Duisburg. Auch der muslimische Gebetsraum am Uni-Standort Duisburg ist bald Geschichte. Nach Umbauten soll es wie in Essen einen “Raum der Stille“ geben.

Die Universität Duisburg-Essen schließt auch am Standort Duisburg den Gebetsraum für muslimische Studierende. Bis Ende April müssen die Studenten ihre Kartons gepackt und den Raum im Untergeschoss des LB-Gebäudes an der Lotharstraße verlassen haben. Danach stehen laut Hochschulleitung größere, mehrjährige Sanierungs- und Neubauvorhaben an, an deren Ende - wie auch am Essener Campus - ein "Raum der Stille" entstehen soll, der Studierenden aller Glaubensrichtungen offen stehen soll.

Grund für die Schließung des Duisburger Raumes ist jedoch nicht etwa ein eklatanter Platzmangel wie in Essen, erklärt Uni-Sprecherin Beate Kostka auf Nachfrage. Vielmehr handele es sich um eine Grundsatzentscheidung der Universität: "Wir haben uns die Frage gestellt, ob wir einer einzigen Religionsgruppe Räume zur Verfügung stellen wollen", sagt Kostka. Die Antwort: nein.

"Wir wollen beide Campi gleich behandeln. Da der muslimische Gebetsraum in Essen sowieso geschlossen wird, haben wir Anfang März festgelegt, auch den Duisburger Raum abzuschaffen." Gebetsräume für niemanden also. Dazu passt der säkulare, also religionsunabhängige Kurs, den die Uni stärker betonen will. Bei 42.000 Studierenden aus mehr als 130 Nationen könne man nicht für alle Glaubensrichtungen eigene Räume anbieten.

Kontroverse um Schließung am Campus Essen

Bereits Mitte Februar, kurz nachdem diese Zeitung entsprechende Pläne veröffentlicht hatte, erklärte die Hochschulleitung offiziell, wegen "akuter Raumnot" den muslimischen Gebetsraum am Campus Essen zu schließen. Die Ankündigung schlug hohe Wellen - auch deshalb, weil damals die Rede davon war, es sei nicht etwa der Platzmangel, der zur Schließung des Raumes geführt habe.

Stattdessen soll es im Umfeld des Raums immer wieder zu unliebsamen Vorfällen gekommen sein: Nicht-muslimische Studierende seien von fundamentalistischen muslimischen Kommilitonen während der Freitagsgebete regelmäßig daran gehindert worden, einen Aufzug zu nutzen, der zum Gebetsraum in der vierten Etage führt. Die Uni-Leitung dementierte: "Mit etwaigen Gerüchten oder Beschwerden über die bisherigen Nutzer/innen hat die geplante Schließung nichts zu tun." Bis Freitag, 18. März, muss der Essener Gebetsraum geräumt sein.

Auch in Duisburg seien keinerlei Diskriminierungen vorgekommen, betont Beate Kostka: "Es hat definitiv keine Probleme gegeben." Man stehe in engem Austausch mit den beiden muslimischen Studierendenvereinen, dem Islamischen Studierendenverein Duisburg (ISV) und dem Islamischen Studierendenbund Campus Essen (ISB). Beide Vereine hätten Verständnis gezeigt. "Wir haben die Gebetsräume für Muslime vor 30 Jahren eingerichtet, als es nur wenige Moscheen und Gebetsräume im Umfeld der Campi gab", sagt Kostka. "Die Situation hat sich geändert."

Islamischer Studierendenverein ist "überrascht und irritiert"

Das sieht Seyma Karahan, stellvertretende Vorsitzende des ISV, anders: "Die nächste Moschee liegt in Hochfeld. Zeit, um zwischen den Vorlesungen zu beten, bleibt da keine." Der Verein sei zwar nicht auf Konfrontationskurs, aber sehr überrascht und irritiert von der plötzlich anstehenden Schließung. Eigentlich sei das Verhältnis zwischen Rektorat, Gebäudemanagement und Verein immer sehr gut gewesen. Erst 2015 habe man gemeinsam den Gebetsraum renoviert. Einen privaten Raum außerhalb der Uni anzumieten, könne sich der Verein nicht leisten. "Wir sind alle nur Studenten, dafür haben wir gar kein Geld."

Auch Karahan betont, dass es mit anderen Studierenden niemals Probleme gegeben hat. Trotzdem steht der ISV jetzt für Jahre ohne Raum da. "Wir hätten den Gebetsraum doch übergangsweise in einen gemeinsamen Raum der Stille umwandeln können, bis der neue Raum fertig ist", sagt sie. "Dort hätten alle beten können - Christen, Juden, Buddhisten, Muslime und andere Glaubensrichtungen. Das wäre eine Bereicherung gewesen."