Duisburg. Der Mordprozess gegen einen 38-Jährigen ist in Duisburg gestartet. Er soll einen Tankwart (53) erschlagen haben und ins Ausland geflüchtet sein.

Eine schreckliche Tat ereignete sich in der Nacht zum 19. April 2022 in Marxloh. Dem 53 Jahre alten Tankwart Mirsad D. wurde in dessen Wohnung an der Ottostraße mehrfach ein schwerer Bierkrug auf den Kopf geschlagen. Der Mann starb zwei Tage später. Als mutmaßlicher Mörder muss sich nun ein 38 Jahre alter Bulgare vor dem Duisburger Landgericht am König-Heinrich-Platz verantworten.

Es ist ein Fall, der die Ermittler lange Zeit vor ein Rätsel stellte. Sie ermittelten im Umfeld des Toten, der äußerst zurückgezogen lebte. Später forschten sie auch im Ausland. Die Tatzeit konnten sie zunächst auf das Osterwochenende eingrenzen: Sie sollte sich zwischen dem Ostermontag, 22.30 Uhr, und dem Dienstagmorgen, 7.30 Uhr, ereignet haben. Das Motiv soll Habgier gewesen sein.

In diesem Haus an der Ottostraße, Ecke Mathildenstraße, in Marxloh ereignete sich die blutige Tat in der Nacht zum 19. April 2022.
In diesem Haus an der Ottostraße, Ecke Mathildenstraße, in Marxloh ereignete sich die blutige Tat in der Nacht zum 19. April 2022. © Foto: Stefan Arend

Was trug sich in der Wohnung des Opfers in dem schmucklosen Eckhaus zu? Laut Anklage soll der 38-Jährige nach den mindestens vier Schlägen mit dem Bierkrug einen vierstelligen Geldbetrag aus der Wohnung mitgenommen haben. Den Tod des Mannes, den er schwer verletzt zurückließ, soll er billigend in Kauf genommen haben.

Kripo Duisburg geriet dem 38-Jährigen auf die Spur

Rettungskräfte fanden den schwer verletzten 53-Jährigen am 19. April in seiner Wohnung. Arbeitskollegen hatten ihn als vermisst gemeldet. Der Schädel des Mannes war eingeschlagen. Splitter hatten sich ins Gehirn gebohrt. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er, ohne noch einmal zu Bewusstsein gelangt zu sein, am 21. April seinen schweren Verletzungen erlag.

Die Polizei hatte zunächst keinen konkreten Verdacht gehabt, wer als Täter in Frage kommen könne. Private Kontakte im Umfeld des 53-Jährigen waren rar. Seine Familie lebt in seiner Heimat Bosnien-Herzegowina. Ihr schickte er regelmäßig Geld.

Mittels Plakaten, die ein Foto des Getöteten zeigten, fragte die Kripo, wer den 53-Jährigen zuletzt gesehen hatte und mit wem er möglicherweise im Austausch stand. Spuren am Tatort und andere Indizien wiesen schließlich auf den 38-Jährigen als möglichen Täter hin.

Angeklagter wurde in Bulgarien festgenommen

Der Angeklagte war unmittelbar nach der Tat zu Frau und Kind in seine bulgarische Heimat geflohen. Dort nahm die Polizei ihn aufgrund eines internationalen Haftbefehls im Juni 2022 fest. Es dauerte bis Ende Juli, bis der Mann nach Deutschland überstellt werden konnte. Seitdem sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Hamborn.

Beim Prozessbeginn sagte der Angeklagte nach der üblichen Belehrung durch den Vorsitzenden, dass er sich zur Sache äußern könne, aber nicht müsse, nur einen Satz: „Das überlasse ich meinem Verteidiger.“

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Der verkündete nach kurzer Diskussion mit seinem Mandanten: „Keine Angaben zur Sache.“ Die Beweisaufnahme wird in der kommenden Woche beginnen. Für den ersten Verhandlungstag waren keine Zeugen geladen worden. Für den Prozess sind bis Mitte März sechs weitere Verhandlungstage geplant.

>>Ungewöhnlicher Schritt bei den Ermittlungen

  • Wegen der unklaren Lebensumstände des Toten hatten sich Polizei und Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen zu dem ungewöhnlichen Schritt entschieden, den Namen des 53-Jährigen zu veröffentlichen. Dadurch erhoffe sich die Mordkommission mehr Hinweise.
  • Zudem lobten die Ermittler eine Belohnung von 4000 Euro für hilfreiche Informationen aus.