aue und beim 1:0 gegen Saarbrücken verteidigte der zwölfte Mann mit. Auf ihn wird sich die Mannschaft auch im Derby verlassen können.

Andreas Wiegel als feste Größe bei Rot-Weiss Essen

Karten gibt es längst keine mehr. Seit Wochen ist das Spiel ausverkauft. Mut kann den Essenern machen, dass sie sich spielerisch gesteigert haben. Bei der SV Elversberg zeigte RWE eine starke erste Halbzeit, belohnte sich nur nicht für den Aufwand und verlor die Partie mit 0:3. Klar: Die Rot-Weißen wollen es gegen Duisburg allen zeigen, allen beweisen, dass sie es besser können. Spielt Christoph Dabrowskis Team gegen Duisburg über 90 Minuten so wie in Elversberg, dann wird es für die Gäste schwer.

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Die Chancenverwertung muss dafür zwingend besser werden – in der Defensive steht RWE hingegen stabiler als noch im Hinspiel, das 2:2 ausging. Früh geriet Rot-Weiss am zweiten Spieltag in Rückstand, beide Gegentreffer waren vermeidbar. Längst tritt der Aufsteiger gefestigter auf. Das liegt auch an Spielern wie Felix Götze und Ex-Zebra Andreas Wiegel, die der Klub erst nach dem Hinspiel-Remis verpflichtet hat. Götze trainiert derzeit individuell. Dass er am Sonntag spielen kann, ist gut möglich.

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Wiegel, der kürzlich seinen Vertrag verlängert hat, ist gesetzt – wie es auch Ron Berlinski, Björn Rother und Felix Herzenbruch sein sollten. Allesamt Mentalitätsspieler, die sich in jeden Zweikampf, in jede Aktion werfen werden. Rot-Weiss Essen hat die Fans auf seiner Seite, empfängt Duisburg mit Wut im Bauch und hat die passenden Spieler im Kader – das spricht für den ersten Derbysieg seit 2005.

Das spricht im Derby für den MSV Duisburg (von Dirk Retzlaff)

MSV-Reporter Dirk Retzlaff.
MSV-Reporter Dirk Retzlaff. © Funke-Foto-Services | Funke-Foto-Services

Für die Fans des MSV Duisburg ist es das wichtigste Auswärtsspiel der Saison: Beim Gastspiel bei Rot-Weiss Essen geht es am Sonntag an der Hafenstraße nicht nur um drei Punkte, sondern auch ums Prestige. MSV-Trainer Torsten Ziegner weiß um die Bedeutung des Derbys. Der 45-Jährige will Euphorie und Leidenschaft der Anhänger als Rückenwind nutzen und entsprechend in Essen auftrumpfen. Der Thüringer blickt aber auch sachlich und analytisch auf das zweite Rückrundenspiel: Er muss eine Formation finden, die nach zwei Niederlagen in Folge zurück in die Spur findet.

Was für den MSV spricht: Auswärtsspiele liegen den Zebras. Der MSV konnte seit dem 28. Oktober seine drei Partien in der Ferne gewinnen. In Aue und in Saarbrücken behauptete sich das Ziegner-Team in Stadien, in denen die heimischen Fans lautstark und emotional ihr Team nach vorne peitschen. Von daher sind die Meidericher auch für den Auftritt im Essener Hexenkessel gerüstet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt. Auswärtsspiele kommen der aktuellen Spielanlage der Duisburger entgegen. Räume eng machen, Nadelstiche setzen, auf Fehler des gastgebenden Teams warten – dies schmeckt den Zebras mehr als im eigenen Stadion das Spiel zu machen.

MSV Duisburg: Moritz Stoppelkamp blüht in diesen Spielen auf

Viele Hoffnungen ruhen auf Moritz Stoppelkamp. Für den gebürtigen Duisburger, der auch auf eine Essener Vergangenheit zurückblickt (26 Ligaspiele zwischen 2005 und 2008), ist das Derby weitaus mehr als ein gewöhnliches Ligaspiel. Der Duisburger Kapitän blüht in solchen Spielen auf, er versteht sich in diesen Partien erst recht als Kicker, der voran gehen muss. Zudem ist der 36-Jährige in dieser Saison die schärfste Offensivwaffe des MSV. Mit fünf Treffern ist er aktuell der erfolgreichste Duisburger Torschütze in einem ansonsten eher harmlosen Angriff. Hinzu kommen zehn Assists, die den Wert des Routiniers unterstreichen.

Moritz Stoppelkamp erzielte im Hinspiel gegen RWE ein Traumtor für den MSV Duisburg.
Moritz Stoppelkamp erzielte im Hinspiel gegen RWE ein Traumtor für den MSV Duisburg. © ffs | Thorsten Tillmann

Die Duisburger gehen trotzdem mit Sorgen in das Derby. Die Abwehr hat über den Jahreswechsel ihre Stabilität verloren. In den letzten drei Partien kassierten die Zebras sieben Gegentreffer. Zuletzt wackelte die Abwehr auch wieder bei Standards. In Essen muss Ziegner eine neue Innenverteidigung aufstellen. „Mentalitätsmonster“ Sebastian Mai und Marvin Senger fehlen gelbgesperrt. Ob Ziegner tatsächlich – wie nach dem letzten Spiel angekündigt – Tobias Fleckstein und Leroy Kwadwo, der in dieser Saison noch keine Minute gespielt hat, als Ersatz bringt, muss nicht in Stein gemeißelt sein.

MSV Duisburg hat personelle Sorgen

Zur Stabilität könnte auch Marvin Bakalorz, zuletzt mit Rückenbeschwerden außer Gefecht, beitragen. Der defensive Mittelfeldspieler nimmt wieder am Mannschaftstraining teil. Ein Comeback am Sonntag sei denkbar, wie der MSV mitteilte. Beim verletzten Stammkeeper Vincent Müller ist die Hoffnung hingegen begrenzt