Duisburg. Ein Duisburger Gymnasium fährt seit über 25 Jahren in die Berge. In anderen Schulen wachsen die Zweifel. Wie Lehrer über Skifreizeiten denken.

Sie fahren nach Winterberg, Südtirol oder ins Zillertal, manche schon in der siebten Klasse, andere erst kurz vor der Oberstufe: Skifreizeiten haben an vielen Duisburger Schulen lange Tradition. Der Klimawandel, gestiegene Preise und die Frage der Nachhaltigkeit sorgen jetzt etwa in Essen teilweise für eine Abkehr. Was sagen Duisburger Lehrerinnen und Lehrer?

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Die Schülerinnen und Schüler des Franz-Haniel-Gymnasiums verbringen gleich die erste Schulwoche des neuen Jahres im Schnee, am Kopernikus-Gymnasium in Walsum geht es erst Ende März los. Hier steht die Skifahrt fest im Schulprogramm. Seit über 25 Jahren besteht das Angebot an der Schule im Duisburger Norden, sagt Erprobungsstufenkoordinatorin Sabine Schiffer. Mit knapp über 80 Kindern fährt fast die komplette Jahrgangsstufe 9 ins Zillertal. Nur eine kleine bilinguale Klasse hat sich für eine Fahrt nach England entschieden.

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Schule in Duisburg über Skifreizeit: „Die Fahrt ist das Highlight der Schullaufbahn“

Die Fahrten werden immer weit im voraus geplant und gebucht, sagt die Deutsch- und Biolehrerin. Die Schule habe viel investiert, um zehn Kolleginnen und Kollegen zu Skilehrern auszubilden. Dennoch sei bei einem Elternabend im vergangenen Jahr diskutiert worden, ob an den Skifreizeiten festgehalten werden soll, „weil die Kosten sehr gestiegen sind“. Angemeldet hätten sich am Ende alle. Sie fahren für 460 Euro nach Österreich, werden dort in kleinen Gruppen von ihren Lehrern unterrichtet.

„Die Fahrt ist das Highlight der Schullaufbahn“, sagt Schiffer. Größere Verletzungen habe es in all den Jahren kaum gegeben. Ihr sei allerdings klar, dass vieles im Wandel ist. „Wir versperren uns dem nicht.“ Es sei schwer, eine so große Gruppe in diesem Alter zu begeistern und alternative Ziele für Klassenfahrten zu finden. Ein neues Projekt sei jedoch im Aufbau, das eine Gruppe von Zehntklässlern im August über die Berge führen will: Across the alps heißt es und ist erst mal auf 14 Jugendliche begrenzt.

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„Across the alps - Kopernikus goes nature“ heißt ein Projekt des Walsumer Gymnasiums: Zu Fuß wollen zum zweiten Mal Schülerinnen und Schüler im Sommer die Alpen überqueren – von Oberstdorf nach Meran.
„Across the alps - Kopernikus goes nature“ heißt ein Projekt des Walsumer Gymnasiums: Zu Fuß wollen zum zweiten Mal Schülerinnen und Schüler im Sommer die Alpen überqueren – von Oberstdorf nach Meran. © Sabine Schiffer | Kopernikus Gymnasium

„Leidenschaftliche Debatte“ in der Schulpflegschaft

An der Gesamtschule Duisburg-Süd ist die Debatte im vollen Gange. Rund 20 Kinder einer Ski-AG fahren in Kooperation mit weiteren Schulen aus dem Ruhrgebiet in den Schnee. Bei der letzten Schulpflegschaft sei das aber „leidenschaftlich“ diskutiert worden, sagt Dr. Sandra Kupfer. Ein Teil der Elternschaft sei der Meinung, dass man an dieser Tradition nicht festhalten sollte, erzählt die Schulleiterin. Persönlich teilt sie diese Einschätzung, nicht zuletzt, weil die Schneefallgrenze laut Klimaforschern stetig steigt. Sie betont aber: „Für Schülerinnen und Schüler hat der Erlebnischarakter dieser Fahrten einen ganz hohen Stellenwert.“

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Zuletzt habe es eine alternative Fahrt in die Berge gegeben, wo es um das Gletschersterben ging. „Der Umweltaspekt stand da stärker im Vordergrund“, berichtet Kupfer. In diese Richtung müsse man nun denken. Umweltschutz könne aber auch täglich gelebt werden: Sie selbst radelt täglich 48 Kilometer für ihren Dienstweg, will so ihre persönliche CO2-Bilanz verbessern – und zugleich Vorbild sein für jene, die selbst für zwei Kilometer mit dem Auto gebracht werden.

Skifahrt an der NRW-Sportschule

Ein klares Votum für die jährliche Tour ins Sauerland fiel an einer Duisburger Schule, die nicht namentlich genannt werden möchte. Allerdings werde hier der Klimawandel dafür sorgen, dass das Thema zeitnah wieder auf die Agenda kommt, sagt der Schulleiter mit Verweis auf die Bilder von grünen Wiesen und schmalen Streifen Kunstschnee.

An der Gesamtschule Meiderich sind lediglich 2020 einmal Kinder in eine Skifreizeit gefahren. Das Pilotprojekt ist coronabedingt aber wieder eingeschlafen, berichtet Schulleiter Bernd Beckmann. Diese Art von Klassenfahrt stehe ohnehin nicht im Schulprogramm, sie sei auf Initiative zweier Sportlehrer entwickelt worden und werde aktuell nicht weiter verfolgt.

Dabei gehört die Gesamtschule zum Verbund der drei NRW-Sportschulen in Duisburg. Von ihnen bietet aber nur die Lise-Meitner-Gesamtschule Skifahrten an. Dort können Kinder der Jahrgänge 8, 9 und 10 teilnehmen. Für 449 Euro geht es Ende Januar für eine Woche ins italienische Ahrntal.

Für viele Kinder ist die Skifreizeit einer der Höhepunkte ihrer Schullaufbahn, sagt Sabine Schiffer vom Kopernikus-Gymnasium im Duisburger Norden.
Für viele Kinder ist die Skifreizeit einer der Höhepunkte ihrer Schullaufbahn, sagt Sabine Schiffer vom Kopernikus-Gymnasium im Duisburger Norden. © Sabine Schiffer | Kopernikus Gymnasium

>>RICHTLINIEN FÜR KLASSENFAHRTEN

  • Klassenfahrten gelten laut NRW-Schulministerium als „wichtiger Bestandteil der Bildungs- und Erziehungsarbeit der Schulen“.
  • Schulkonferenzen können das jährliche Fahrtenprogramm bestimmen, also Anzahl, Dauer, Ziele und auch Kostenobergrenzen. Sie können nicht beschließen, dass keine Schulfahrten mehr stattfinden.