Duisburg. In Duisburg sind viele Schüler auf Klassenfahrt. Derweil wird in den Schulen diskutiert: Welche Kosten können wir 2023 den Eltern noch zumuten?
Sie sind zur Zeit in Wien, London, Straßburg, in der Eifel und im Sauerland, in Hamburg und Berlin: Duisburgs Schülerinnen und Schüler sind auf Klassenfahrt.
Eine Übernachtung in der Grundschule, eine Kursfahrt in der Unterstufe, je eine Reise in der Mittel- und in der Oberstufe: Klassenfahrten gehören zur Schule wie Mathe und Physik. Corona bremste viele Fahrten aus. In diesem Jahr fliegen wieder alle aus. Parallel müssen aber die Touren für 2023 geplant und gebucht werden. Angesichts der überall steigenden Kosten stellt sich die Frage: Wohin geht die Reise bei den Preisen? Und was ist noch bezahlbar?
Budgets für die Klassenfahrten werden auch in Duisburg in Schulkonferenzen festgelegt
An den Schulen in Duisburg gibt es unterschiedlichste Angebote – manche setzen auf Bewegung bei Skifreizeiten, andere auf Austausch für Sprachenlerner und alle auf die Stärkung des Klassenverbands durch Begegnungen weit weg von Tafelschwamm und Kreide. Was das kosten darf, beschließen die gewählten Vertreter in den Schulkonferenzen – mit unterschiedlichen Schmerzgrenzen.
Am Mannesmann-Gymnasium wurde die Erhöhung der Reisebudgets bereits im Vorjahr beschlossen, auf maximal 500 Euro für Auslandsfahrten, auf 350 Euro für Inlandsfahrten, berichtet Schulleiter Dr. Stefan Zeyen. Die nächsten Fahrten nach England wurden aber bereits ausgesetzt, weil hier die Preissteigerungen am deutlichsten spürbar sind.
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Die Sprachenfahrten in der Jahrgangsstufe 10 Richtung Italien und Frankreich finden noch statt, sie wurden im Vorjahr gebucht. Aber schon da war klar, dass sie mit 450 Euro „nicht mehr darstellbar“ sind, bedauert er. Die Abschlussfahrten der Q2, also der angehenden Abiturienten, gehen Richtung Manchester, den Erdkunde-LK führt es nach Berchtesgaden.
Klassenfahrten sind „unverzichtbar“
Um mit dem Geld auszukommen, würden inzwischen einige Lehrer von Samstags bis Donnerstags fahren, „dann gibt es günstigere Konditionen“, berichtet der Schulleiter.
Beschlossen sei bereits, dass mit dem ersten G9-Jahrgang in Stufe 10 auch wieder eine Abschlussfahrt eingeführt wird. „Sie wird aber im Inland stattfinden“, betont Zeyen. Wichtig für Klassenfahrten sei einerseits, dass sie an den Unterricht angebunden sind, andererseits gehe es ums Teambuilding, „und das geht auch in Hückeswagen“. So oder so – er hält Fahrten für „unverzichtbar“, für den bilingualen Zweig seiner Schule sei es sogar „eine Katastrophe, nicht ins englischsprachige Ausland fahren zu können“.
Das kann Henning Korsten, Schulleiter der Gesamtschule Walsum, nur bestätigen. Er hält Fahrten ebenfalls für unverzichtbar, „wir müssen den Schülerinnen und Schülern die Welt öffnen, wir müssen ihnen zeigen, was sie nicht kennen“.
Über das Bildungs- und Teilhabegesetz wird die Teilnahme von Kindern finanziert, deren Eltern staatliche Hilfen bekommen. Sorgen bereiten ihm jene Eltern, die berufstätig sind, aber trotzdem am Existenzminimum leben. Wenn die Schulkonferenz eine Budgeterhöhung auf 500 Euro beschließen würde, „könnten wir die Hälfte der Kinder hier lassen“, verdeutlicht er. Manche Kinder dürfen aufgrund von Ordnungsmaßnahmen nicht mitfahren, aber je nach Preis wäre es auch noch eine Sozialauswahl, „und das kommt für uns nicht in Frage“.
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Eltern sparen ein Jahr für die Klassenfahrt
Die sechs zehnten Klassen fahren jetzt nach Antwerpen, Wien und Hamburg, wegen der Engpässe bei Busunternehmen teilweise mit dem Zug. Die Eltern der rund 170 Kinder zahlen dafür 300 Euro. Im nächsten Jahr werden es 350 Euro sein, so hat es die Schulkonferenz beschlossen. „Dafür fangen viele schon jetzt an, zu sparen“, beobachtet Korsten.
Wo die Reise hingeht, ist ihm im Prinzip egal, Auslandsreisen seien nicht prinzipiell teurer. Für die Oberstufe ist eine Tour nach Berlin gesetzt. Ansonsten müsse es ins Budget passen, je nach Programm könne der Gardasee günstiger sein als Hamburg. Sparen könne man außerdem, wenn ein Lehrer in einer Stadt ortskundig ist und die Touren selbst leiten kann.
An der Gesamtschule Meiderich reist die Oberstufe nach London, Stockholm und Wien. Knapp 400 Euro ohne Taschengeld kosten die Kursfahrten, sagt Schulleiter Bernd Beckmann. Die 6er fahren an die Nordseeküste für rund 300 Euro. Da vor der Wirtschaftskrise gebucht wurde, seien die Preise noch ok. Für 2023 habe er Angebote vorliegen, die er auch noch als „marktverträglich“ bezeichnen würde, „aber ich habe schon Sorge, wie sich der Markt entwickeln wird“.
An Fahrten für Sprachkurse festhalten
Am Landfermann-Gymnasium muss die Schulkonferenz die Höhe der Reisekosten noch beschließen. Schulleiter Dr. Christof Haering will mit dem Vorschlag in die Diskussion gehen, das Budget für die Oberstufe um 10 Prozent zu erhöhen, von 430 auf 480 Euro, das ist für ihn aber auch die Schmerzgrenze.
An Austausch-Fahrten rund um die Sprachkurse würde er gern festhalten, alle anderen Fahrten könnten auch innerhalb Deutschlands stattfinden. Perspektivisch könne es passieren, dass bei weiteren Preissteigerungen Fahrten gedeckelt oder gekürzt werden. Schlimmstenfalls müssten sie ganz gestrichen werden.
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>>FÖRDERVEREINE HELFEN BEI DER FINANZIERUNG VON KLASSENFAHRTEN
- An den meisten Schulen gibt es Fördervereine, die Eltern unterstützen, wenn sie die Kosten nicht sofort stemmen können. Meist gibt es dann ein zinsfreies Darlehen, dass zurückgezahlt wird. Viele Klassenlehrer eröffnen schon im Vorjahr der Reise ein Konto, auf dem die Eltern die Summe ansparen können.
- Der Freiplatz für Lehrer, den manche Reiseveranstalter gewähren, wird häufig nicht als solcher genutzt. Stattdessen werden damit die Kosten für alle reduziert, sagt Dr. Stefan Zeyen vom Mannesmann-Gymnasium. Die Teilnahme der Lehrer gilt als Dienstreise und wird aus einem gesonderten Topf finanziert, „der wurde aber auch schon lange nicht mehr erhöht“, bedauert der Schulleiter.