Duisburg. Nach dem Aus des muslimischen Gebetsraumes und langer Debatte soll 2023 ein „Raum der Stille“ auf dem Campus entstehen. Was darüber bekannt ist.

Der Campus Duisburg bekommt einen neuen Erholungsort: Für ein stilles Gebet oder zum Meditieren soll der „Raum der Stille“ allen Studierenden, Hochschulangehörigen und Gästen der Universität Duisburg-Essen (UDE) offen stehen. Pläne für einen solchen Rückzugsort gibt es bereits seit 2016. Jetzt gibt die UDE auf Anfrage der Redaktion bekannt, dass die Bauarbeiten voraussichtlich Mitte des Jahres starten.

Die Ausführungsplanungen hätten bereits begonnen. „Wir planen den ,Raum der Stille’ zum Ende dieses Jahres eröffnen zu können“, sagt Ulrike Bohnsack, Sprecherin der UDE. An zentraler Stelle soll der Raum am Mensagebäude MM, an den sogenannten Keksdosen, an der Lotharstraße errichtet werden. „Dafür wird ein Stück des bisherigen Außenbereichs unterhalb des aufgeständerten Gebäudes abgeteilt“, so Bohnsack.

Universität Duisburg-Essen: Warum der „Raum der Stille“ umstritten ist

Studierende, Dozierende, Mitarbeitende sowie Gäste der UDE sollen sich im „Raum der Stille“ eine kurze Auszeit vom Alltag der Universität nehmen können. Er soll ein Ort sein, an dem sie sich besinnen, in sich gehen und zur Ruhe kommen können.

Das Vorhaben der Universität steht jedoch bereits seit 2016 in der Kritik: Nachdem am Campus Essen der muslimische Gebetsraum wegen Platzmangels geschlossen wurde, hatte sich die UDE dazu entschlossen, auch am Campus Duisburg den Gebetsraum zu schließen. „Wir haben uns die Frage gestellt, ob wir einer einzigen Religionsgruppe Räume zur Verfügung stellen wollen“, hieß es von der Universität. Die Antwort lautete: nein (wir berichteten).

Der Islamische Studierenden Verein (ISV) in Duisburg hatte daraufhin gemeinsam mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen aus Essen (ISB) eine Initiative gegründet mit dem Ziel, einen „Raum der Stille und des Gebets“ einzurichten. Denn seit der Schließung der Gebetsräume hatten sich die muslimischen Hochschulgruppen über erschwerte Studienbedingungen beschwert: Für Pflichtgebete müssten Muslime nach Hause fahren oder in Treppenhäusern und Foyers beten. Die Rede war auch von Unbehagen und erhöhter Diskriminierungserfahrung (wir berichteten).

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Die Hochschulleitung hatte jedoch verkündet, dass an beiden Standorten ein „Raum der Stille“ entstehen soll. Dabei machte die Universität die Nutzungsbedingungen deutlich: Der Raum sollte kein exklusiv zu nutzender Gebetsraum sein, sondern allen Ruhesuchenden offen stehen – ohne Ansehen des Geschlechts, der Hautfarbe oder der Religion.

„Raum der Stille“ am Campus Duisburg: Uni hält am Nutzungskonzept fest

Daran hält die UDE auch heute noch fest. Auf Anfrage der Redaktion heißt es: „Es ist richtig, dass – um andere nicht zu stören – im ,Raum der Stille’ keine rituellen und kollektiven Handlungen gestattet sind.“ Stille Gebete und Meditationen dagegen seien erlaubt. Die UDE argumentiert, dass die Universität ein Ort der Toleranz und des friedlichen Miteinanders sei. Menschen aus über 130 Ländern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Weltanschauungen würden mit und ohne religiöse Bindung an der UDE studieren.

Eine aktuelle Stellungnahme dazu kann der muslimische Studierendenverein ISV aus internen Gründen zurzeit nicht geben, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Die Universität erklärt jedoch auf Nachfrage, dass das Nutzungskonzept das Ergebnis eines „runden Tisches“ sei. „Ihm gehörten Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen der Uni an – von der Studierendenschaft und der Wissenschaft über weltanschauliche und religiöse Gruppen bis hin zu Justiziariat und Gebäudemanagement“, sagt Bohnsack.

Neben dem „Raum der Stille“ am Campus Duisburg soll auch am Standort Essen ein solcher Rückzugsort entstehen. Dort werde es eine Interimslösung geben: Der „Raum der Stille“ werde in einem Container untergebracht, so die Universitätssprecherin. Die Eröffnung soll ebenfalls Ende des Jahres stattfinden.