Duisburg-Hamborn. Mit einem Jahr Verspätung bezieht das Jobcenter Duisburg-Nord das alte Stadtbad in Hamborn. Was das Gebäude von 1923 zu einem echten Juwel macht.
„Wir sind auf der Zielgeraden“, sagt Jobcenter-Chef Frank Böttcher mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Endlich könnte man ergänzen, denn der eigentliche Plan war, dass das Jobcenter im Norden bereits im Frühjahr 2022 als neuer Mieter ins alte Stadtbad ziehen sollte. Aber das Warten hat sich gelohnt – das Jobcenter eignet sich zur Vorzeigeimmobilie. Dieser Eindruck drängt sich auf, sobald man das Haus betritt. Und das, obwohl Handwerker noch zahlreich und eifrig zu Werke gehen. Es riecht noch nach Teppichkleber, und in den ersten Büros sorgen Reinigungskräfte für Sauberkeit.
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„Das Haus ist ein Juwel“, bescheinigt auch Frank Böttcher. Und weiter: „Ich bin viel in Jobcentern in Deutschland herumgekommen. Das hier ist wirklich etwas ganz Besonderes.“ Sofort fallen die freigelegten und aufgearbeiteten Backsteinwände auf. In vielen Büros ist die originale Decke erhalten geblieben, die silbernen Lüftungskanäle wurden nicht versteckt. Wo eine neue Decke hermusste, wurde mit hellem Holz gearbeitet. Die großen Fenster lassen viel Licht hinein. Kein Zweifel: Das ist angesagter Industrie-Chic pur.
Das frühere Schwimmbecken ist auch nicht mehr wiederzuerkennen. „Es wurde halbiert. Auf die eine Hälfte haben wir neue Büros gesetzt, die andere Hälfte wurde zum Innenhof“, erklärt Birgit Mölders, stellvertretende Leiterin des Jobcenters. Der Innenhof wird übrigens nicht begehbar sein. Wegen des nahen Grillo-Chemiewerks muss es möglich sein, das gesamte Gebäude hermetisch abzuriegeln – sollte es zu einem Unglück dort kommen. Deshalb können die Fenster nicht geöffnet werden. Lediglich die Feuerwehr hat die Lizenz zum Lüften. Und die gilt auch nur im Fall eines Brandes im Jobcenter.
Fassade, Eingangsbereich und Treppenhaus des Duisburger Gebäudes stehen unter Schutz
Das alte Stadtbad aus dem Jahr 1923 ist in Teilen ein Denkmal. Fassade, Eingangsbereich und Treppenhaus stehen unter Schutz. Die Treppenbeläge sind also noch original, genauso das Treppengeländer. Da es zu niedrig ist, um Sicherheitsstandards zu genügen, wurde ein passendes neues Geländer dahintergesetzt.
Jobcenter im Stadtbad
Die 160 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ziehen Ende Februar ein und können sich also auf schicke Büros freuen – und das haben sie sich auch verdient. Seit dem Auszug aus dem alten Gebäude des Jobcenters im Juni 2021 arbeiten sie in Containern. Die sind zwar ganz komfortabel eingerichtet, die Beschäftigten hatten aber auch mit Widrigkeiten zu kämpfen: „Im Regen zum Toilettenwagen laufen, zugefrorene Zuflüsse, mal zu warm, mal zu kalt in den Containern“, zählt Birgit Mölders auf.
Dank der inzwischen elektronischen Leistungsakten und Video-Beratung konnten viele aus dem Homeoffice arbeiten. „Letztlich war aber viel Kommunikation und Motivation nötig“, sagt Frank Böttcher. Die ersten Männer und Frauen vom Jobcenter konnten schon spinksen und zeigen sich genauso begeistert von ihrer neuen Wirkungsstätte wie die Jobcenter-Leitung.
Die Beteiligten rechnen damit, dass es sicher einige Menschen in Hamborn gibt, die sich dafür interessieren, was aus ihrem alten Stadtbad geworden ist. Sie werden auf eine Stippvisite vorbeischauen. „Das ist natürlich in Ordnung“, sagt Birgit Mölders.
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Allerdings bekommen die Mitarbeiter 14 Tage Vorsprung. „Sie sollen sich erst einmal in Ruhe akklimatisieren und mit dem Gebäude vertraut machen.“ Das hat immerhin eine Fläche von 7500 Quadratmetern, und das Team hat wegen Corona und der Container-Situation schon lange nicht mehr in einem Gebäude zusammengearbeitet. Neugierige und Jobcenter-Kunden sind also ab Mitte März willkommen.
>> Warum der Umbau des Stadtbades Hamborn so lang gedauert hat
- „Als wir im Herbst 2018 erstmals mit der Taschenlampe ins Gebäude rein sind, da wussten wir: Das wird ehrgeizig“, sagt Birgit Mölders. Das Gebäude wurde während des Umbaus erneut verkauft. Das sorgte für massive Verzögerungen.
- Wie bei fast jedem Umbau derzeit gilt auch für das Jobcenter: Wegen Corona und Lieferengpässen (zum Beispiel bei Holz) dauerte alles länger als gewohnt. Hinzu kommt, dass beinahe nichts „von der Stange“ verbaut wurde. So gibt es im gesamten Gebäude kein einziges Fenster mit Standardmaß.
- Bei einem Einbruch wurde außerdem noch die komplette Steuerungsanlage der Lüftung gestohlen. „Natürlich ist die Verzögerung ärgerlich und es war eine schwierige Zeit. Aber weil wir kein Geld einnehmen, können wir auch keine Ausfälle geltend machen“, so Frank Böttcher.