Duisburg. . Muslimische Gruppen der UDE wollen mit Hilfe des AStA einen Gebetsraum durchsetzen. Uni kommt ihnen zuvor und plant einen „Raum der Stille“.

Muslimische Hochschulgruppen an der Uni Duisburg-Essen machen sich erneut massiv für einen Gebetsraum am Campus stark – und haben einen Teilerfolg erzielt. Die Hochschulleitung reagierte auf Recherchen dieser Zeitung mit der überraschenden Ankündigung, „in absehbarer Zeit an beiden Campi einen vorläufigen Raum der Stille“ einrichten zu wollen.

Bis vor kurzem war von einem Provisorium noch keine Rede gewesen. Die Entscheidung, jetzt einen „Raum der Stille“ für eine mehrjährige Übergangszeit einzurichten, sei erst letzten Mittwoch in der Sitzung des Rektorats gefallen, an der auch das Baudezernat der Uni teilgenommen habe, so Uni-Sprecherin Beate Kostka.

Islamische Gruppen dringen auf „Raum der Stille und des Gebets“

Dass das brisante und konfliktgeladene Thema das Rektorat plötzlich wieder beschäftigt, kommt nicht von ungefähr. Einflussreiche muslimische Hochschulgruppen haben vor kurzem eine „Initiative für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ (IfiiD) ins Leben gerufen mit dem erklärten Ziel, einen „Raum der Stille und des Gebets“ einzurichten. Es handelt sich um den Islamischen Studierendenbund (ISB) in Essen und den Islamischen Studierenden Verein (ISV) in Duisburg. Ein Konzept, das jedoch allein schon wegen des heiklen Gebets-Zusatzes nicht den Vorstellungen der Universitätsleitung entspreche, betonte die Pressesprecherin.

Zur Erinnerung: Im Februar 2016 hatte das Rektorat überraschend die seit Jahren bestehenden muslimischen Gebetsräume an beiden Standorten geschlossen und darauf hingewiesen, dass es in unmittelbarer Uni-Nähe Gebetsmöglichkeiten in Moscheen gebe.

Der AStA wollte das Projekt bezuschussen

Die Muslim-Lobby an der Uni reagierte verärgert auf die Schließung – und fand jetzt ein offenes Ohr beim Allgemeinen Studierenden Ausschuss AStA. Dessen Vorsitzende Nadine Bendahou bestätigte die Absicht, zumindest am Standort Duisburg einen von acht AStA-Räumen abgeben und schon bald in einen provisorischen „Raum der Stille und des Gebets“ umwidmen zu wollen.

Sitzungsprotokolle der von Muslimen dominierten Initiative IfiiD, deren Konzepte und ein Vorentwurf für die „Benutzungsordnung für den Raum der Stille und des Gebets der Universität Duisburg-Essen“ liegen dieser Zeitung vor. Daraus geht auch hervor, dass der AStA das Projekt bezuschussen wollte. Die Rede ist von 5000 Euro. Quasi durch die Hintertür waren die muslimischen Gruppen also dabei, doch noch einen Gebetsraum zu bekommen.

Hoher Stellenwert des Gebets

Zwar betont IfiiD im „Vorentwurf der Benutzungsordnung“, dass der Raum „weltanschaulich und religiös neutral“ zu halten sei und „religiöse Symbole und Zeichen“ nicht aufgestellt werden dürften. Doch ständig wird der hohe Stellenwert des Gebets betont. Schon in der Präambel ist von „ungestörter Religionsausübung“ die Rede. Paragraf 4 besagt: „Das Gebet wird still oder zumindest leise verrichtet.“

Der Alleingang des AStA hat die Hochschulleitung offenbar überrascht – einige erfuhren erst aus der aktuellen Ausgabe des Studentenblatts „Akduell“ vom geplanten „Raum der Stille und des Gebets“.

Raum soll allen Ruhesuchenden offen stehen

Welche Absicht die Hochschulleitung mit dem jetzt angekündigten provisorischen „Raum der Stille“ verbindet, liegt auf der Hand. „Das Rektorat geht davon aus, dass damit der Bedarf für etwaige andere, noch kurzfristigere Interimsplanungen entfallen ist“, heißt es. Eine Rechnung, die anscheinend aufgeht. Denn die AStA-Chefin ließ bereits durchblicken, dass der als „Raum der Stille und des Gebets“ vorgesehene Raum („LF024 im AStA-Keller“) nicht mehr benötigt werde. „Wenn das Rektorat jetzt ein Provisorium schafft, brauchen wir keinen Raum mehr anzubieten“, erklärte Nadine Bendahou.

Unterdessen stellt die Hochschulleitung unmissverständlich klar, dass der neue Raum der Stille „kein exklusiv zu nutzender Gebetsraum sein wird, sondern dezidiert allen Ruhesuchenden offen stehen soll – ohne Ansehen des Geschlechts, der Hautfarbe oder der Religion“. Ferner heißt es, die Universität sei eine „säkulare öffentliche Bildungseinrichtung, an der Menschen aus über 130 Nationen studieren und arbeiten“. Deshalb könnten nicht für alle Weltanschauungen und Glaubensrichtungen eigene räumliche Einrichtungen geschaffen werden.

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Der „Initiative für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ zufolge beklagen sich muslimische Hochschulgruppen über „erschwerte Studienbedingungen durch die Schließung der Gebetsräume“ 2016. Muslime müssten für Pflichtgebete nach Hause fahren oder in Treppenhäusern und Foyers beten. Auch von „Unbehagen“ und „erhöhter Diskriminierungserfahrung“ ist die Rede.

Uni-Sprecherin Beate Kostka erklärt dazu: „Nur vereinzelte Studierende, wenn überhaupt, haben sich bei den zuständigen Stellen beklagt, dass sie an der Universität Negatives erlebten aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit