Duisburg. Trotz Rekordbeschäftigung in Duisburg und vieler freier Stellen gibt es in Duisburg fast 14.000 Langzeit-Arbeitslose. Das sind die Gründe dafür.
Fehlende Berufsabschlüsse und berufliche Qualifikationen bleiben die größte Hürde für Duisburger, die nach dem Verlust des Arbeitsplatzes eine neue Anstellung suchen. „Es ist der entscheidende Faktor für die Dauer der Arbeitslosigkeit“, betonten Frank Böttcher, Leiter des Jobcenters und Marcus Zimmermann, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, beim gemeinsamen Bilanzgespräch zur Entwicklung des Duisburger Arbeitsmarktes im vergangenen Jahr.
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Die nachträgliche Qualifizierung von langzeitarbeitslosen Frauen und Männern wird vor allem für das Jobcenter in diesem Jahr schwieriger, weil im Budget für Eingliederungshilfen nach 67 Millionen Euro in 2022 in diesem Jahr nur 59,2 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Tatsächlich verfügbar wird wohl noch weniger sein, weil auch die erwartbaren Lohnerhöhungen für die 860 Beschäftigten aus diesem Etat bestritten werden müssen.
Jobcenter-Chef: Kürzungen bei Eingliederungshilfen sind für Duisburg sehr ärgerlich
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„Das ist ungerecht und auch ärgerlich, weil wir unsere Mittel 2022 dank gut aufgestellter Qualifizierungsträger zu 100 Prozent ausgeben konnten“, so Böttcher. Er setzt sich im Sprecherkreis der Jobcenter-Chefs auf Bundesebene für die Übertragung von Budgets ein, die bei anderen Jobcentern nicht verbraucht werden: „Wir brauchen da mehr Flexibilität.“
Der Mangel an Fachkräften, in Branchen wie der Gastronomie auch an Arbeitskräften, führe dazu, „dass sich der Arbeitsmarkt von krisenhaften Entwicklungen abgekoppelt hat“, stellt Marcus Zimmermann fest. „Die Firmen halten ihre Leute, statt zu entlassen, denn sonst sind die Leute weg.“ Die Zahlen hätten sich deshalb auch in Duisburg trotz Corona-Nachwirkungen und Ukraine-Krieg positiv entwickelt. So ist die Zahl der Frauen und Männer im Jahresdurchschnitt von 31.833 auf 31.597 gesunken (-0,7 Prozent). Zimmermann: „Natürlich ist die Quote von 12,2 Prozent immer noch deutlich zu hoch.“
Zu viele Langzeit-Arbeitslose trotz Rekordbeschäftigung in Duisburg
Im 15-jährigen Langzeit-Vergleich bleiben die Spuren sichtbar, die Finanz- und Euro-Krise, der Krieg in Syrien und die Pandemie auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen haben: 2008 lag die Zahl der Arbeitslosen bei 30.903 – sie wurde seither nur in den beiden Boom-Jahren 2018 (29.072) und 2019 (27.831) unterschritten.
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Dabei verzeichnet die Statistik für Duisburg aktuell eine Rekordbeschäftigung: 179.307 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sind fast 10.000 mehr als 2008 (169.916). Dennoch bleibt es bei einem hohen Sockel von 13.989 Menschen, die seit mehr als einem Jahr ohne Arbeit sind. Erfreulich, dass diese Zahl im vergangenen Jahr um 893 Frauen und Männer gesunken ist, die sogenannten „Vermittlungshemmnisse“ verschärften sich bei vielen Langzeit-Arbeitslosen aber noch, beobachtet Frank Böttcher: „Wenn zu mangelnder Qualifikation und gesundheitlichen Einschränkungen auch noch Schulden kommen, dann wird es ganz schwer.“
Deshalb, so die beiden Geschäftsführer, gebe es auch keinen Widerspruch zwischen der hohen Sockel-Arbeitslosigkeit und 4780 freien Stellen in Duisburg, für die im Jahresdurchschnitt Bewerber gesucht wurden. Für über 70 Prozent der Jobs wurden entweder Fachkräfte (59,2 Prozent), Spezialisten (10 Prozent) oder Experten (10,8 Prozent) gesucht, Helfer waren nur für 5,9 Prozent der Jobs gefragt.
Zu viele Duisburger ohne Arbeit mangelt es an beruflicher Qualifikation
Ziemlich genau umgekehrt ist die Relation bei den Langzeit-Arbeitslosen in Duisburg: Drei Viertel (75,9 Prozent) sind lediglich als Helfer qualifiziert, nur 18,2 Prozent Fachkräfte, auf Spezialisten und Experten entfallen jeweils nur 1,3 Prozent. „Wer einen Berufsabschluss hat, wird vom Arbeitsmarkt zumeist schnell wieder aufgenommen“, sagt Marcus Zimmermann. Die Qualifizierung im Schulterschluss mit den Trägern voranzutreiben sei deshalb ein gemeinsames Ziel von Agentur und Jobcenter für 2023. Dabei helfen soll die Hartz IV-Reform, nun gibt es Bürgergeld-Bonus und Weiterbildungsgeld. „Wer sich für Qualifizierung begeistern soll, muss genug zu essen haben“, sieht Frank Böttcher darin wichtige Anreize.